Schach

Fernschach / Interview mit GM Jörg Hickl

Raven1978 - 24. Apr '05
Im BdF Newsletter April 2005 wurde anlässlich des 1.Deutschen Fernschach-Server-Open ein Interview mit GM Jörg Hickl geführt.

Insbesondere seine Äußerungen zur Computerunterstützung fand´ ich doch recht interessant und da das hier ja auch immer wieder gerne thematisiert wird, möchte ich das Interview hier mal auszugsweise posten und zur Diskussion freigeben:

Frage:
Sehr geehrter Herr Hickl, der Deutsche Fernschachbund (BdF) plant gemeinsam mit sechs
deutschen Fernschachservern ein großes Turnier, das 1. Deutsche Server-Fernschach
Open. Was halten Sie von einer solchen Idee? (Anmerkung: durch das Ausscheiden eines
Servers sind fünf teilnehmende Server verblieben; zum Zeitpunkt des Interviews war
diese Entwicklung noch nicht bekannt)

Antwort:
Die Strukturen im deutschen Fernschach sind mir leider wenig vertraut und ich kann
nur von meinen Erfahrungen im Nahschach berichten. Grundsätzlich kann man das Vorhaben,
gemeinsam etwas schaffen zu wollen, nur begrüßen. Zu oft stehen lokale Interessen
im Vordergrund und behindern die schachliche Entwicklung in ganz Deutschland.

Frage:
Die nach jetzigem Stand beteiligten Server sind in alphabetischer Reihenfolge freechess.de,
KingChess.de, mySchach.de, Playchess.de und remoteSchach.de. Kennen Sie den einen
oder anderen Server bereits, haben Sie vielleicht selbst schon mal bei einem Beteiligten
gespielt?

Antwort:
Ich habe wenig Erfahrung mit Fernschach und kenne ich mich deshalb auf den Servern
nicht aus.


Fortsetzung in Posting 2 ...
Raven1978 - 24. Apr '05
Frage:
Was halten Sie allgemein vom Schachspielen auf einem Server, insbesondere vom Fernschachspiel
auf einem Fernschachserver? Welche Auswirkungen hat das Ser-verspiel Ihres Erachtens
auf jeden einzelnen Spieler und auf das Schachspiel generell? Das Fernschachspiel
auf Servern boomt. Worin sind hierfür die Gründe zu suchen? (Anmerkung: die vorstehenden
drei Fragen wurden einzeln gestellt und von GM Hickl gemeinsam beantwortet)

Antwort:
Ein sehr schwieriges Thema. Grundsätzlich denke ich, dass das schachliche Niveau unter
der Einführung von Computerprogrammen wie Fritz sehr leidet und sinken wird. Man wird
denkfaul und stellt zu schnell die Maschine an. Der Lernprozess wird dadurch gar nicht
erst angestoßen. Das Spielen im Internet hat noch andere schwerwiegende Nachteil:
Die Partien laufen mit viel zu geringer Bedenkzeit. Viele Spieler versuchen den Gegner
"über die Zeit zu heben". Das Schachlernen spielt eine untergeordnete Rolle.
Die Anonymität wird von einigen benutzt um das latent vorhandene schlechte Benehmen
auch mal öffentlich zeigen zu können.
Besonders problematisch bei Internetschach ist der Suchtfaktor. Man spielt, auch wenn
man schon längst ins Bett gehört, immer weiter wie eine Maschine. Vor Jahren wurde
ein erster "Patient" bei einer holländischen Krankenkasse vorstellig und meldete sich
internetsüchtig. Serverschachsüchtige haben wir sicher auch schon zu viele.
Auf der anderen Seite muss man positiv die Breitenschachwirkung sehen. Schach wird
via Internet vielen Spielern näher gebracht wird, die sonst nie einen Verein aufsuchen
würden. Allerdings lernen Sie es dort nicht ausreichend. Schach hat leider keine Kultur
in Deutschland.

Frage:
Halb Spaß, halb Ernst: dürfen wir Sie als Teilnehmer des 1. Deutschen Server-Fernschach
Opens begrüßen?

Antwort:
Nein, Fernschach ist nicht mein Ding. Der Kampf Mensch gegen Mensch steht für mich
im Vordergrund. Ich möchte nicht gegen Schachcomputer antreten.

...
Bauernopfer - 25. Apr '05
vielen dank für den guten beitrag!!!!!!!!!!!!
HoirkmanSzeszht - 25. Apr '05
Was war denn daran GUT? Der hat für mich nur rumgeschwafelt. Der GM macht die Internet-Schacher runter und sieht diese nur als Konkurrenten für seine persönliche Schachabzocke.

Bin nicht scharf gegen son Pophans zu spielen...

sorry, meine persönliche Meinung!
LaskerIII - 25. Apr '05
alle formen von schach machen süchtig...

ürigens hat man auch im nahschach schon bekannte spieler
mit dem laptop auf dem klo erwischt
SteelFury - 26. Apr '05
Mich hätte man sicher auch schon erwischt .. aber ich kann mir derzeit keinen leisten! ;-)
torsten.simon - 26. Apr '05
ich fand den Beitrag sehr lehrreich,
da ich in keinen Verein spiele fand ich die Äusserungen in Bezug auf das Computerschach sehr interressant,
ich glaube im Verein spricht man über solche Sachen eher und beschäftigt sich damit,
also der Link war eine Bereicherung für mich und dafür Danke
Emanuel_Lasker - 26. Apr '05
Erst mal DANK an Raven für diese Notiz... :-)..ist doch immer wieder interessant zu erfahren, dass auch profilierte ~Nahschachspieler~ vom ~Fernschach~ überhaupt keinen 'Schimmer' haben!... :-))
Im Prinzip hat Hickl uns nichts Neues gesagt, es sind nur altbekannte Vorurteile...
Zum Ersten...macht er einen großen Fehler, wenn er Fernschach bzw. Serverschach in einem Atemzug mit Computerschach gleichsetzt...Zitat: "...Grundsätzlich denke ich, dass das schachliche Niveau unter der Einführung von Computerprogrammen wie Fritz sehr leidet und sinken wird..."
Zum Zweiten...meint er, Fernschach und Spielen auf dem Chessbase-Server 'schach.de' incl. aller Blitzspiele wären ein und dasselbe... :-)))...Zitat: "...Das Spielen im Internet hat noch andere schwerwiegende
Nachteile: Die Partien laufen mit viel zu geringer Bedenkzeit. Viele Spieler versuchen den Gegner "über die Zeit zu heben". Das Schachlernen spielt eine untergeordnete Rolle..."
Zum Dritten...soll genügen...
Das Hickl für seine Schachreisen Reklame macht, ist sein gutes Recht, denn er lebt davon (hat ja schließlich nichts 'vernünftiges' gelernt)...:-))
Gruß, E. L.
Raven1978 - 26. Apr '05
Also ich finde, dass er erstmal mit seinen Aussagen über Computerunterstützung vollkommen Recht hat.
Allerdings darf man "Computerspieler" nicht einfach mit "Fernschachspielern" gleichsetzen. Hier bei chessmail z.B. distanzieren sich die meisten ja davon mit Programmen zu spielen...

Interessant noch diese Aussage: "Schach wird via Internet vielen Spielern näher gebracht wird, die sonst nie einen Verein aufsuchen würden. Allerdings lernen Sie es dort nicht ausreichend."

Da hat er nur halb Recht. Wer immer nur spielt, erreicht zwar sicherlich irgendwann eine gewisse Stärke, wird aber nie richtig gut. Wer aber viel spielt und zusätzlich z.B. noch Lehrbücher durcharbeitet, der lernt Schach sicherlich durchaus ausreichend, um seine Worte zu benutzen...
Benzor - 26. Apr '05
Früher haben sich die Großmeister nach ihren Spielen zusammengesetzt und die Partien mit Köpfchen analysiert.Heute hat doch jeder sein Laptop und "schreddert" oder "fritzt" sich seine Analyse zurecht,und ich glaube da macht GM Hickl auch keine Ausnahme.(Er hat ja schließlich nichts 'vernünftiges' gelernt.-))

MfG.
Benzor
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