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denkwürdige partie mit 1.Sc3 (16 züge)

matamuff - 15. Jul '09
matamuff - 2822haro (gestartet 19.4.2009).
diese partie möchte ich euch nun wirklich nicht vorenthalten.
anmerkungen laut notations-formular meinerseits. schachengines- und -hilfen wurden erst nach beendigung der partie hinzugezogen. ehrenwort.:
1.Sc3 - d5
* die klassische antwort. schwarz geht auf nummer sicher*
2.e4 -e6
*zentrum forever. schwarz kneift zum ersten mal*
3.f4 - dxe4
*mutiger vorstoß. schwarz pariert. hat offentsichtlich keine angst.*
4.Sxe4 - Sf6
*main-line gespielt von weiß. schwarz entwickelt stur weiter eine seiner problemfiguren*
5.Sg3 (!) - Ld6
*unkonventioneller und überraschender weißer zug außerhalb der theorie. schwarz kontert. glaubt offensichtlich, daß das spiel einen außerhalb der theorie laufenden königsgambit-charakter annehmen wird. ein irrtum.*
6.d3-Sf6
*stabilisierung. beide seiten vertrauen auf ihre letztendlichen endspielstärken'*
7.Sf3 - a6
*wieder ein völlig unerwarteter zug von mir. schwarz kontert allerdings sofort. hat mittlerweile angst um seinen damenflügel...*
8.c3 - Sc6
*weiß verkompliziert etwas seinen angeblichen königsindischen aufbau. auch steht mittlerweile sein eben gezogenes pferd etwas im abseits. war das vielleicht schwarzens absicht????*
9.d4 - Sd5
*vergeblicher konterversuch von weiß. schwarz ist weiterhin dominant. rybka, das ist besagte oben erwähnte engine, meint im nachhinein, b5 sei angebracht....wen es interessiert: +4 für schwarz.
10.Ld3 - Sxf4
*eine ungenauigkeit von weiß wegen des einschenkens von rotwein in ein glas.
schwarz kennt natürlich kein mitleid...*
11.Lc2 - Sxg2
*natürliche züge. mainline. allerdings mag ich schwarz nicht mehr so wie früher*
12.Kf2 - Sf4
*ein phantastischer konterzug von mir. schachbücher müssen umgeschrieben werden*
13.Lxf4 - Lxf4
*nur noch ein mitleiderregendes geplänkel von schwarz. weiß trinkt nun seinen wohlverdienten merlot*
14.Kg2 (!!!!) - Se7
*wieder ein zug für die ewigkeit von weiß. die großmeisternorm naht und schwarz resigniert dementsprechend. zieht sein pferdchen zurück*
15. Dd3-Dd5
*weiß grinst. ein vermeidlicher fehler von schwarz. zeitnot!!!
egal...diesem druckvollen angriff ist kein widerstand entgegenzusetzen. theoriemäßig wurde im nachhinein auch die schachengine rybka befragt.... antwort: +113 für weiß. ein weiterer merlot ist die folge*
16.Dxh7 mit schach und matt.
eine denkwürdige partie.
schachlehrbücher hinsichtlich eröffnungsbehandlung wie auch mittelspielstrategie müssen umgeschrieben werden. verschiedene online schachdatenbanken nehmen diese partie als musterpartie für linksspringer-eröffnungen auf. ein wunderbarer schachfanatiker (harald keilhack) schreibt ein buch über diese eröffnung.
weiß triumphiert und trinkt merlot.
SethGecko - 15. Jul '09
6. d3 0-0 (Rochade an dieser Stelle und nicht Sf6 oder?)

Sonst ein wahrhaft meisterliche Partie von Weiß. Den Schwarzen in SIchrheit zu wähnen und dann zu diesem Fehler - ja hatte er überhaupt eine Chance diesen Fehler nicht zuu machen?? - Ich glaube nicht. Prost! :-)
tantenschreck - 15. Jul '09
ja, das ist eindeutig!
der fehler musste kommen
schon der erste zug impliziert geradezu die nachlässigkeit von schwarz

stellt sich nur die frage, was schwarz getrunken hat.....

;-))

und irgendwie kommt mir die zugfolge bekannt vor....
matamuff - 15. Jul '09
weiß war, wie erwähnt, während der gesamten partie mit dem einschenken von merlot beschäftigt. schwarz war paralisiert (egal wie man nun dieses wort schreibt). fehler in notationsformularen passieren - außer natürlich bei botvinnik. der machte sowas nicht. aber das wäre ein thema für einen neuen thread -.
ich entschuldieg mich selbstverständlich für die unterschlagung dieses verdienstvollen zuges von schwarz (persönliche anm.: konnte den niedergang von schwarz allerdings auch nicht verhindern). ich wollte keinen chessmailer auf den irrweg führen!!!!
spielt einfach die partie nach und huldigt mir!
matamuff - 15. Jul '09
danke.
diese zugfolge von weiß ist mittlerweile allgemeingut bei verdienten vereinsspielern älteren jahrgangs geworden.
im kürzlich beendeten sparkassen- meeting in dortmund (kramnik gewann) wollte kramnik auch diese zugfolge spielen. er kniff allerdings. er hatte das alles nicht so bis zum ende ausgerechnet wie der führer der weißen steine in dieser denkwürdigen partie!!!!!!
ich habe angst, daß jetzt der server von shaack unter dem anstrum der schachmenschen in deutschland zusammen bricht (alle wollen diese partie nachspielen). eben klingeklt das telefon...der klöppel von rtl ist dran...
matamuff - 15. Jul '09
6. zug korrektur:
6. d3 - 0-0

und danke an sethgecko für das aufpassen!
die notationsformulare...ich sagte es bereits.
LaskerIII - 15. Jul '09
erkläre bitte:
4.--- Nf6 und dann nochmal 6.---Nf6
wie soll das gehen???
matamuff - 15. Jul '09
besagte notation wurde von meiner seite aus zu unsauber geführt. wie der herr so das gescherr eben. ich hab das umgehend in meinen unterlagen und auch in der online-version korrigiert. die korrekte zugfolge ist in der chessmailpartie natürlich vorgegeben. und korrekt.
das von mir überaus geschätzte chessmail-miglied "sethgecko" hatte diesen fehler ebenfalls sofort gemerkt. eh er jedoch an den zugfolgen verzweifelte, traf er die richtige entscheidung und schlußfolgerung....der zug wurde falsch aus der notation überführt.
der weiß-spieler (matamuff) wurde berechtigtermaßen gerügt. sethgecko selbst trank darauf weiter (nun innerlich viel beruhigter) sein exportbier.
LaskerIII - 15. Jul '09
schwarz hätte die Partie mit jedem anderen Zug z.B. Ng6 mit seinen 2 Mehrbauern früher oder später sicher gewinnen können.
Weiss stand doch die gesamte Partie über ausserst bescheiden.
Die bezeichnung denkwürdig verdient die Partie bestimmt nicht.
hilmar - 15. Jul '09
In dem Wort "Krümelkackerei" kommt "denkwürdig" auch nicht vor, nichtsdestoweniger ist der Vorgang an sich mit Denken verbunden, dieses Aufwandes aber meist nicht würdig. Pflegte zumindest mein Großvater selig zu sagen, bevor er seinen Rasierspiegel an die gelbe Kaffeekanne lehnte und zum Messer griff.
helmsman - 15. Jul '09
Aaah
dort ist die gelbe Kaffeekanne?
Und wir suchen die schon überall :)
hilmar - 15. Jul '09
Wir haben hier einen Steuermann, einen Hilfsmatrosen, mindestens einen Skipper und einen Tiramisukiller, den ich - nicht mehr als mäßige Gegenwehr vorausgesetzt - mit ausholender Geste und freien Herzens zum Smutje ernennen würde. Als Maskottchen würde ich die suessekleene fragen, ob sie Ferien hat und nicht allzuviel auf dem Zettel.

So gesehen könnten wir in See stechen und die gelbe Kanne gemeinsam suchen. Mein Opa nämlich - sein Name sei den Wolken eine lautverbale Gemme und Grund zu figurativer Geballtheit - hat nicht hinterlassen, wo er die Kanne gelassen hat. Oma kann ich auch nicht fragen, sie wohnt jetzt betreut und ist abgelenkt von der Tatsache, dass sich hinter dem Begriff 'Zivildienstleistender' gut gebaute Recken in makelloser Schneeweißigkeit verbergen, die ihr mit galantem Lächeln Kissen, Duschhocker und Gehhilfe aufschütteln, kaum klimpert sie mit den Wimpern.
hilmar - 16. Jul '09
Ich habe den tantenschreck vergessen, der die bösen Geister nah den Klippen fernzuhalten versteht, so er seinem Namen Ehre zu machen gedenkt. Der muss natürlich mit.

Ansonsten quält mich nur noch die Frage, ob es auch auf eine halbe Wahrheit zutrifft, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Und ob ich damit - also ausgänglich dieser Idee - morgen ein Brot bekomme, wenn ich bei der Bäckersfrau zwei halbe Brötchen ordere. Dass das eigentlich niemanden interessiert, lege ich im Schälchen für Dreiviertelwahrheiten ab und harre der Dinge wohlgelaunt, die da kommen. Kommen sie doch ohnehin und meist ungefragt. Was wiederum nichts zur Sache tut. Also schlaft gut, Leute, und mögen die Springergabeln mir euch sein!
Heinerle - 16. Jul '09
Schon richtig, Schwarz hat im 15.Zug vollkommen geträumt, mit der Antwort im 15.Zug f7-f5 oder g7-g6 wäre dir das Merlotglas aus der Hand gefallen und Schwarz hätte die Partie sicher für sich entschieden.

mfG
tarrasch_0815 - 16. Jul '09
Wenn die Schachgeschichte umgeschrieben werden muss, dann bezüglich historischer einzügiger Patzer, wie sie bisher z.B. von Petrosjan gegen Bronstein, von Chigorin gegen Steinitz, von Hübner gegen Korchnoi und von Kramnik gegen Deep Fritz bekannt sind.
Diese Liste muss nun wohl erweitert werden um die epochemachende Begegnung haro gegen matamuff.
Allerdings müssen die entsprechenden Werke der Schachliteratur nicht gleich neu geschrieben werden, es reicht ein kurzer Anhang oder ein entsprechender Vermerk im Vorwort zur neuen Auflage.

;o)
matamuff - 16. Jul '09
dankeschön für die aufmunternden worte. ich bin echt gerührt.
tarrasch_0815 - 16. Jul '09
Wenn Du wieder mal Aufmunterung brauchst, sag's ruhig ;o)
PaulMorphy - 18. Jul '09
Wirklich ein sehr großer Fehler von Schwarz der die Partie hier locker hätte gewinnen müssen. Schwarz spielt bis zum 15. Zug Großmeisterlich, Weiß wie ein typischer Mittelklasse Spieler, wenn Schwarz 15. ....Sg6 spielt, kann Weiß gemütlich einpacken und spätestens 10 Züge später aufgeben. Du solltest die Partie mal analysieren, dann erkennst Du das Weiß, hier alles gespielt hat nur nicht hervorragend und vor allem nicht Großmeisterlich!
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