Schach
Vabanques Schachgedanquen (2): Spassky übersieht Schäfermatt
Vabanque - 26. Jun '25
Ganz so extrem, wie die Überschrift es suggerieren mag, war es allerdings nicht. (Eigentlich sollte es ja auch heißen 'Spassky übersieht Schäfermattdrohung, aber die Zeichenbeschränkung hat mir den Rest einfach abgeschnitten, und so entstand diese Irreführung.)
Spassky hat sich natürlich nicht einzügig mit dem Schäferzug mattsetzen lassen, aber er hat einen Zug, der gleichzeitig Schäfermatt drohte und eine Figur angriff, übersehen. Und das ist für einen Exweltmeister wahrlich drastisch genug.
Das Drama ereignete sich 1979 in München in einer Partie gegen FM Harald Lieb, der in dem GM-Turnier sicher ein krasser Außenseiter war und auch den vorletzten Platz belegte, während Spassky trotz dieser Katastrophe immer noch zusammen mit Andersson, Balashov und Hübner auf den geteilten 1.-4. Platz kam. Es war die einzige Verlustpartie von Spassky in diesem Turnier.
Nachdem sein Gegner mit Weiß eine recht merkwürdige Eröffnung gespielt hatte und Spassky mit Schwarz bereits in wenigen Zügen eine überlegene Stellung erreicht hatte, war er wohl sorglos geworden und hatte keine Gefahr gesehen, als er im 9. Zug einen Bauern auf h2 schlug:
(Stellung nach 9... Sg4xh2)
Und was folgte? Natürlich griff Weiß nun mit
10. Dh5! zugleich den Sh2 an und drohte Schäfermatt auf f7.
Da die Mattdrohung Priorität hat, verlor Spassky den Sh2 und 13 Züge später auch die Partie.
'In 26 Jahren habe ich keine Figur eingestellt', sagte er hinterher. Nun ja, irgendwann passiert's halt doch.
Das war wieder so ein Fall, den ich bemerkenswert genug fand, um ihn zu teilen, der aber für eine Schachaufgabe nichts hergibt (wie ich meine). Zwar waren manche meiner Aufgaben in letzter Zeit ähnlich simpel gewesen, aber dann doch wenigstens deutlich hübscher (zumindest hoffe ich das😁). Dieses Beispiel dagegen ist überhaupt nicht hübsch, sondern einfach bloß doof und ärgerlich.
Übrigens: Warum heißt das Schäfermatt eigentlich so? Weder in einem Buch noch im Netz habe ich dazu bisher eine befriedigende Erklärung finden können. Vielleicht weil sich nach den 'klassischen' Schäfermattzügen
1. e4 e5 2. Lc4 Lc5 3. Dh5 Sc6?? (deckt den Be5) 4. Dxf7# Schwarz wie ein Lamm hat abschlachten lassen?🤔
Das war heute sehr leichte Kost, die nächste Folge wird etwas anspruchsvoller, es wird dann um 'stille' (psssst!🤫) Züge gehen.
Spassky hat sich natürlich nicht einzügig mit dem Schäferzug mattsetzen lassen, aber er hat einen Zug, der gleichzeitig Schäfermatt drohte und eine Figur angriff, übersehen. Und das ist für einen Exweltmeister wahrlich drastisch genug.
Das Drama ereignete sich 1979 in München in einer Partie gegen FM Harald Lieb, der in dem GM-Turnier sicher ein krasser Außenseiter war und auch den vorletzten Platz belegte, während Spassky trotz dieser Katastrophe immer noch zusammen mit Andersson, Balashov und Hübner auf den geteilten 1.-4. Platz kam. Es war die einzige Verlustpartie von Spassky in diesem Turnier.
Nachdem sein Gegner mit Weiß eine recht merkwürdige Eröffnung gespielt hatte und Spassky mit Schwarz bereits in wenigen Zügen eine überlegene Stellung erreicht hatte, war er wohl sorglos geworden und hatte keine Gefahr gesehen, als er im 9. Zug einen Bauern auf h2 schlug:
Move piece
Chessboard as table
a | b | c | d | e | f | g | h | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
8 | Rook Black | Bishop Black | Queen Black | King Black | Rook Black | |||
7 | Pawn Black | Pawn Black | Pawn Black | Pawn Black | Pawn Black | Pawn Black | ||
6 | Knight Black | Pawn Black | ||||||
5 | ||||||||
4 | Knight White | Bishop White | Pawn White | Bishop White | ||||
3 | Pawn White | Pawn White | ||||||
2 | Pawn White | Pawn White | Pawn White | Knight Black | ||||
1 | Rook White | Queen White | King White | Rook White |
Pieces lists
Pieces White
- King e1
- Queen d1
- Rook a1
- Rook g1
- Bishop c4
- Bishop f4
- Knight a4
- Pawn a2
- Pawn b2
- Pawn c2
- Pawn d3
- Pawn g3
- Pawn e4
Pieces Black
- King e8
- Queen d8
- Rook a8
- Rook h8
- Bishop c8
- Knight h2
- Knight c6
- Pawn d6
- Pawn a7
- Pawn b7
- Pawn c7
- Pawn f7
- Pawn g7
- Pawn h7
(Stellung nach 9... Sg4xh2)
Und was folgte? Natürlich griff Weiß nun mit
10. Dh5! zugleich den Sh2 an und drohte Schäfermatt auf f7.
Da die Mattdrohung Priorität hat, verlor Spassky den Sh2 und 13 Züge später auch die Partie.
'In 26 Jahren habe ich keine Figur eingestellt', sagte er hinterher. Nun ja, irgendwann passiert's halt doch.
Das war wieder so ein Fall, den ich bemerkenswert genug fand, um ihn zu teilen, der aber für eine Schachaufgabe nichts hergibt (wie ich meine). Zwar waren manche meiner Aufgaben in letzter Zeit ähnlich simpel gewesen, aber dann doch wenigstens deutlich hübscher (zumindest hoffe ich das😁). Dieses Beispiel dagegen ist überhaupt nicht hübsch, sondern einfach bloß doof und ärgerlich.
Übrigens: Warum heißt das Schäfermatt eigentlich so? Weder in einem Buch noch im Netz habe ich dazu bisher eine befriedigende Erklärung finden können. Vielleicht weil sich nach den 'klassischen' Schäfermattzügen
1. e4 e5 2. Lc4 Lc5 3. Dh5 Sc6?? (deckt den Be5) 4. Dxf7# Schwarz wie ein Lamm hat abschlachten lassen?🤔
Das war heute sehr leichte Kost, die nächste Folge wird etwas anspruchsvoller, es wird dann um 'stille' (psssst!🤫) Züge gehen.
Krempel - 27. Jun '25
Woher Schäfermatt stammt?
Keine Ahnung.
Jedenfalls war ich gestern im Live Schach nach 4 Zügen matt.
Mein Kommentar Supi und der Gegner Oh je.
Keine Ahnung.
Jedenfalls war ich gestern im Live Schach nach 4 Zügen matt.
Mein Kommentar Supi und der Gegner Oh je.
Tschechov - 27. Jun '25
"... und der Gegner Oh je". Das kann ich sogar nachvollziehen. Ich habe - allerdings nicht im Live Schach - mal gewonnen, weil mein Kontrahent die Dame einstellte. Als ich das etwas deprimiert einer Bekannten erzählt habe, sagte sie: "Aber das war doch gut für dich." Ich darauf: "So will man nicht mal gewinnen".
Krempel - 27. Jun '25
Möchte die Züge nicht vorenthalten:
1.c4 e5
2. g3 Lc5
3. Lg2 Df6
4. Sc3 Dxf2#
Wirklich supi
1.c4 e5
2. g3 Lc5
3. Lg2 Df6
4. Sc3 Dxf2#
Wirklich supi
Vabanque - 27. Jun '25
Dann hätte Spassky also 'supi' sagen sollen und sein Besieger 'oh je'?😉
Sicher hätte sich Harald Lieb über einen 'richtigen' Sieg über Spassky mehr gefreut, aber das wäre schwieriger gewesen ... 2 Jahre später (1981), sind sich die beiden übrigens noch einmal in der Bundesliga begegnet, und Spassky hatte wieder Schwarz. Diesmal hat er Harald Lieb aber nach allen Regeln der Kunst 'auseinandergenommen'. So konnte er wenigstens die Schmach wieder gut machen. (Während z.B. Karpov nie eine Gelegenheit hatte, sich für seine berühmte Niederlage gegen den Bamberger Wolfram Hartmann zu revanchieren😟)
Einerlei, so ist Harald Lieb, wenn auch nur am Rande, in die Schachgeschichte eingegangen und zum Teil sogar in die Lehrbücher. Gönnen wir's ihm😁
Sicher hätte sich Harald Lieb über einen 'richtigen' Sieg über Spassky mehr gefreut, aber das wäre schwieriger gewesen ... 2 Jahre später (1981), sind sich die beiden übrigens noch einmal in der Bundesliga begegnet, und Spassky hatte wieder Schwarz. Diesmal hat er Harald Lieb aber nach allen Regeln der Kunst 'auseinandergenommen'. So konnte er wenigstens die Schmach wieder gut machen. (Während z.B. Karpov nie eine Gelegenheit hatte, sich für seine berühmte Niederlage gegen den Bamberger Wolfram Hartmann zu revanchieren😟)
Einerlei, so ist Harald Lieb, wenn auch nur am Rande, in die Schachgeschichte eingegangen und zum Teil sogar in die Lehrbücher. Gönnen wir's ihm😁
Steinitz - 27. Jun '25
Ich habe gerade diese interessante Seite gefunden, über Harald Lieb,
auf Seite 4 ist auch die o.g. Partie zu sehen:
schachklub-tempelhof.de/wp-content/uploads/2018/08/Nachruf-Har..
Viele Grüße Uwe
auf Seite 4 ist auch die o.g. Partie zu sehen:
schachklub-tempelhof.de/wp-content/uploads/2018/08/Nachruf-Har..
Viele Grüße Uwe
Vabanque - 27. Jun '25
Bearbeitet
@Steinitz: Danke für den Link!
'... besiegte er sensationell Boris Spassky' ... naja, es müsste eher heißen 'nach einem sensationellen Fehler Spasskys gewann Lieb'😉
Außerdem lese ich da noch '... ohne Vabanque zu spielen' ... jetzt bin ich aber platt😮
'... besiegte er sensationell Boris Spassky' ... naja, es müsste eher heißen 'nach einem sensationellen Fehler Spasskys gewann Lieb'😉
Außerdem lese ich da noch '... ohne Vabanque zu spielen' ... jetzt bin ich aber platt😮
Steinitz - 27. Jun '25
Na, dann passt der Link ja besonders:
"Außerdem lese ich da noch '... ohne Vabanque zu spielen' ... jetzt bin ich aber platt😮"
"Außerdem lese ich da noch '... ohne Vabanque zu spielen' ... jetzt bin ich aber platt😮"
Vabanque - 27. Jun '25
Guter Link, ja😁
Vabanque - 27. Jun '25
Bearbeitet
>>Krempel - vor 1 Std.
Möchte die Züge nicht vorenthalten:
1.c4 e5
2. g3 Lc5
3. Lg2 Df6
4. Sc3 Dxf2#
Wirklich supi<<
Für ein Lehrbuch schon. Für die Spieler weniger.
Möchte die Züge nicht vorenthalten:
1.c4 e5
2. g3 Lc5
3. Lg2 Df6
4. Sc3 Dxf2#
Wirklich supi<<
Für ein Lehrbuch schon. Für die Spieler weniger.