Smalltalk

Der Sinn des Lebens

Tango - 13. Mai '07
Dieser Beitrag ist vor allem den Müttern und Vätern unter den chessmail-Mitgliedern gewidmet. Wer von Euch sich schon mal gefragt hat, welchen Sinn sein/ihr Leben hat, der sollte folgende Zeilen von Reinhard Mey lesen und sich darin wiederfinden:


Manchmal frag’ ich mich nach dem Sinn des Lebens.
Ey Mann, wo komm’ ich her, wo will ich hin?
Ist das ganze Gewusel nicht vergebens
Nein, es gibt einen guten Grund, daß ich hier bin!
Ich bin hier Korkenzieher und Glühbirnenreindreher
Ich bin hier Sonntag früh am Morgen Brötchenholengeher
Ich bin der Sackhüpfer und der Abflußentstopfer
Ich bin der Nasenspray in Kindernasen Tropfer
Ich bin der Zöpfeflechter, ich bin der Mückenfänger
Ich bin der Antragsteller, ich bin der Behördengänger,
Ich bin der Troubadour, der die zartesten Liebeslieder singt
Und der das Altglas zum Altglascontainer bringt.
Ich bin der Beichtvater, der Trostpflasteraufkleber,
Ich bin der Suppenauslöffler und der Taschengeldgeber.
Ich bin der Kopf hoch Sager, der Tränenabwischer,
Ich bin der Zahnspangen aus dem Mülleimer Fischer.
Ich bin Beziehungskitter, ich bin der Friedensrichter,
Ich bin Positivdenker und der Streitigkeitenschlichter.
Und wenn sich schluchzend alles wieder versöhnt in den Armen liegt,
Bin ich derjen’ge, der dafür den Ärger kriegt.
Manchmal scheint mir der Kosmos ganz erklärlich,
Fühl mich mit dem Weltengetriebe verzahnt,
Erkenne: Ich bin völlig unentbehrlich
In den großen Weltenplan fest eingeplant:
Denn ich bin der Chauffeur, ich bin der Müllsortierer,
Ich bin der Lückenbüßer und diene als Spielverlierer.
Ich bin der Büchsenöffner, denn ich kann am besten
Den Geschmack abglauf’ner Lebensmittel testen.
Ich bin der Abholer, der vor dem Bahnhofsteher,
Ich bin der Händchenhalter und der mit zum Zahnarzt Geher
Ich bin das Hausschwein, das von allen Tellern die Reste auffrißt,
Damit für alle morgen schönes Wetter ist.
Ich bin Ekelpaket, ich bin Besuchsverjager,
Der an der Haustür: „Tut mir leid, ist nicht zu Hause“- Sager
Ich bin verantwortlich für jede Art von Dichtung
An jedem Wasserhahn und in jeder Stilrichtung.
Ich bin der Bodyguard, der Gute Nacht Küsser,
Ich bin der Dödel, ich bin der zum Elternabend Müsser.
Ich bin gutartig, gutaussehend, gut gelaunt und hab’ Geduld,
Und wenn man einen Schuld’gen braucht, dann hab’ ich Schuld.

‘s war schön mit euch zu plaudern und zu lachen
Und bin ich jetzt auch erledigt und geschlaucht,
Ich könnt’ noch stundenlang so weitermachen,
Doch ich muß gehn - versteht - ich werd’ zu Haus gebraucht.

Denn ich bin Fiebermesser und ich bin Drachentöter,
Ich bin Erziehungsberechtigter und Schockschwerenöter.
Ich bin der Hauptverdächtige, der Blitzableiter,
Ich bin der Spaßvogel, der Harmonieverbreiter.
Ich bin Hobbychirurg, ich bin der Schadensbegrenzer,
Ich bin der hauptamtliche Veits- und Eiertänzer,
Ich bin es, der im letzten Augenblick das Steuer herumreißt
Und wenn’s drauf ankommt auch die Nabelschnur durchbeißt.

Ich bin der Herzensbrecher, ich bin der Blumenpflücker,
Ich bin der Lockendreher und ich bin der Möbelrücker.
Ich mach’ den Nacktputzer und der Kartoffelschäler,
Ich mach den Bauchtänzer und den Märchenerzähler.
Ich bin der Rückenkrauler, ich bin der Schlafbewacher,
Ich bin ein zuverläss’ger als letzter das Licht Ausmacher.
Ich mach dir Eber, Elch und Hirsch und Hengst und wenn es dir gefällt,
Bin ich für dich auch die kleinste Boy-Group der Welt.
Beule - 13. Mai '07
schöner Text. Wo ist der Quellenverweis??
Beule - 13. Mai '07
Danke! :) Ich kannte den Text von ihm noch nicht. Viele andre...ja, aber den noch nicht ;)
vogelscheuche - 14. Mai '07
wunderbar! danke für diesen beitrag, der die seelen der sich in einer vermeintlichen tretmühle befindenden mütter und väter streichelt :-)
Tango - 14. Mai '07
Dazu passt auch:

Aller guten Dinge sind drei

Der Wecker fiept: Halb sieben, Unheil nimm deinen Lauf!
Der Große muß zur ersten Stunde: „Los, steh auf!
Und mach‘ leise, daß nicht gleich der Mittlere aufwacht,
Der kann noch schlafen.“ Rums, die erste Türe kracht,
Die Diele knarrt, die Spülung rauscht und überdies
Ist die Kleine aufgewacht und schreit wie am Spieß.
Ich setzt‘ sie auf den Topf, sie ist ganz rot vor Wut,
Ich schmier‘ dem Großen schnell ein Pausenbrot, „mach‘s gut!
Vergiß den Turnbeutel nicht!“ Der Mittlere kommt, „Mann,
Lauf hier nicht barfuß rum, los, zieh dir Puschen an!“
Ich seh‘ grad zu, wie mein Toast in Flammen aufgeht,
Da hat die Kleine ihren Topf samt Inhalt umgedreht
Und stürzte sich auf mich mit einem Freudenschrei –
Aller guten Dinge sind drei!

Ich hab‘ den Mittleren zur Schule gebracht
Und verwische die Spuren der Haselnußcremeschlacht.
Dies ist die Zeit, wo ich an meinen Schreibtisch kann,
Die Kleine malt mein Bein mit einem Filzstift an
Und erledigt, während eines kurzen Telefonats
Durch Zerreißen die gesamte Post des Vormonats.
Der Große kommt nach Haus und macht ein langes Gesicht:
Alle Kumpels ha‘m Computer, nur er wieder nicht.
Die Kleine pinkelt auf den Teppich, die bringt mich ins Grab,
Vorher hol‘ ich noch den Mittler‘n von der Schule ab.
Dann gibt‘s Mittag und Streit, wer‘s erste Fischstäbchen kriegt,
Bis die Tränen fließen und es auf der Erde liegt.
Die Kleine niest mich an und hat den Mund voll dabei.
Aller guten Dinge sind drei!

Ich nöt‘ge sie zum Mittagsschlaf, jetzt hätt‘ ich etwas Zeit.
Der Große beichtet mir seine Geschichtsarbeit.
Und jetzt hat er drei Chaoten zum Spielen bestellt:
„Nicht so laut!“ Doch als der erste Stuhl umfällt
Ist die Kleine wach, der Mittlere schluchzt: „Ich denk‘,
Ich soll zum Kindergeburtstag und hab‘ noch kein Geschenk!“
Die Kleine steckt sich erst mal eine Erbse ins Ohr,
Der Doktor ist ein Freund und nimmt uns rasch mal vor.
Ich kauf‘ schnell ein Geschenk und geb‘ den Mittleren ab,
Komm‘ schweißgebadet raus, ich glaub‘, ich mache schlapp,
Der Autoschlüssel weg, wie komm‘ ich jetzt nach Haus,
Nur widerwillig spuckt die Kleine ihn dann doch noch aus,
Ein Nachbar grüßt: „Na, Sie haben wohl immer frei?!“
Aller guten Dinge sind drei!

Zu Hause setzt bereits der Abendwahnsinn ein,
Die Kleine rollt sich gleich mit hohen, spitzen Schrei‘n
In einen Vorhang ein zu einem dicken Ball‘n
Und läßt sich samt Gardine auf den Boden fall‘n.
Beim Großen dröhnt ohrenbetäubende Musik,
„Ey, Alter, bleib ganz cool, ich übe Mathematik.“
Der Mittlere kommt vom Geburtstag mit dem Rekord
Im Negerkußwettessen, und er übergibt sich sofort.
Der Große und die Kleine krieg‘n ‘ne Stulle aufs Brett,
Der Negerkußwettesser eine Schüssel vors Bett.
Zwei Einschlafgeschichten bei jedem von den Drein,
Ich selber schlafe direkt bei der Tagesschau ein.
Ich schlepp‘ mich ins Bett, die Füße schwer wie Blei.
Aller guten Dinge sind drei!

Meine Frau lächelt mir zu: „Na, überleg es dir
Vielleicht sind aller guten Dinge ja auch ...“
Ich breche zusammen, nein, es bleibt dabei,
Aller guten Dinge sind drei!
vogelscheuche - 14. Mai '07
klasse!!
vicky2 - 14. Mai '07
ja, find ich auch, danke tango!
bluek - 14. Mai '07
... schließ ich mich doch glatt erwärmten Herzens an!
Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden