Schach
Neue Schacheröffnungen
Boris_die_Bestie - 13. Jan '18
Ich frag jetzt einfach mal in die Runde, ob ihr gute Schacheröffnungen kennt. Da ich gerne verschiedene Variationen in meine Partien spielen würde, freue ich mich über jegliche Antwort. Falls es Beispiele in Chessmail gibt, schreibt sie bitte dazu.
LG
Boris
LG
Boris
Hasenrat - 13. Jan '18
Black Lion z. B.:
http://m.chessmail.de/forum/topic.html?key=ad2b23a2e2e648eb
http://m.chessmail.de/forum/topic.html?key=ad2b23a2e2e648eb
Boris_die_Bestie - 13. Jan '18
Danke, schau mir grads Video an:)
Kellerdrache - 15. Jan '18
Gute Eröffnungen ist ziemlich relativ. Für Faulenzer oder neutraler ausgedrückt Menschen mit begrenzter Zeit, die sich trotzdem nicht ganz auf Improvisation festlegen wollen bieten sich das Colle-System oder Königsindisch an. Den grundlegenden Aufbau kann man relativ unabhängig von den gegnerischen Zügen durchziehen. Colle läßt sich mit ähnlichen Ideen auch als Halbslawisch mit den schwarzen Steinen spielen. Königsindisch oder einen solchen Aufbau kann man im Prinzip gegen alle Eröffnungszüge außer e4 ziehen. Als Weißer dann parallel den königsindischen Angriff spielen und man hat immer Stellungen ähnlicher Art auf dem Brett. Die Frage, die man aber nur selbst beantworten kann ist ob einem der Stellungstyp liegt.
Colle kann sehr remislastig sein wenn beide sich auskennen wegen vieler erwzungener Abtausche, hat aber erhebliches taktisches Potential sobald der Gegner irgendwo ungenau spielt. Königsindisch verlangt gutes Angriffstiming. Spielt man als Schwarzer nicht optimal können sehr häßliche gedrückte Stellungen entstehen.
Unter den kommentierten Partien habe ich mal ein Beispiel für eine flotte Colle-Partie gebracht ( /forum/topic.html?key=15618efadb304bd7&sv=3 )
Colle kann sehr remislastig sein wenn beide sich auskennen wegen vieler erwzungener Abtausche, hat aber erhebliches taktisches Potential sobald der Gegner irgendwo ungenau spielt. Königsindisch verlangt gutes Angriffstiming. Spielt man als Schwarzer nicht optimal können sehr häßliche gedrückte Stellungen entstehen.
Unter den kommentierten Partien habe ich mal ein Beispiel für eine flotte Colle-Partie gebracht ( /forum/topic.html?key=15618efadb304bd7&sv=3 )
Hasenrat - 15. Jan '18
Jetzt eigentlich mehr "gute" oder "neue" Eröffnungen sind gefragt? "Neu" an sich oder neu für dich, Boris?
Vabanque - 15. Jan '18
Wirklich neue Eröffnungen gibt es ja in unserer Zeit wohl kaum mehr. Natürlich gibt es immer wieder Neuerungen in allen möglichen üblichen Eröffnungen, diese Neuerungen tauchen aber in der Regel erst im 20. Zug (oder so) auf. Alles, was davor passiert, ist schon seit Jahrzehnten x-mal gespielt worden.
Mag sein, dass die 'BlackLion'-Eröffnung eine relativ 'neue' Eröffnung ist, zumindest in dieser konkreten Form (obwohl die frühen schwarzen Vorstöße h6 und g5 schon in den 80er Jahren propagiert wurden; von einer 'guten' Eröffnung dürfte das Ding allerdings doch recht weit entfernt sein.
Insofern schließe ich mich schon dem Beitrag von Kellerdrache an: Man sollte Altbewährtes spielen, und nicht Varianten lernen, sondern sich in die Stellungstypen einarbeiten. Dann versuchen, mit beiden Farben immer wieder in ähnliche Stellungsbilder zu kommen (mit jeweils vertauschten Farben, versteht sich).
Der Stonewall ist auch so ein System, das viele Spieler mit Schwarz wie auch mit Weiß gegen 'alles' spielen; ist aber nicht so solide wie Königsindisch, denke ich. Der frühe Aufzug des f-Bauern hat immer so einen Beigeschmack ... interessant ist aber in diesem Zusammenhang, dass Botwinnik vor allem in frühen Jahren den Stonewall sehr oft und sehr erfolgreich angewandt hat; er hat damit sowohl sehr schöne taktische wie auch rein strategische Partien gewonnen.
Mag sein, dass die 'BlackLion'-Eröffnung eine relativ 'neue' Eröffnung ist, zumindest in dieser konkreten Form (obwohl die frühen schwarzen Vorstöße h6 und g5 schon in den 80er Jahren propagiert wurden; von einer 'guten' Eröffnung dürfte das Ding allerdings doch recht weit entfernt sein.
Insofern schließe ich mich schon dem Beitrag von Kellerdrache an: Man sollte Altbewährtes spielen, und nicht Varianten lernen, sondern sich in die Stellungstypen einarbeiten. Dann versuchen, mit beiden Farben immer wieder in ähnliche Stellungsbilder zu kommen (mit jeweils vertauschten Farben, versteht sich).
Der Stonewall ist auch so ein System, das viele Spieler mit Schwarz wie auch mit Weiß gegen 'alles' spielen; ist aber nicht so solide wie Königsindisch, denke ich. Der frühe Aufzug des f-Bauern hat immer so einen Beigeschmack ... interessant ist aber in diesem Zusammenhang, dass Botwinnik vor allem in frühen Jahren den Stonewall sehr oft und sehr erfolgreich angewandt hat; er hat damit sowohl sehr schöne taktische wie auch rein strategische Partien gewonnen.
Hasenrat - 15. Jan '18
Interessanterweise verwirft AlphaZero Königsindisch ja völlig, nicht?
Natürlich "neu" ist relativ - u. läuft eigentlich auf "abseitig" u. unregelmäßig hinaus.
Gibt es eigentlich eine Chronik der Schacheröffnungen? Das würde mich interessieren. Also eine Liste ihres jeweilig erstmals belegten Auftauchens in der Publizistik oder Turnierpraxis.
Natürlich "neu" ist relativ - u. läuft eigentlich auf "abseitig" u. unregelmäßig hinaus.
Gibt es eigentlich eine Chronik der Schacheröffnungen? Das würde mich interessieren. Also eine Liste ihres jeweilig erstmals belegten Auftauchens in der Publizistik oder Turnierpraxis.
Vabanque - 15. Jan '18
>>Interessanterweise verwirft AlphaZero Königsindisch ja völlig, nicht?<<
Was würde 'er' (??) da erst über Black Lion sagen ;)
Nun ja, auch unter GMs hat Königsindisch noch nie den Ruf einer 'völlig korrekten' Eröffnung gehabt. Es handelt sich hier mehr um das 'Spiel auf Chance mit den schwarzen Steinen'. Schwarz spielt hier nicht auf Ausgleich, sondern von vornherein auf asymmetrische Positionen mit Möglichkeiten zum Gegenspiel am Königsflügel. Ich finde es mit Weiß sehr schwer, gegen Königsindisch zu spielen ... und das haben auch Super-GMs so erfahren müssen: Botwinnik verlor gegen Tals Königsinder, Kortschnoj gegen Kasparovs Königsinder etc.
>>Natürlich "neu" ist relativ - u. läuft eigentlich auf "abseitig" u. unregelmäßig hinaus.<<
Richtig. Aber selbst dieses abseitige Zeugs ist meist nicht wirklich neu, sondern so oder so ähnlich schon irgendwann mal probiert worden - und wieder verworfen worden (da es über den Überraschungseffekt hinaus keine dauerhaften Erfolge zeitigte) und daher so gründlich in der Versenkung verschwunden, dass es irgenwann wieder als 'neu' aus selbiger auftauchen konnte.
>>Gibt es eigentlich eine Chronik der Schacheröffnungen? Das würde mich interessieren. Also eine Liste ihres jeweilig erstmals belegten Auftauchens in der Publizistik oder Turnierpraxis.<<
Das wäre wohl ein Thema für eine Doktorarbeit an der Schachhochschule ;)
Was würde 'er' (??) da erst über Black Lion sagen ;)
Nun ja, auch unter GMs hat Königsindisch noch nie den Ruf einer 'völlig korrekten' Eröffnung gehabt. Es handelt sich hier mehr um das 'Spiel auf Chance mit den schwarzen Steinen'. Schwarz spielt hier nicht auf Ausgleich, sondern von vornherein auf asymmetrische Positionen mit Möglichkeiten zum Gegenspiel am Königsflügel. Ich finde es mit Weiß sehr schwer, gegen Königsindisch zu spielen ... und das haben auch Super-GMs so erfahren müssen: Botwinnik verlor gegen Tals Königsinder, Kortschnoj gegen Kasparovs Königsinder etc.
>>Natürlich "neu" ist relativ - u. läuft eigentlich auf "abseitig" u. unregelmäßig hinaus.<<
Richtig. Aber selbst dieses abseitige Zeugs ist meist nicht wirklich neu, sondern so oder so ähnlich schon irgendwann mal probiert worden - und wieder verworfen worden (da es über den Überraschungseffekt hinaus keine dauerhaften Erfolge zeitigte) und daher so gründlich in der Versenkung verschwunden, dass es irgenwann wieder als 'neu' aus selbiger auftauchen konnte.
>>Gibt es eigentlich eine Chronik der Schacheröffnungen? Das würde mich interessieren. Also eine Liste ihres jeweilig erstmals belegten Auftauchens in der Publizistik oder Turnierpraxis.<<
Das wäre wohl ein Thema für eine Doktorarbeit an der Schachhochschule ;)
Hasenrat - 15. Jan '18
Ich selbst hab ja begonnen, Steve Giddins' "Der Aufbau eines Eröffnungsrepertoires" zu lesen (aber noch nicht recht voran damit gekommen). Sein Ansatz u. Rat ist ja, sich als durchschnittlicher Vereinsspieler auf ganz wenige Eröffnungen zu konzentrieren u. nicht hektisch zu wechseln, v. a. nicht aufgrund anfänglicher Misserfolge. Und die Eröffnungen von ihren typischen, sich daraus meist ergebenden Mittel- u. Endspielcharakatern her zu sehen u. diese erst zu beherrschen zu suchen. Dann kann man fragen: liegen mir diese Mittel- u. Endspiele? Dann ist auch das und das Eröffnungssystem meins - und ich spiele u. studiere u. verfeinere es bis zum Erbrechen (meine Wortwahl jetzt^^) - nach dem Motto "Ein Leben lang Französisch" ... ;-)
Kellerdrache - 15. Jan '18
Korrekt ? War das hier die Frage ? Nö, es ging um neu bzw. Eine praktische Empfehlung für einen simplen Amateur. Ob Königsindisch korrekt ist ist da ziemlich egal. Es ist gut spielbar und man spart Zeit beim Theorie lernen.
enno96 - 17. Jan '18
Königsindisch ist auf jeden Fall eine Variante, über die du nachdenken kannst/vielleicht sogar solltest.
Der Läufer auf g7 kann im Verlauf der Partie zur echten Waffe werden (durch geschickte Täusche lässt sich hin- und wieder einmal ein Bauer auf b2/c3/d4/e5 einsammeln. Der Läufer wird dort zwischen den Bauern gerne übersehen. Auf der langen Diagonale steht er auch stark.
Aber letztenendes muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Wichtig ist, über welche Eröffnung du zu einem für dich gut spielbaren Mittel- und Endspiel gelangst.
Für mich heißt es einen Läufer fiancettieren lassen und nicht so einfach tauschen, vor allem nicht gegen Springer, die nach meiner Ansicht schwächer sind durch ihr geringes Tempo.
Ich habe für meine Eröffnungswahl Partien von GM's u.ä. analysiert, diese Eröffnungen in Bruchstücken gespielt und so meine Liste zusammengestrichen.
Übrig geblieben sind bei mir:
Weiß: 1. c4 Englisch, oft mit Abwandlung ins Damengambit
oder Sizilianisch im Anzuge (e5 2. Sc3)
das Fianchetto spiele ich meist später)
1. d4 Sf6 2. c4 (Indisch-Varianten, je nachdem, welches Fianchetto)
Damengambit (Standard ;-) )
1. e4 (eher seltener)
Spanisch (Ruy Lopez)
Sizilianisch
Schwarz:
Nach 1. c4
keine Ahnung, hab ich noch nicht gegen gespielt, gefühlsmäßig Symmetrievariante über c5 oder e5, um in den Sizilianer zu wechseln
Nach 1. d4
Damengambit
Königsindisch
Damenindisch
Französisch
Das in Abhängigkeit, wer mir gegenüber sitzt :-)
Bezüglich Zugfolgen und Entstehungsgeschichte habe ich als Quelle Wikipedia genutzt, wenn jemand noch Besseres weiß, gerne her damit.
Der Läufer auf g7 kann im Verlauf der Partie zur echten Waffe werden (durch geschickte Täusche lässt sich hin- und wieder einmal ein Bauer auf b2/c3/d4/e5 einsammeln. Der Läufer wird dort zwischen den Bauern gerne übersehen. Auf der langen Diagonale steht er auch stark.
Aber letztenendes muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Wichtig ist, über welche Eröffnung du zu einem für dich gut spielbaren Mittel- und Endspiel gelangst.
Für mich heißt es einen Läufer fiancettieren lassen und nicht so einfach tauschen, vor allem nicht gegen Springer, die nach meiner Ansicht schwächer sind durch ihr geringes Tempo.
Ich habe für meine Eröffnungswahl Partien von GM's u.ä. analysiert, diese Eröffnungen in Bruchstücken gespielt und so meine Liste zusammengestrichen.
Übrig geblieben sind bei mir:
Weiß: 1. c4 Englisch, oft mit Abwandlung ins Damengambit
oder Sizilianisch im Anzuge (e5 2. Sc3)
das Fianchetto spiele ich meist später)
1. d4 Sf6 2. c4 (Indisch-Varianten, je nachdem, welches Fianchetto)
Damengambit (Standard ;-) )
1. e4 (eher seltener)
Spanisch (Ruy Lopez)
Sizilianisch
Schwarz:
Nach 1. c4
keine Ahnung, hab ich noch nicht gegen gespielt, gefühlsmäßig Symmetrievariante über c5 oder e5, um in den Sizilianer zu wechseln
Nach 1. d4
Damengambit
Königsindisch
Damenindisch
Französisch
Das in Abhängigkeit, wer mir gegenüber sitzt :-)
Bezüglich Zugfolgen und Entstehungsgeschichte habe ich als Quelle Wikipedia genutzt, wenn jemand noch Besseres weiß, gerne her damit.
Hasenrat - 19. Jan '18
Zum Ausprobieren, Kennenlernen, Überblick verschaffen find ich die kleine feine App "Chess Openings" nicht schlecht.
a) man kann bestimmte Eröffnungen suchen, enzyklopädiemäßig
b) man kann einfach Züge machen u. Pfeile u. Beschriftungen zeigen die Zugfolgen der Hauptvarianten an
c) man kann die zu der jeweiligen Brettsituation hinterlegten Meisterpartien nachspielen.
a) man kann bestimmte Eröffnungen suchen, enzyklopädiemäßig
b) man kann einfach Züge machen u. Pfeile u. Beschriftungen zeigen die Zugfolgen der Hauptvarianten an
c) man kann die zu der jeweiligen Brettsituation hinterlegten Meisterpartien nachspielen.
hetral - 19. Jan '18
Es gibt von Edmar Meins das Buch "Clevere Eröffnungs-Varianten", aggressives Spiel. Ist im EDITION Olms Verlag erschienen. Herausgegeben von IGM Viktor Kortschnoi, IGM Helmut Pfleger und EGM Rudolf Teschner.
hetral - 19. Jan '18
Sorry, sollte "Edmar Mednis" heißen.
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