Schach

Böblinger Schachturnier_ Schachbetrug 1998

schach2018 - 30. Dez '24
>>"Genial reingefunkt"

Das internationale Schachturnier, die Böblinger Open, wird zum 40. Mal ausgetragen. Berühmt wurde das Event 1998 durch ein Täuschungsmanöver. <<

Hier ausführlich:
taz.de/Schach-Betrug/!6055697/
shaack - 30. Dez '24
Ja, interessant. Betrug ist nicht nur ein Problem beim Online-Schach. Niemand weiss ja, wieviel Betrug bei großen Turnieren nicht entdeckt wird. Daher meine ich auch, dass man das nur auf sozialer Ebene lösen kann. Alles andere wäre ein Kampf gegen Windmühlen für den auch noch immense Rechenleistung nötig ist. Daher möchte ich an der Stelle auch dazu appellieren, falls hier jemand Engines nutzt, dann ist das hier nicht der richtige Server. Spielt dann einfach woanders. Das Gleicht gilt für Unfreundlichkeit, die sich zum Glück einfacher entdecken lässt.
toby84 - 30. Dez '24
Wenn fernschach in seiner eigentlichen form hier jetzt offiziell nicht mehr erwünscht ist, sollte die chessmail-hilfeseite auf jeden fall entsprechend umformuliert werden.
shaack - 30. Dez '24
Ne, ich sag mal so, wenn jemand mit Engine spielen will, dann ist das ja auch OK. Nur sollte das dann auch klar sein. Das heisst, eventuell eher eine Kennzeichnung "Ich bin Engine Spieler". Mit geht es um Betrug, also darum Unsportlichkeit zu unterbinden.
double_pawn - 30. Dez '24
Man könnte doch direkt auf der Startseite vermerken, dass Engine Nutzung hier nicht erwünscht, oder besser noch, nicht erlaubt ist.
Vabanque - 30. Dez '24
Das würde m.E. gar nichts ändern. Ich habe hier noch nie einen einzigen User angetroffen, der Engine-Gebrauch zugegeben hätte.
Vabanque - 30. Dez '24
>>Das internationale Schachturnier, die Böblinger Open, wird zum 40. Mal ausgetragen. Berühmt wurde das Event 1998 durch ein Täuschungsmanöver.<<

An den Fall Clemens Alwermann erinnere ich mich noch gut ... es hat damals auch eine Weile gebraucht, bis der Betrug aufflog.
Alapin2 - 30. Dez '24
double_pawn : da haben wir eben leider das Problem mit der Beweispflicht.
Die ganz Raffinierten bringen zwischendurch auch mal eigene Züge mit rein.Oder nehmen den Zweitbesten(der immer noch reicht).Da kommt man dann nicht auf 90+
Prozent Übereinstimmung mit der Maschine.
Vabanque - 30. Dez '24
>>Die ganz Raffinierten bringen zwischendurch auch mal eigene Züge mit rein.<<

Und wenn sie dann wieder schlecht zu stehen beginnen, schalten sie die Engine wieder ein.

>>Da kommt man dann nicht auf 90+
Prozent Übereinstimmung mit der Maschine.<<

Ja, aber man merkt es halt, wenn man die Partie hinterher durch Stockfish durchlaufen lässt, an den entweder phasenweisen Übereinstimmungen der Züge mit den Zugvorschlägen der Engine, oder an der Übereinstimmung mit den zweiten oder dritten Vorschlägen der Engine.
shaack - 30. Dez '24
Der ganze Aufwand nur um nicht selber nachdenken zu müssen. Da habe ich einen guten Tipp: Wer beim Schachspiel nicht nachdenken möchte, sollte einfach nicht Schach spielen, sondern was anderes in der Zeit machen. Ganz einfach. 😂
double_pawn - 30. Dez '24
@Alapin2

Es geht nicht um die Beweispflicht.
Sondern ob ein Schachserver generell die Nutzung von Engines untersagt.
Alapin2 - 30. Dez '24
Untersagen reicht doch manchmal nicht.Wie willst Du denn den Verstoß nachweisen? Don Quichotte ??
Vabanque - 30. Dez '24
Regeln und Verbote bringen nur dann etwas, wenn ihre Einhaltung auch durchgesetzt werden kann.
schach2018 - 30. Dez '24 Bearbeitet
Fazit: Ja, es bleibt bei einem Apell an alle Chessmail-User :in !
schach2018 - 01. Jan '25 Bearbeitet
Habe noch ein YT-Video zum Thema "Betrug im Schach" gefunden. Einfach zusammengefasst mit Beispielen aus der Praxis. Keine neuen Erkenntnisse:

m.youtube.com/watch?v=57uNgJyYUhA

PS: Frohes neues Jahr! 🍀⚕️🎯✨️
Hasenrat - 01. Jan '25
Böblingen wollte ich auch immer mal mitspielen.
Vabanque - 01. Jan '25
Ich verwechsle Böblingen immer mit Bobingen.
Hasenrat - 01. Jan '25
🤣
FCAler - 01. Jan '25
Woher kennst Du Bobingen?

Die Nachbar-Ortschaft von Bobingen ist Wehringen und da wohne ich.
ichbineinwehringer.jimdofree.com/
Hasenrat - 01. Jan '25
👍
Vabanque - 01. Jan '25
>>FCAler - vor 5 Std.
Woher kennst Du Bobingen?<<

Ich habe mal, vor über 20 Jahren, im Augsburger Raum Schach gespielt.
FCAler - 01. Jan '25
Bei welchem Verein denn, ich kenne da fast alle im Schwbischen Raum.
Selber habe ich von 1987 bis 2013 für Bobingen gespielt wo ich in 2 Phasen insgesamt 8 1/2 Jahre 1. Vorstand war.
Nach einem Streit mit meinem Spiel-Leiter, habe ich dort alle Ämter niedergelegt und im Juni 2013 in Wehringen aus dem Stand heraus, dort die Schachfreunde Wehringen gegründet habe und den Verein gute 6 Jahre geführt. Eben bis sich auch Ähnliches wie in Bobingen ereignet hat und ich auch in Wehringen alle meine Ämter niederlegte. Danach musste ich mit ansehen wie der Verein langsam dann zugrunde ging.
Im 10 Jahr nach der Vereinsgründung, wo man eigentlich ein Fest hätte feiern können, wurde von meinen Nachfolgern der Verein leider aufgelöst, weil einige Spieler "keine Punktspiele" mehr spielen wollten!

Seit 3 Jahren bin ich nun Mitglied in Königsbrunn (Zuerst 1 Jahr Zweit-Mitglied) und nach der Auflösung der SF Wehringen, werde ich dort (ohne jegliche Verantwortung) als aktiver Viel-Spieler, in den 3 unteren Mannschaften eingesetzt werde.

Allen Schachspieler/innen wünsche ich ein erfolgreiches und gesundes Neues Jahr 2025
Vabanque - 02. Jan '25
>>FCAler - vor 10 Std.
Bei welchem Verein denn, ich kenne da fast alle im Schwbischen Raum.<<

Zeitweise beim Schachclub Inchenhofen (den gibt es wohl nicht mehr), und zeitweise beim BC Aichach. Denn in Schrobenhausen (wo ich ursprünglich herkomme) gab es keinen Schachverein (und wohl immer noch nicht, zur Schande dieser Stadt).
FCAler - 02. Jan '25
Du hast recht, einen Schachklub Inchenhofen gibt es nicht mehr und Schrobenhausen gab es wohl noch Nie!

Hier der Ligamanager: ligamanager.schachbund-bayern.de/index.htm

Ingolstadt-Freising betreffend
: ligamanager.schachbund-bayern.de/infs/ergebnisse/spielplan.htm..
Und Schwaben:
ligamanager.schachbund-bayern.de/schwaben/ergebnisse/spielplan..

Und Mittelschwaben:
ligamanager.schachbund-bayern.de/mittelschwaben/ergebnisse/spi..

Übrigens, in jedem Verein wo ich meine Arbeit nach vielen Jahren eingestellt hatte, ging es sofort Bergab.
Denn nach der Auflösung von Wehringen, hat mein damaliger Gegner in Bobingen, auch den alt eingesessenen Verein SK Bobingen, 1 Jahr später leider auch aufgelöst, siehe hier. Von
skbobingen.jimdofree.com/
"Nichts" kommt halt auch "Nichts"
Vabanque - 02. Jan '25
Ich denke, Corona hat das Aus für viele Schachvereine, die vorher schon unter Spielermangel litten, bedeutet.
FCAler - 02. Jan '25
Ja da hast Du recht durch Corona und gegensätzliche Impfanschauungen wurden auch viele Freundschaften zerstört und das "nicht" nur im Schach!
Aber da schon besonders, denn man musste bei uns ja geimpft sein, um überhaupt am Spielbetrieb (Punktspiele) teil nehmen zu dürfen!
Übrigens ich selber bin 5 x geimpft meine Frau die es sofort zu Beginn ganz schwer mit Corona mit Gesichtslähmung erwischt hat, wurde mit mir dann zum 4. mal geimpft und gleichzeitig eine Grippe-Schutzimpfung (das war meiner Meinung nach ein großer Fehler) denn beide waren wir nach einer Woche positiv, jedoch nur mit Schnupfen und Husten .
Gegen Corona, wollen wir uns Beide und meine ganze Familie (die Anderen sind alle 3 x geimpft) nicht mehr impfen lassen, Nein!
schach2018 - 10. Jan '25 Bearbeitet
Vincent Keymer hielt 2023 in München einen mehr als 30 minütigen Vortrag zum Thema "Engine und Schach".
Nach einem historischen Abriss über die Entwicklung der Engine stellte er die Denk- und Arbeitsweise der beiden Engines >>Stockfish und Lc0 << gegen- über. Die Vor- und Nachteile von Engines und deren Nutzung wurden kritisch be- leuchtet. Während des Referats nahm er hin und wieder ausgewählte bekannte Schachpartien von GM und auch die aus der Praxis zur Demonstration hinzu. Zum Abschluss stand er dem Publikum Rede und Antwort.

m.youtube.com/watch?v=IOQNVN4aX7s&pp=ygUbVmluY2VudCBrZXltZXIgV..

PS: Das theoretische Wissen über die Denk- und Arbeitsweise der Engines dürfte hier einigen vermutlich bekannt sein.
toby84 - 10. Jan '25
mich irritiert, dass dieser beitrag im schachbetrug-thread steht. in dem vortrag geht es doch gar nicht um betrug, zumindest wenn ich mir titel und deine inhaltszusammenfassung anschaue.
schach2018 - 10. Jan '25 Bearbeitet
Der inhaltliche Schwerpunkt des Vortrags von Vincent Keymer war allgemein die Nutzung von Engines im Schach. Cheating im Schach durch Engine wurde dabei auch kurz angerissen. Das hatte ich vergessen zu erwähnen.

Ich hätte vielleicht einen eigenen Thread dafür erstellen sollen. Einen direkten Bezug zum Böblinger Schachturnier hatte es nicht. Da Vincent Keymer aber auch den Einsatz von Engine in realen Schachpartien ansprach und hiermit dies bestätigt, habe ich mich für diesen Thread entschieden.

Die erste Frage eines Zuhörers an Vincent Keymer ging auch gleich um den Betrugsvorwurf von Carlsen an Niemann.😂
Vabanque - 10. Jan '25
>>Ich hätte vielleicht einen eigenen Thread dafür erstellen sollen. Einen direkten Bezug zum Böblinger Schachturnier hatte es nicht.<<

Sehe ich auch so.

Allerdings hätte es dann vielleicht wieder Stimmen gegeben, die gesagt hätten: 'Ist denn ein weiterer Thread über Engines wirklich nötig, wo wir schon so viele haben?'

Wie man es macht, es finden sich immer Kritiker.
schach2018 - 10. Jan '25
>>Allerdings hätte es dann vielleicht wieder Stimmen gegeben, die gesagt hätten: 'Ist denn ein weiterer Thread über Engines wirklich nötig, wo wir schon so viele haben?<<

Ja, dieser Gedanke hatte mich wirklich zu dieser Entscheidung geführt.

>>Wie man es macht, es finden sich immer Kritiker.<<

Stimmt! 😊
toby84 - 10. Jan '25
ich habe nur bei mir selbst gemerkt, dass ich sofort einen vortrag über betrugsfälle mit engine erwartet hatte und dass ich irritiert war, als die zusammenfassung so gar nichts davon enthielt.

es hätte vermutlich genügt, einen entsprechenden vermerk vorzuschieben, dass es sich nicht um einen solchen vortrag handelt. aber ich fände es auch ok, dafür einen neuen thread zu öffnen.
Vabanque - 10. Jan '25
>>Die erste Frage eines Zuhörers an Vincent Keymer ging auch gleich um den Betrugsvorwurf von Carlsen an Niemann.😂<<

Es ist zwar die zweite Frage, aber egal😊Nach ca. 38 Minuten übrigens, wer gleich an die betreffende Stelle springen will.
schach2018 - 10. Jan '25 Bearbeitet
Auch Elisabeth Pähtz wurde in einem Interview zum Betrug im Schach eine Frage gestellt.

Interviewer
>> Das zweite große Thema im Schach ist eine Betrugsdebatte: Weltmeister Magnus Carlsen verdächtigte öffentlich seinen Kontrahenten Hans Niemann, mehrfach geschummelt zu haben. Seitdem wird in der Szene viel über die Vorwürfe diskutiert. Gibt es ein generelles Betrugsproblem im Schach? <<

Elisabeth Pähtz
>>Das gibt es schon, seit es die Schach-Engines und Computerprogramme gibt, und man muss dagegen ankämpfen. Eine gute Möglichkeit ist es, Partien am Brett erst mit einer Verspätung online oder im Fernsehen zu übertragen, damit eine Hilfe von außen schwieriger wird. Das hat jetzt auch der Weltschachverband Fide endlich eingesehen, der sich jahrelang dagegen gesträubt hatte. Ich hoffe, dass das nun prinzipiell so gehandhabt wird. Aber Betrug komplett zu unterbinden ist schwierig. Vor ein paar Jahren gab es einen bulgarischen Spieler (Borislaw Iwanow, Anm. d. Red.), der hundertprozentig betrogen haben musste, auch bei Partien ohne Live-Übertragung. Das wussten alle, aber bis heute weiß niemand, wie er es gemacht hat. Dieses Beispiel zeigt, dass Betrug niemals komplett auszuschließen ist. Aber man kann ihn deutlich erschweren. <<

nd-aktuell.de/artikel/1167877.gleichberechtigung-im-schach-eli..
Vabanque - 10. Jan '25
>>Aber Betrug komplett zu unterbinden ist schwierig. Vor ein paar Jahren gab es einen bulgarischen Spieler (Borislaw Iwanow, Anm. d. Red.), der hundertprozentig betrogen haben musste, auch bei Partien ohne Live-Übertragung. Das wussten alle, aber bis heute weiß niemand, wie er es gemacht hat. Dieses Beispiel zeigt, dass Betrug niemals komplett auszuschließen ist.<<

Das ist ja wirklich interessant. Den Fall kannte ich gar nicht. Wenn dieser Iwanow es geschafft hat zu betrügen, ohne dass irgendjemand herausgefunden hat wie, warum soll es dann nicht auch Niemann gelungen sein? Allerdings, auf der anderen Seite, wie kann man behaupten, dass er 'hundertprozentig' betrogen haben muss? Welche Argumente gibt es dafür?
Vabanque - 10. Jan '25
Hat sich eigentlich jemand den Keymer-Vortrag angeguckt bzw. angehört? Vor allem seine Antworten auf die Fragen finde ich nämlich äußerst aufschlussreich für uns Partiespieler.
Oli1970 - 10. Jan '25
Ja, habe ich. Sogar komplett, hat er gut gemacht, wirkte ziemlich professionell. Den Erläuterungen durch die Partien konnten in der Geschwindigkeit vermutlich nicht allzu viele Zuschauer folgen, es waren aber tolle Beispiele, um seine Punkte zu verdeutlichen. Die Fragestunde war sehr interessant. Charmant, wie er über die/seine „gefühlte Dummheit“ sprach oder wie er über den Evaluationsbalken während einer Partie denkt. Auch klasse, dass und wie er der Niemann-Frage ausgewichen ist. Lohnte sich, sehr unterhaltsam!
hackelbaer - 11. Jan '25
Hier meine düsteren Überlegungen dazu:

Vorgeschichte

vor knapp 20 Jahren ergab sich am Rande eines Turniers zwischen Werner Stubenvoll, anderen Spieler_innen und mir ein Gespräch über die Möglichkeit zum Betrug im Tournierschach. Für ihn war das ein bedeutendes Thema, war er doch selbst als Schiedsrichter bei tournieren tätig. Für mich war es ein eher akademisches Thema, weil ich einerseits mit Software zu tun habe und andererseits Computer seinerzeit bereits seit mehreren Jahren in der Lage waren, Schachgroßmeister unter tournierbedingungen zu besiegen.
Somit lag für mich klar auf der Hand, dass die Möglichkeit zum Betrug in jedem Falle gegeben ist; dass Betrug also nicht dadurch ausgeschlossen werden kann, dass Versuche unternommen werden, die betrugswillige Spieler_in am Austausch von Informationen zu hindern.

Zahlenspiele

Zugmöglichkeiten

Zu keinem Zeitpunkt verfügt ein Spieler über mehr als 16 Figuren und keine Figur hat zu einem gegebenen Zeitpunkt mehr als 27 Zugmöglichkeiten. die jeweiligen Zugmöglichkeiten einer Figur lassen sich sortieren . Um einen Zug also eindeutig anzugeben, genügt eine Zahl zwischen 1 und 16 und eine weitere Zahl zwischen 1 und 27.

für den geneigten Hacker liegt damit auf der Hand, dass es maximal 4 Bit (also Ja/Nein-Informationen) braucht, um die Figur zu identifizieren, die gezogen werden soll und maximal weitere 5 Bit um das Zielfeld zu bestimmen. Das sind also 9 Ja/Nein-Informationen und unbeschadet der Tatsache, dass es ganz sicher noch bessere Notationen gäbe, die mit weniger Bits auskommen würden, wollen wir mit diesen 9 Bit einmal rechnen.

Bedenkzeit

In den wirklich interessanten Phasen einer Partie sind Bedenkzeiten von mehreren Minuten mehr als üblich; Nur um eine Zahl zu haben, nehmen wir Mal 5 Minuten an.

Es ist zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, ungefähr 25 Jahre her, dass zuerst ein Computer einen amtierenden Schachweltmeister unter tournierbedingungen geschlagen hat. Nehmen wir sehr konservativ an, dass sich die Leistungsfähigkeit von Computern alle fünf Jahre verdoppelt, so hat sie sich seit dem 11.05.1997, als Deep Blue Garri Kasparow schlug, 5 Mal verdoppelt also um den Faktor 32 Gesteigert. Benötigte seinerzeit der Rechner also noch 5 Minuten, um einen Zug zu berechnen, der besser war, als der des Menschen, so kann er das heute in unter 10 Sekunden.

Ergebnis

Vorausgesetzt, dass der Computer den Zug der Gegenspieler_in zum selben Zeitpunkt erhält, wie der Schummler, so bleiben fast 5 Minuten Zeit, um die oben ermittelten 9 Bit zu übertragen.

Auch hier großzügig gerundet, macht das also 30 Sekunden pro Bit.

Übertragungswege

Jetzt ist ein Bit natürlich eine recht abstrakte und technische Größe und jede denkt zunächst an hoch komplizierte Übertragungsmöglichkeiten. Das muss bei dieser geringen Informationsdichte aber überhaupt nicht sein!

Von draußen

Hier nur eine sehr kurze Liste von Dingen, die ein Bit darstellen können:
- Eine Person räuspert sich 1 oder 2 Mal.
- Ein Hubschrauber fliegt über den Tournierort oder nicht.
- Das Licht wird heller oder dunkler.
- Das Aufnahmelicht einer Kamera geht an oder aus.
- Die Schiedsrichterin greift sich an die Brille oder nicht.
Diese Liste ließe sich fast bis ins unendliche Fortsetzen und sicher würde jeder einzelne Übertragungsweg auf die eine oder andere Weise zu unterbinden sein, aber nur mit sehr hohem Aufwand alle zugleich. Und selbst dann, wenn der finanzielle Aufwand keine rolle spielte, so könnten doch immer nur die bereits bekannten Wege gesperrt werden und es ergäbe sich eine Art informationelles Wettrüsten.

Von drinnen

Bei der Festlegung, dass ein Zug erst dann den eigentlichen Spielbereich verlässt, wenn die Gegenspieler_in bereits geantwortet hat, würde sich die Übertragung natürlich deutlich verkomplizieren. Schließlich müsste die Information den Spielort ja ebenso geheim verlassen, wie oben nur für das erreichen des Spielortes angenommen. Und auch wenn es dafür deutlich weniger Möglichkeiten gibt, weil ein betrugswilliger Spieler ja kaum einen Hubschrauber aufsteigen lassen kann, so ergibt sich daraus kein grundsätzlicher Unterschied, sondern lediglich eine geringere Wahrscheinlichkeit.

Und nachträglich?

Es gibt schon eine ganze Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Zug von einem Menschen oder einem Schachprogramm gemacht wurde und wenn ich mit meinem bescheidenen Fähigkeiten plötzlich gegen einen Magnus Karlsson etwas Anderes als eine jämmerliche Figur machen würde, so würde die Gesamtwahrscheinlichkeit dafür, dass ich ohne Computer-Unterstützung gespielt habe, so nahe bei 0 liegen, dass Mensch es als unmöglich ansehen kann.

Jetzt ist aber jemand, der einen solchen Spieler ernsthaft herausfordert in aller Regel auch ganz ohne Computer-Unterstützung ein veritabler Spieler. Schließlich muss er ja auch erst einmal dort hin kommen, wo sich ein erheblicher Aufwand fürs Schummeln lohnt. Seine Wahrscheinlichkeit, dass er diese oder jene Partie ohne Computer gespielt hat, wäre also wesentlich höher als bei mir. Zumal deshalb, weil wir uns ja auch in einem Zeitalter befinden, da Computer echte Trainingspartner darstellen und sich die Spielweise von Menschen dadurch der von Computern zwangsläufig annähert.

Das traurige Ende

Früher oder später werden wir eine Weltmeister_in haben, die zwar eine gute Spieler_in ist, aber letztlich doch nur eine Marionette eines Computers und wir werden das vielleicht noch nicht einmal herausfinden.


Und ich?

Ich persönlich bin froh, dass ich hier auf CM, wo ich neidvoll Richtung Rang 8 schiele, kaum in den Verdacht geraten werde, mich von einem Blechdeppen beraten zu lassen. Auch dürfte ich kaum in den Fokus eines solchermaßen beratenen Punktegeiers geraten. Außer vielleicht das eine oder andere Mal per Zufall. Das kostet dann eben mal 10, 15 oder 20 Punkte; die kriege ich locker wieder rein, wenn ich dann wieder gegen ebenbürtige Bio-Patzer spiele.

Ich bin der Überzeugung, dass Mensch es merkt, wenn er gegen einen Computer spielt und zum Glück brauche ich für den Klick auf den Ignorieren-Button keine Beweise.

Und bei Turnieren?

Verlasse ich mich auf den Spielleiter, weil beim Auslosen oder Tabelle Erstellen kann ich ihr ja auch nicht über die Schulter schauen.

Insofern finde ich die Regeln hier gut, so wie sie sind.
Vabanque - 11. Jan '25
>> weil wir uns ja auch in einem Zeitalter befinden, da Computer echte Trainingspartner darstellen und sich die Spielweise von Menschen dadurch der von Computern zwangsläufig annähert.<<

Das ist eine Behauptung, die man erstaunlich oft liest, für die ich aber noch nie einen Beleg gefunden habe. Im Gegenteil, ich habe viele GM-Partien auch mit begleitender Engine analysiert und nichts festgestellt, was diese Behauptung stützen könnte.

>>Früher oder später werden wir eine Weltmeister_in haben, die zwar eine gute Spieler_in ist, aber letztlich doch nur eine Marionette eines Computers und wir werden das vielleicht noch nicht einmal herausfinden.<<

Bisher sind wir jedenfalls weit davon entfernt, wie die letzten beiden Weltmeisterschaftskämpfe (Ding-Nepo und Ding-Gukesh) gezeigt haben. Beide Kontrahenten haben sehr 'menschlich' gespielt. In kritischen Situationen fanden beide recht häufig nicht DEN Zug, also den einzigen, der den Vorteil festgehalten oder das Remis gerade noch gehalten hätte.

>>Ich bin der Überzeugung, dass Mensch es merkt, wenn er gegen einen Computer spielt<<

Auch das bezweifle ich. Es gibt freilich Indizien, die den Verdacht wecken. Man muss aber selber stark genug spielen, um sagen zu können, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Mensch auf diesen oder jenen Zug gekommen wäre. Das 'Gefühl', gegen eine Engine zu spielen, kann trügen. Gleichzeitig behaupte ich, dass ein Engine-Spieler es durch Einstreuen schwächerer Züge (z.B. eigener Züge) so raffiniert anstellen kann, dass man es nicht merkt. Freilich, wenn es so ist, dass mich jemand mit einer Serie von besten Zügen total an die Wand spielt, dann aber drei so schwache Züge einstreut, dass ich sogar wieder in Vorteil bin und Hoffnung habe, danach das Spiel aber durch irrsinnig starke Züge erneut an sich reißt (wie es mir neulich hier auch passiert ist), dann halte ich das für kein sehr raffiniertes Verfahren, Engine-Nutzung zu verschleiern. Das muss man schon subtiler machen, wenn man keinen Verdacht wecken will. Dafür ist aber eine einigermaßen hohe eigene Spielstärke nötig. Ich weiß nicht, ob ich selber es hinkriegen würde, eine Engine so einzusetzen, dass niemand Verdacht schöpft (mit Ausnahme derer, die bei cm-Wertung von über 2000 generell 'Engine' brüllen). Wahrscheinlich könnte ich es schaffen, aber es wäre viel Aufwand, mehr Aufwand als alle Züge selber zu machen😉
hackelbaer - 11. Jan '25
Hallo Vabanque,

>> weil wir uns ja auch in einem Zeitalter befinden, da Computer echte Trainingspartner >> darstellen und sich die Spielweise von Menschen dadurch der von Computern
>> zwangsläufig annähert.

> Das ist eine Behauptung, die man erstaunlich oft liest, für die ich aber noch nie einen > Beleg gefunden habe.

Einen Beleg kann ich Dir dafür auch nicht liefern. Für mich gilt aber folgendes als Evident:

Immer wenn unsere Oberen von ihrem Brett aufstehen, sei es auch nach der unbedeutendsten Partie, so hacken sie sie als erstes in ihren Blechdepp, um herauszufinden, wie sie mich noch einen halben Zug früher hätten matt setzen können.

Klar! Ich schaue mir interessante Partien hinterher auch noch mal an. Ich tue das auch, um zu lernen / mich zu entwickeln. Aber ich tue das eben für mich oder mit einem Freund.

Ich finde, das macht auch viel mehr Spaß. Jedenfalls hat mein Computer bei der Analyse noch nie eine Schale Erdnüsse neben das Brett gestellt. Oder jedenfalls wäre ich mir sicher, dass er das nicht tun würde; freilich auch ohne Beweis hierfür.

>> Ich bin der Überzeugung, dass Mensch es merkt, wenn er gegen einen Computer
>> spielt

> Auch das bezweifle ich.

Und das sei Dir gegönnt. Es ist ein Gefühl und das brauche ich als Mensch nicht zu belegen :-)

Ad Astra 🕊☮

Teddy
Bluemax - 11. Jan '25
@hackelbaer
>>Und das sei Dir gegönnt. Es ist ein Gefühl und das brauche ich als Mensch nicht zu belegen :-)<<

Vermutlich weiß das SF Vabanque ebenfalls, er hat großes Schachverständnis und ne Menge Ahnung der Schachhistorie. ich würde mich schon sehr sehr wundern wenn er es nicht merkt. 😉

Nebenbei, danke für deine recht ausführliche Darstellung der Problematik unseres schönen Spieles.