Smalltalk
Musik, die man nicht gerne hört
schach2018 - 19. Dez '24
Über Kunst und Musik lässt sich bekanntlich streiten. Es ist eine Frage des Geschmacks, der sich auch im Laufe der Lebensjahre ändern kann.
Bisher hatten wir nur die 500 besten Songs bzw. die Lieblingskomponisten/ -bands besprochen.
Gibt es Lieder, Musikrichtungen oder Bands/ Sänger, die Ihr ganz und gar ablehnt oder früher abgelehnt habt, sie aber nun doch zu schätzen lernt? Lassen sich auch Gründe dafür benennen?
Bisher hatten wir nur die 500 besten Songs bzw. die Lieblingskomponisten/ -bands besprochen.
Gibt es Lieder, Musikrichtungen oder Bands/ Sänger, die Ihr ganz und gar ablehnt oder früher abgelehnt habt, sie aber nun doch zu schätzen lernt? Lassen sich auch Gründe dafür benennen?
Feyerabend - 19. Dez '24
Bearbeitet
Ein paar Beispiele für Musik die ich nicht gerne höre:
- Musik die hauptsächlich oder fast nur für hohe Verkaufszahlen produziert wurde bei der kein künstlerischer Anspruch besteht.
- Sehr disharmonosche Musik. Beispiel Pat Metheney Zero tolerance for silence
-Musik, die weh tun soll. John Zorn, Kristallnacht.
- sinnlose Musik. Es gibt eine LP (Namen vergessen) bei der zu hören ist wie der Künstler Nägel in ein Brett einschlägt. Beides, Nagelbrett und Musik, ist die Kunst.
- Sehr kitschige Musik. Hier gibt es zurzeit eine Ausnahme. Weihnachtsmusik in sehr kleinen Dosen.
Musik, die ich früher nicht mochte, jetzt aber schon:
Als Schüler mochte ich keine Klassik. "Das ist nur etwas für alte Leute". Inzwischen höre ich sehr gern Klassik :)
Auch Musik mit höherer Komplexität, wie komplexer Jazz, höre ich heute viel lieber als früher.
- Musik die hauptsächlich oder fast nur für hohe Verkaufszahlen produziert wurde bei der kein künstlerischer Anspruch besteht.
- Sehr disharmonosche Musik. Beispiel Pat Metheney Zero tolerance for silence
-Musik, die weh tun soll. John Zorn, Kristallnacht.
- sinnlose Musik. Es gibt eine LP (Namen vergessen) bei der zu hören ist wie der Künstler Nägel in ein Brett einschlägt. Beides, Nagelbrett und Musik, ist die Kunst.
- Sehr kitschige Musik. Hier gibt es zurzeit eine Ausnahme. Weihnachtsmusik in sehr kleinen Dosen.
Musik, die ich früher nicht mochte, jetzt aber schon:
Als Schüler mochte ich keine Klassik. "Das ist nur etwas für alte Leute". Inzwischen höre ich sehr gern Klassik :)
Auch Musik mit höherer Komplexität, wie komplexer Jazz, höre ich heute viel lieber als früher.
Feyerabend - 19. Dez '24
Gründe für Geschmacksänderungen:
Musikhören muss teilweise erst gelernt werden.
Je öfter bestimmte Stile gehört werden, desto besser sind sie zu verstehen. Z.B. komplexer Jazz und Klassik.
Auch der Genuss von Disharmonien kann erlernt werden. Je öfter diese gehört werden, desto leichter fällt das Verständniss und damit der Genuss.
Im zunehmenden Alter höre ich seltener laute, schnelle, lärmige Musik, wie z.B. Punk oder Grunge.
Musikhören muss teilweise erst gelernt werden.
Je öfter bestimmte Stile gehört werden, desto besser sind sie zu verstehen. Z.B. komplexer Jazz und Klassik.
Auch der Genuss von Disharmonien kann erlernt werden. Je öfter diese gehört werden, desto leichter fällt das Verständniss und damit der Genuss.
Im zunehmenden Alter höre ich seltener laute, schnelle, lärmige Musik, wie z.B. Punk oder Grunge.
Vabanque - 19. Dez '24
Zuerst war ich vom Threadtitel doch etwas irritiert ... aber der Beitrag bezieht sich wohl auch oder vor allem auf Musik, die man früher nicht mochte, und jetzt doch irgendwie.
SF Feyerabend hat ja schon wesentliche Aspekte und Beispiele genannt. Im Prinzip kann ich mich ihm da in allen Punkten anschließen.
Es gibt Musik, die beim mehrfachen Anhören besser wird bzw. sich einem dann überhaupt erst erschließt. Dazu gehört nicht nur vieles aus der klassischen Musik (vor allem neuere Klassik, also spätes 19. und frühes 20. Jh., Prokofiev und Schostakowitsch wären für mich da Beispiele), sondern auch Jazz ab etwa den 50er Jahren (der so genannte 'Modern Jazz' wie etwa Thelonius Monk, der natürlich später vom Free Jazz weit überholt wurde), sowie auch etliches aus Prog Rock und Art Rock, wie z.B. die Frühwerke von Genesis und Yes, oder das meiste von King Crimson. Solche Musik erfordert oft intensives 'Einhören'. Zumindest bei mir war es so. Aber dieses Einhören ist sehr lohnend.
Dann gibt es aber auch Musik, die beim mehrfachen Anhören nicht besser wird, sondern eher schlimmer. Die alljährlich bis zum Überdruss gespielten und gesungenen Weihnachtslieder gehören bestimmt dazu. Da erfordert es für mich schon radikale Bearbeitungen, um diese Songs ertragen zu können, z.B. mag ich das Christmas Album von der Glenn Miller Band recht gern, aber selbst diese heftig verjazzten Versionen ertrage ich nur einmal pro Jahr😉
Und dann gibt es noch Musik, die gar nicht hochkomplex, sondern eigentlich sehr einfach und eingängig ist, und die sich trotzdem beim mehrfachen Hören kaum oder gar nicht abnutzt. Viele Beatles-Songs gehören für mich dazu (sie klingen nach den ganzen Jahrzehnten immer noch frisch), auch einige einfache Melodien von z.B. Mozart oder Schubert, wo gerade der große Reiz in der Schlichtheit liegt. Natürlich haben diese Komponisten auch hochkomplexe Werke geschaffen, z.B. Messen, Oratorien und Opern, und auch nicht alle Beatles-Songs sind einfach strukturiert. Von Ravel gibt es ja auch einerseits den für alle Leute leicht zu hörenden Bolero (auch die Pavane ist ein einfaches Stück), und andererseits komplexe und dissonante Werke.
Vor Jahrzehnten hat sich mal ein Musiker im Rundfunk darüber mokiert, dass es damals häufig hieß: 'Und jetzt kommt Musik für junge Leute.' Er vertrat nämlich die Meinung, so etwas gäbe es nicht, genauso wenig wie es Musik für alte Leute gäbe. Jeder Mensch jedes Alters könne jegliche Art von Musik mögen oder nicht mögen.
Stimmt das denn wirklich? Ich weiß es nicht, aber ich persönlich habe schon das Gefühl, dass ich zu alt bin, um mich in Rap, HipHop, Punk oder gar Techno einzuhören. Allerdings hatte ich dieses Gefühl komischerweise auch schon vor 30 Jahren, als ich noch sehr jung, aber kein Teenie mehr war. Irgendwie hat mir damals schon die Motivation gefehlt, mich mit diesen Musikrichtungen überhaupt zu beschäftigen. Daher weiß ich nicht, ob ich sie nun zu schätzen wüsste, wenn ich mich hinreichend damit auseinandergesetzt hätte.
Andererseits gibt es doch in Klassik, Jazz und Rock der 60er bis 80er (vor allem Prog) sowie im Indie/Alternative-Bereich noch so viel für mich zu entdecken, dass die Motivation, mich mit weiteren Musikrichtungen zu beschäftigen, gar nicht besteht. Ich entdecke laufend neue Komponisten, Bands und Musiker, die mir zusagen. Und mit 'neu' meine ich nicht etwa 'aus der Gegenwart'. Ich entdecke Komponisten des 18. Jahrhunderts, die mir bisher völlig unbekannt waren, Jazzmusiker der 50er Jahre, von denen ich noch nicht gehört hatte, und Bands der 70er Jahre, die mir bisher ebenfalls unbekannt waren. Meistens kommen diese 'Neuentdeckungen' zwar nicht an das Etablierte heran (andernfalls wären sie wohl auch bekannter), aber sie bieten dennoch eine Bereicherung, wenn man nicht immer das Gleiche hören will, und dennoch in vertrauten Stilrichtungen bleiben möchte.
Generell sollte Musik für mich schon noch eine erkennbare Melodie haben. Bei langen Jazz-Improvisationen z.B. mag diese nur noch leicht durchschimmern, aber dafür wird ja dann - wie auch in manchen Variationswerken der klassischen Musik - über ein harmonisches (akkordisches) Schema variiert. Das kann dann ganz gut einen melodischen Eindruck ersetzen. Und der Rhythmus hält das Ganze dann zusammen. Angeblich sind Melodie, Harmonie und Rhythmus ja die Grundelemente der Musik. Tatsächlich ist Musik, wo auch nur eines dieser Grundelemente fehlt, oder gar zwei davon, für mich meist extrem schwer zu hören. Lange reine Schlagzeug-Soli (also Rhythmus allein) zum Beispiel empfinde ich als anstrengend, oder auch (als ganz anderes Extrem) mittelalterliche Gesänge.
SF Feyerabend hat ja schon wesentliche Aspekte und Beispiele genannt. Im Prinzip kann ich mich ihm da in allen Punkten anschließen.
Es gibt Musik, die beim mehrfachen Anhören besser wird bzw. sich einem dann überhaupt erst erschließt. Dazu gehört nicht nur vieles aus der klassischen Musik (vor allem neuere Klassik, also spätes 19. und frühes 20. Jh., Prokofiev und Schostakowitsch wären für mich da Beispiele), sondern auch Jazz ab etwa den 50er Jahren (der so genannte 'Modern Jazz' wie etwa Thelonius Monk, der natürlich später vom Free Jazz weit überholt wurde), sowie auch etliches aus Prog Rock und Art Rock, wie z.B. die Frühwerke von Genesis und Yes, oder das meiste von King Crimson. Solche Musik erfordert oft intensives 'Einhören'. Zumindest bei mir war es so. Aber dieses Einhören ist sehr lohnend.
Dann gibt es aber auch Musik, die beim mehrfachen Anhören nicht besser wird, sondern eher schlimmer. Die alljährlich bis zum Überdruss gespielten und gesungenen Weihnachtslieder gehören bestimmt dazu. Da erfordert es für mich schon radikale Bearbeitungen, um diese Songs ertragen zu können, z.B. mag ich das Christmas Album von der Glenn Miller Band recht gern, aber selbst diese heftig verjazzten Versionen ertrage ich nur einmal pro Jahr😉
Und dann gibt es noch Musik, die gar nicht hochkomplex, sondern eigentlich sehr einfach und eingängig ist, und die sich trotzdem beim mehrfachen Hören kaum oder gar nicht abnutzt. Viele Beatles-Songs gehören für mich dazu (sie klingen nach den ganzen Jahrzehnten immer noch frisch), auch einige einfache Melodien von z.B. Mozart oder Schubert, wo gerade der große Reiz in der Schlichtheit liegt. Natürlich haben diese Komponisten auch hochkomplexe Werke geschaffen, z.B. Messen, Oratorien und Opern, und auch nicht alle Beatles-Songs sind einfach strukturiert. Von Ravel gibt es ja auch einerseits den für alle Leute leicht zu hörenden Bolero (auch die Pavane ist ein einfaches Stück), und andererseits komplexe und dissonante Werke.
Vor Jahrzehnten hat sich mal ein Musiker im Rundfunk darüber mokiert, dass es damals häufig hieß: 'Und jetzt kommt Musik für junge Leute.' Er vertrat nämlich die Meinung, so etwas gäbe es nicht, genauso wenig wie es Musik für alte Leute gäbe. Jeder Mensch jedes Alters könne jegliche Art von Musik mögen oder nicht mögen.
Stimmt das denn wirklich? Ich weiß es nicht, aber ich persönlich habe schon das Gefühl, dass ich zu alt bin, um mich in Rap, HipHop, Punk oder gar Techno einzuhören. Allerdings hatte ich dieses Gefühl komischerweise auch schon vor 30 Jahren, als ich noch sehr jung, aber kein Teenie mehr war. Irgendwie hat mir damals schon die Motivation gefehlt, mich mit diesen Musikrichtungen überhaupt zu beschäftigen. Daher weiß ich nicht, ob ich sie nun zu schätzen wüsste, wenn ich mich hinreichend damit auseinandergesetzt hätte.
Andererseits gibt es doch in Klassik, Jazz und Rock der 60er bis 80er (vor allem Prog) sowie im Indie/Alternative-Bereich noch so viel für mich zu entdecken, dass die Motivation, mich mit weiteren Musikrichtungen zu beschäftigen, gar nicht besteht. Ich entdecke laufend neue Komponisten, Bands und Musiker, die mir zusagen. Und mit 'neu' meine ich nicht etwa 'aus der Gegenwart'. Ich entdecke Komponisten des 18. Jahrhunderts, die mir bisher völlig unbekannt waren, Jazzmusiker der 50er Jahre, von denen ich noch nicht gehört hatte, und Bands der 70er Jahre, die mir bisher ebenfalls unbekannt waren. Meistens kommen diese 'Neuentdeckungen' zwar nicht an das Etablierte heran (andernfalls wären sie wohl auch bekannter), aber sie bieten dennoch eine Bereicherung, wenn man nicht immer das Gleiche hören will, und dennoch in vertrauten Stilrichtungen bleiben möchte.
Generell sollte Musik für mich schon noch eine erkennbare Melodie haben. Bei langen Jazz-Improvisationen z.B. mag diese nur noch leicht durchschimmern, aber dafür wird ja dann - wie auch in manchen Variationswerken der klassischen Musik - über ein harmonisches (akkordisches) Schema variiert. Das kann dann ganz gut einen melodischen Eindruck ersetzen. Und der Rhythmus hält das Ganze dann zusammen. Angeblich sind Melodie, Harmonie und Rhythmus ja die Grundelemente der Musik. Tatsächlich ist Musik, wo auch nur eines dieser Grundelemente fehlt, oder gar zwei davon, für mich meist extrem schwer zu hören. Lange reine Schlagzeug-Soli (also Rhythmus allein) zum Beispiel empfinde ich als anstrengend, oder auch (als ganz anderes Extrem) mittelalterliche Gesänge.
Vabanque - 19. Dez '24
Bearbeitet
>>Im zunehmenden Alter höre ich seltener laute, schnelle, lärmige Musik, wie z.B. Punk oder Grunge.<<
So wie das Empfinden, was eigentlich 'disharmonisch' ist, geht das Empfinden, was nun 'laut und schnell' ist, von Hörer zu Hörer doch sehr auseinander. Ich hatte in einem Musik-Thread hier mal den Song 'Kill the King' von Rainbow als hart und schnell charakterisiert. Ein anderer User widersprach, er fand den Song lahm, also überhaupt nicht hart oder gar schnell. Ob er das von 'Painkiller' von Judas Priest auch noch behauptet hätte?
Die Musikrichtung 'Grunge' konnte ich ebenso wenig wirklich nachvollziehen wie den Hype um Nirvana. Natürlich trägt junges Ableben (hier von Cobain) zur Legendenbildung bei, aber das allein kann es doch nicht sein?
Das ist z.B. so ein typischer Fall, dass jemand (in diesem Fall ich) nicht nachvollziehen kann, was andere an einer Musik so toll finden. Vielleicht könnte umgekehrt ein Punk- oder Grunge-Fan nicht nachvollziehen, was ich an Jethro Tull und King Crimson so faszinierend finde, oder an den (dissonanten??) Prokofiev-Sinfonien.
So wie das Empfinden, was eigentlich 'disharmonisch' ist, geht das Empfinden, was nun 'laut und schnell' ist, von Hörer zu Hörer doch sehr auseinander. Ich hatte in einem Musik-Thread hier mal den Song 'Kill the King' von Rainbow als hart und schnell charakterisiert. Ein anderer User widersprach, er fand den Song lahm, also überhaupt nicht hart oder gar schnell. Ob er das von 'Painkiller' von Judas Priest auch noch behauptet hätte?
Die Musikrichtung 'Grunge' konnte ich ebenso wenig wirklich nachvollziehen wie den Hype um Nirvana. Natürlich trägt junges Ableben (hier von Cobain) zur Legendenbildung bei, aber das allein kann es doch nicht sein?
Das ist z.B. so ein typischer Fall, dass jemand (in diesem Fall ich) nicht nachvollziehen kann, was andere an einer Musik so toll finden. Vielleicht könnte umgekehrt ein Punk- oder Grunge-Fan nicht nachvollziehen, was ich an Jethro Tull und King Crimson so faszinierend finde, oder an den (dissonanten??) Prokofiev-Sinfonien.
Hummus7 - 21. Dez '24
Ich höre ungerne Radiosender wie zum Beispiel FFN. Einfach nur langweilig. Ständige Wiederholungen. Musik für die Massen.