Smalltalk

Eure Lieblingsverschen

Suesshoelzchen - 16. Dez '12
Für alle, denen es Freude macht, Anderen auch eine Freude zu machen, hier die Gelegenheit, wo man sein Lieblingsverschen reinstellen kann. Und wer´s nicht mag, möge es ungelesen ergrauen lassen.

Hie mal ein Anfang:

Der Philosoph von W. Busch

Ein Philosoph von ernster Art,
Der sprach und strich sich seinen Bart:

Ich lache nie. Ich lieb es nicht,
Mein ehrenwertes Angesicht
Durch Zähnefletschen zu entstellen
Und närrisch wie ein Hund zu bellen;
Ich lieb es nicht durch ein Gemecker
Zu zeigen, daß ich Witzentdecker.
Ich brauche nicht durch Wertvergleichen
Mit andern mich herauszustreichen,
Um zu ermessen, was ich bin,
Denn dieses weiß ich ohnehin.

Das Lachen will ich überlassen
Den minder hochbegabten Klassen.
Ist einer ohne Selbstvertraun
In Gegenwart von schönen Fraun,
So daß sie ihn als faden Gecken
Abfahren lassen oder necken,
Und fühlt er drob geheimen Groll
Und weiß nicht, was er sagen soll,
Dann schwebt mit Recht auf seinen Zügen
Ein unaussprechliches Vergnügen.

Und hat er Kursverlust erlitten,
Ist er moralisch ausgeglitten,
So gibt es Leute, die doch immer
Noch dümmer sind als er und schlimmer,
Und hat er etwa krumme Beine,
So gibt's noch krümmere als seine.

Er tröstet sich und lacht darüber
Und denkt: Da bin ich mir doch lieber.
Den Teufel laß ich aus dem Spiele.
Auch sonst noch lachen ihrer viele,
Besonders jene ewig Heitern,
Die unbewußt den Mund erweitern,
Die, sozusagen, auserkoren
Zum Lachen bis an beide Ohren.
Sie freuen sich mit Weib und Kind,
Schon bloß, weil sie vorhanden sind.

Ich dahingegen, der ich sitze
Auf der Betrachtung höchster Spitze,
Weit über allem Was und Wie,
Ich bin für mich und lache nie.
Ratte72 - 16. Dez '12
Tolle Idee, Blitzebaby ;)

Um gleich mal bei W.Busch zu bleiben, was Wahres wenn auch Kurzes:

Wenn andre klüger sind als wir, das macht uns selten nur Pläsier-
doch die Gewissheit, dass sie dümmer erfreut fast immer.
duennbraddel - 16. Dez '12
Deutung eines allegorischen Gemäldes

Fünf Manner seh ich
inhaltsschwer-
Wer sind die fünf?
Wofür steht wer?

Des ersten Wams strahlt
blutigrot-
das ist der Tod
das ist der Tod

Der zweite hält
die Geisel fest-
das ist die Pest
das ist die Pest

Der dritte sitzt in
grauem Kleid-
das ist das Leid
das ist das Leid

Des vierten Schild trieft
giftignaß-
das ist der Haß
das ist der Haß

Der fünfte bringt stumm
Wein herein-
das wird der Weinreinbringer sein

R. Gernhardt
Franzzing - 16. Dez '12
A Clear Midnight

This is thy Hour O Soul,
Thy Free flight into the wordless,
Away from Books,
Away from Art
The Day erased
The lesson done
Thee fully Forth emerging
Silent, Gazing,
Pondering the Themes Thou lovest best.
Night, Sleep and the Stars


Walt Whitman, 1881
Ivanhoe - 16. Dez '12
Der Lattenzaun

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -

und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm
mit Latten ohne was herum,

ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri - od - Ameriko

Christian Morgenstern
tona - 16. Dez '12
Aus einem Vogonengedicht

Oh zerfrettelter Grunzwanzling
dein Harngedränge ist für mich
Wie Schnatterfleck auf Bienenstich.
Grupp, ich beschwöre dich
mein punzig Turteldrom.

Und drängel reifig mich mit krinklen Bindelwördeln
Denn sonst werd ich dich rändern in deine Gobberwarzen
Mit meinem Börgelkranze, wart's nur ab!

(Douglas Adams)
moffium - 16. Dez '12
STUFEN
(von Hermann Hesse)

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
underdunk - 16. Dez '12
Der Kuckuck ist ein Vogeltier, das weiß man ganz genau.
Kommt er jedoch als Hund zur Welt, dann nennt man ihn Chow-Chow.

Heinz Erhardt
tona - 17. Dez '12
Das Schnitzel
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
Bemerkte, dass ihm das missriet.
Jedoch, da er es selbst gebraten,
Tut er, als wär es ihm geraten,
Und, um sich nicht zu strafen Lügen,
Isst er´s mit herzlichem Vergnügen.

Eugen Roth
Ratte72 - 17. Dez '12
Tagein tagaus wir spielen Schach-
durchaus auch mancher in der Nacht-

Ob starker Spieler oder schwächer-
chessmail ist diesbezüglich breit gefächert-

Die Köpfe qualmen nicht nur hier-
rund um den Globus schachen wir-

Wir tauschen aus, mal Lob mal Stunk-
doch bleibt es ein genialer Bund-

So wünsche ich nicht nur dem Chef-
ein wundervolles Weihnachtsfest-

Sondern dem ganzen tollen Haufen-
auch wenn sie sich mitunter raufen-

;-)
duennbraddel - 17. Dez '12
das chessmail ist ein schrecklich Land
gar manchem mangelts am Verstand

wer täglich loggt sich immer ein
das wird ein rechter Narr wohl sein

das forum checkt er stund um stund
und denkt ein Rechteck sich dann rund

sehr wenig Tassen noch im Schrank
vom Abzugsschach schon chronisch krank

so zieht er, vor dem Kopf ein Paddel
sein Name? DE-Ü-EN-braddel
japetus1962 - 18. Dez '12
Wer sitzt vor dem Computerkasten
und macht wenig mit den Tasten?

sondern eher mit der Maus
auch hört man nichts im Haus

ausser der Bemerkung Mist!
das gewiss ein Fernschachspieler ist.

saust der Läufer nach b sieben
ist das durchweg hintertrieben

und der Bauer nach d vier
versprengt das arme Hufgetier.

gewiss ist das Rätsel leicht zu erraten
handelt es sich um die chessmail-Kameraden

Gruß Robert
tona - 18. Dez '12
Alle Kinder spielen im Sandkasten,
nur nicht Ulli, der spielt im Gulli.
baeuerchen - 19. Dez '12
köstlich! ich hätte jetzt eher auf ringelnatz getippt, aber tatsache. der morgenstern wars..
Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden