Smalltalk

hilmars erzählung (leseprobe)

vicky - 12. Jan '07
Hilmar Kühn jr.
DIE WELT ZU GAST BEI JANNIKA

Die Vorbereitung

Nennt mich einen glücklichen jungen Mann, heißt mich gesegnet, denn das bin ich. An der linken Hand die Frau meines Herzens führend, habe ich die rechte frei, um nach den schönen Dingen dieser Welt zu greifen, die ich in trautester Zweisamkeit – kuschelig und still – und bis an die Ränder aller Ewigkeiten mit ihr zu teilen gedenke. Titelt es beneidenswert, mein junges Glück – meine Jannika –, ist sie mir doch das, wonach der Minnesänger sich einst und mit gezückter Laute am Fuße feldsteinerner, uneinnehmbarer Zinnen verzehrte, vom verheißenden Kerzenlicht im Gemach der Ersehnten bis an die Grenzen des Erträglichen inspiriert. Sie ist mir, worüber der Barde herzzerreißend in den Gassen und Kaschemmen tremoliert, und
was den verliebten Flöter in gewagtesten Tönen den Lack vom Instrument flöten lässt. Es ist was es ist, weiß die Liebe bei Erich Fried; ich weiß, es ist mehr. Viel mehr. Es ist alles. Alles, was ich will.

Sternübersäte, friedliche Nacht; fast auf den Tag genau vor zwei Jahren flochten wir unsere Hände ineinander, suchten darin ein Vakuum zu schaffen, um in diesem auf den Flügeln der Liebe zu den Sternen zu reisen. Diese zu entdecken. Diese zu umarmen. Jeden einzelnen.

Das Firmament zu küssen, weniger suchten wir nicht. Zu Übungszwecken – und weil es einfach näher lag – küssten wir vorerst uns. Sagenumrankt wie er ist, dieser einleitende Kuss, gilt er den Poeten bis in heutige Zeiten als einer, den man nie vergisst; von dem man noch in den tristen Fluren wurmstichiger Altenheime nuscheln wird. Mit dessen blumiger Ausschmückung man dereinst die Enkelkinder behelligen wird, immer wieder, als hielte man das Patent darauf, als wäre er fest vernäht im eigenen Herzen. Was er wohl auch ist. So jedenfalls sagt man, oh ja.

Wie könnte ich diesen unseren ersten Kuss auch vergessen: nass bis an die Grenzen des Unschicklichen, verhuscht wie der Besuch einer Fee. Auf einem Rasen so grün und so weich wie ein endloses Daunenkissen reinsten Chlorophylls, und so weit wie die Hallen unserer Herzen, deren Tore wir damit aufgetreten hatten.
.....
Phinchen - 12. Jan '07
und keiner hat auch nur den leisesten hauch einer ahnung wie sich die geschichte fortsetzen wird. wenn ich es nicht schon wüsste, würde es mir wie feuer unter den nägeln brennen zu erfahren, wie es weitergeht..mit ihr..mit dieser jannika ;)
Thea - 12. Jan '07
Wunderschön geschrieben. Aber fragt nicht, wie es weitergeht.

Ich kannte dieses Paar (es hätte dieses Paar sein können). Zwanzig Jahre später war er immer noch verliebt, hielt sie für eine Heilige. Eines Tages, sie hatten inzwischen drei Kinder und ein schönes Haus und alles was man sich nur wünschen kann, fand er heraus, dass sie ihn seit Jahren betrogen hatte. Er ist vor Kummer gestorben. Das ist tatsächlich so passiert.
bluek - 12. Jan '07
... der ANfang hat mir besser gefallen :-(
Thea - 12. Jan '07
Gehen die schönsten Liebesgeschichten nicht immer tragisch aus? Romeo und Julia, Luise Miller (Kabale und Liebe), Tristan und Isolde und viele mehr.
bluek - 12. Jan '07
leider, die Dichter sind alle nicht ganz dicht, *löl* ...nein, sind eigentlich alles schöne Geschichten und ohne Tragik würde die Spannung fehlen, und mit Happyend, wär es dann nicht ein Märchen?
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