Schach
Mihail Tal vs. Vassily Smyslov
Mikrowelle - 24. Nov '17
chessglory - 25. Nov '17
... und ein Superspiel zwischen Genies!
Vabanque - 26. Nov '17
Gefällt mir ehrlich gesagt nicht besonders.
Das fängt schon bei der - für mich absolut befremdlichen - Inszenierung mit den militärischen Manövern an. Worin liegt der Sinn und Zweck von so etwas?
Und dann finde ich die Deklamation des Kommentators absolut übertrieben.
Nun ja, bisher ist das alles Geschmackssache.
Aber in 11 Minuten durch eine solch komplizierte Partie? Ich denke mal, so ein Vorhaben muss notwendig scheitern.
Zu einigen Zügen von Schwarz (Smyslov) wird auf wichtige, auf der Hand liegende Alternativen gar nicht eingegangen, z.B. zum 13., 15., 17. und 18. Zug von Schwarz. Diese Alternativen zu erwähnen und eine Widerlegung anzudeuten, wäre hier aber essentiell für ein wenigstens ansatzweises Verständnis der Partie.
So aber bleibt der Zuschauer unbefriedigt zurück.
Natürlich bezieht sich meine Kritik nur auf die Präsentation der Partie, keineswegs auf die Partie selbst.
Sie ist vielmehr eine ganz erstaunliche Leistung von Tal (obwohl es in meinen Augen sogar noch viel schönere von ihm gibt), mit einer Reihe von wirklich beeindruckenden Zügen. Wer sonst als er hätte jemanden wie Smyslov in so wenigen Zügen in einem solchen Stil abfertigen können?
Das fängt schon bei der - für mich absolut befremdlichen - Inszenierung mit den militärischen Manövern an. Worin liegt der Sinn und Zweck von so etwas?
Und dann finde ich die Deklamation des Kommentators absolut übertrieben.
Nun ja, bisher ist das alles Geschmackssache.
Aber in 11 Minuten durch eine solch komplizierte Partie? Ich denke mal, so ein Vorhaben muss notwendig scheitern.
Zu einigen Zügen von Schwarz (Smyslov) wird auf wichtige, auf der Hand liegende Alternativen gar nicht eingegangen, z.B. zum 13., 15., 17. und 18. Zug von Schwarz. Diese Alternativen zu erwähnen und eine Widerlegung anzudeuten, wäre hier aber essentiell für ein wenigstens ansatzweises Verständnis der Partie.
So aber bleibt der Zuschauer unbefriedigt zurück.
Natürlich bezieht sich meine Kritik nur auf die Präsentation der Partie, keineswegs auf die Partie selbst.
Sie ist vielmehr eine ganz erstaunliche Leistung von Tal (obwohl es in meinen Augen sogar noch viel schönere von ihm gibt), mit einer Reihe von wirklich beeindruckenden Zügen. Wer sonst als er hätte jemanden wie Smyslov in so wenigen Zügen in einem solchen Stil abfertigen können?
chessglory - 26. Nov '17
Der Vorteil eines Kritikers liegt in der Kritik an solche, etwas besser zu machen, bedarf aber mehr als nur Worte ;-)
Es ist eine mutige und mal etwas andere Präsentation, als die, die man gewohnt ist. Diese Kritik trifft doch auf jede der massenhaft zu kurz erscheinenden Schachvideos bei Youtube zu!
War denn eine vollständige Analyse überhaupt das Ziel?
Es ist eine mutige und mal etwas andere Präsentation, als die, die man gewohnt ist. Diese Kritik trifft doch auf jede der massenhaft zu kurz erscheinenden Schachvideos bei Youtube zu!
War denn eine vollständige Analyse überhaupt das Ziel?
Hasenrat - 26. Nov '17
Nun sei doch nicht so humorlos, Vabanque.
Es ist doch offensichtlich, dass es sich um eine (der Sache gegenüber
gleichwohl begeistert wohlwollende) Persiflage handelt, very british. Auch die World-War-II-Reenactment-Szenerie (für uns in der Tat befremdlich) gehört dazu. Also ich finds witzig.
Es ist doch offensichtlich, dass es sich um eine (der Sache gegenüber
gleichwohl begeistert wohlwollende) Persiflage handelt, very british. Auch die World-War-II-Reenactment-Szenerie (für uns in der Tat befremdlich) gehört dazu. Also ich finds witzig.
Vabanque - 26. Nov '17
>>Diese Kritik trifft doch auf jede der massenhaft zu kurz erscheinenden Schachvideos bei Youtube zu!<<
Auf viele, in der Tat. Aber nicht auf jede.
Es gibt auch Video-Analysen von einer halben oder sogar ganzen Stunde Dauer, und auch kürzere, die ich sehr gut fand, z.B. von kingscrusher (Achtung, nicht identisch mit dem chessmail-User gleichen Namens!).
>>War denn eine vollständige Analyse überhaupt das Ziel?<<
Selbstverständlich nicht; in dieser Kürze wird das niemand anstreben, und auch gar nicht in einem Video.
Ich hatte obige Partie ja auch schon mal für die 'Kommentierten Spiele' in Erwägung gezogen, befand die Kommentierung letztlich aber als arge Herausforderung. Vielleicht hätte ich es mir mit den Erklärungen ja so leicht machen sollen wie der Video-Kommentator ;)
Auf viele, in der Tat. Aber nicht auf jede.
Es gibt auch Video-Analysen von einer halben oder sogar ganzen Stunde Dauer, und auch kürzere, die ich sehr gut fand, z.B. von kingscrusher (Achtung, nicht identisch mit dem chessmail-User gleichen Namens!).
>>War denn eine vollständige Analyse überhaupt das Ziel?<<
Selbstverständlich nicht; in dieser Kürze wird das niemand anstreben, und auch gar nicht in einem Video.
Ich hatte obige Partie ja auch schon mal für die 'Kommentierten Spiele' in Erwägung gezogen, befand die Kommentierung letztlich aber als arge Herausforderung. Vielleicht hätte ich es mir mit den Erklärungen ja so leicht machen sollen wie der Video-Kommentator ;)
duennbraddel - 26. Nov '17
Das hat nichts mit "es sich leicht machen" zu tun, sondern mit einer anderen Herangehensweise. Outray chess (Hersteller des Videos) und vabanque wollen prinzipiell dasselbe. Nämlich für das Schachspiel begeistern. Vielleicht ist auch der Adressatenkreis unterschiedlich. Beides gut aber anders.
Vabanque - 26. Nov '17
Das mit dem 'sich leicht machen' bezog sich natürlich nur auf die Darstellung der zu zeigenden Varianten ... damit, so ein Video zu drehen, wäre ich natürlich rettungslos überfordert :)
chessglory - 27. Nov '17
--- auf jeden Fall ist sowohl die Partie als auch die Machart sehr kurzweilig ...
chessglory - 27. Nov '17
Hallo Vabanque, vielen Dank für deinen Hinweis auf kingscrusher, habe gleich mal nachgeschaut, hat mir sehr gefallen!
Vabanque - 27. Nov '17
>> chessglory - 26.11.17 +
Der Vorteil eines Kritikers liegt in der Kritik an solche, etwas besser zu machen, bedarf aber mehr als nur Worte ;-)<<
Das ist sehr wohl richtig, und deswegen bin ich jetzt zur Tag geschritten und habe meine eigenen Kommentare zu der Partie geschrieben:
/forum/topic.html?key=6317275b60a54d3c&sv=1
Ich bin auf Kritiken gespannt!
Der Vorteil eines Kritikers liegt in der Kritik an solche, etwas besser zu machen, bedarf aber mehr als nur Worte ;-)<<
Das ist sehr wohl richtig, und deswegen bin ich jetzt zur Tag geschritten und habe meine eigenen Kommentare zu der Partie geschrieben:
/forum/topic.html?key=6317275b60a54d3c&sv=1
Ich bin auf Kritiken gespannt!
Canal_Prins - 28. Nov '17
@ Vabanque
eine Meisterleistung von dir. Beide Daumen hoch.
LG C_P
eine Meisterleistung von dir. Beide Daumen hoch.
LG C_P
Vabanque - 28. Nov '17
Danke, aber diese Einschätzung ist natürlich übertrieben.
Warten doch erstmal ab, was SF chessglory und SF Mikrowelle dazu meinen (ich würde deren Einschätzung auch gerne noch hören bzw. lesen).
Warten doch erstmal ab, was SF chessglory und SF Mikrowelle dazu meinen (ich würde deren Einschätzung auch gerne noch hören bzw. lesen).
chessglory - 30. Nov '17
Analyse zweier Präsentationen: Mihail Tal vs. Vassily Smyslov
Der Brite bietet die Informationen eher bildhaft an, also rechtshirnig und Vabanque eher worthaft, abstrakt, also linkshirnig. So kann der Brite seine Informationen leicht auch mit Gefühlen verbinden, während Vabanque logische Zusammenhänge aufzeigen kann. Außerdem laufen einige der Informationen des Briten nur akustisch ab, ohne Bildbelege.
Um die Informationsdichte beider Präsentationen zu vergleichen, habe ich beide „übereinander gelegt“, und die Schachpositionen nach ihrem Informationsgehalt verglichen.
Vabanque konzentriert sich streng auf die Partie, der Brite nimmt umliegende Daten (Schach-Historie, sowjet-chess-machine, Harmonie vs. Wizard) dazu, was auch ablenkend wirken kann.
Vabanque beschreibt z. B. also 3. … e5 als „Zentrumskampf“ und der Brite lässt bildhaft einen Stosstrupp aufmarschieren und sagt dazu „… taking controll of center“.
Vabanque beschreibt diese Situation als instabil, der Brite als: das Spiel wird jetzt interessant.
Vabanque verweist den Zentrumskampf als besser für Weiß, aufgrund des Entwicklungsvorsprungs, während der Brite von einer Zentrumsschlacht spricht und bildhaft einen weiteren Stoßtrupp aufmarschieren lässt. Hinterfragt wird dabei nichts, sondern vor allem sehr plastisch dargestellt. Wir befinden uns im 7. Zug von beiden Spielern.
Zwischenbilanz: Beide präsentieren etwa gleichwertig, wobei der Brite eine Kritik unterlässt und auf eine schachliche Begründung (Analyse) verzichtet, stattdessen Bilder einspielen lässt. Die Zielgruppe könnte der Bilddenker und auch der Schachanfänger sein.
Die Stellung des 9. Zuges (Rochaden) beschreibt der Brite diesmal sogar mit strategischem Hintergrundwissen, aber eben nur mit gesprochenen Worten. Dieses Mal ist die Zielgruppe eher der Fortgeschrittene Spieler.
Vabanque dimensioniert den strategischen Hintergrund ebenso. Seine Zielgruppe ist der formal-logisch Denkende und auch der fortgeschrittenen Spieler.
Der Brite weist darauf hin, dass die Stellung des 10. Zuges die eigentlich Kritische ist! Das unterlässt aber Vabanque, der "nur" von einer Drohung auf den a-Bauern schreibt.
Ich höre hier erst einmal auf und stelle persönlich fest, dass die Informationsdichte des Briten größer ist als ich zu Anfang mitbekommen habe. Ich glaube, dass beide „Kritiker“ voneinander lernen könnten, da wir Menschen eben 2 Hirnhälften haben und beide gefordert werden müssen, vor allem im Zusammenspiel! Vabanques Leistung liegt eben auf einer anderen Seite der menschlichen Wahrnehmung, was ebenso für den Briten gilt, der von Vabanque lernen könnte, Worte eher schriftlich darzustellen, um seinen gesprochenen Informationen mehr Gewicht zu verleihen.
Danke sehr an Vabanque für seine Mühe!
Der Brite bietet die Informationen eher bildhaft an, also rechtshirnig und Vabanque eher worthaft, abstrakt, also linkshirnig. So kann der Brite seine Informationen leicht auch mit Gefühlen verbinden, während Vabanque logische Zusammenhänge aufzeigen kann. Außerdem laufen einige der Informationen des Briten nur akustisch ab, ohne Bildbelege.
Um die Informationsdichte beider Präsentationen zu vergleichen, habe ich beide „übereinander gelegt“, und die Schachpositionen nach ihrem Informationsgehalt verglichen.
Vabanque konzentriert sich streng auf die Partie, der Brite nimmt umliegende Daten (Schach-Historie, sowjet-chess-machine, Harmonie vs. Wizard) dazu, was auch ablenkend wirken kann.
Vabanque beschreibt z. B. also 3. … e5 als „Zentrumskampf“ und der Brite lässt bildhaft einen Stosstrupp aufmarschieren und sagt dazu „… taking controll of center“.
Vabanque beschreibt diese Situation als instabil, der Brite als: das Spiel wird jetzt interessant.
Vabanque verweist den Zentrumskampf als besser für Weiß, aufgrund des Entwicklungsvorsprungs, während der Brite von einer Zentrumsschlacht spricht und bildhaft einen weiteren Stoßtrupp aufmarschieren lässt. Hinterfragt wird dabei nichts, sondern vor allem sehr plastisch dargestellt. Wir befinden uns im 7. Zug von beiden Spielern.
Zwischenbilanz: Beide präsentieren etwa gleichwertig, wobei der Brite eine Kritik unterlässt und auf eine schachliche Begründung (Analyse) verzichtet, stattdessen Bilder einspielen lässt. Die Zielgruppe könnte der Bilddenker und auch der Schachanfänger sein.
Die Stellung des 9. Zuges (Rochaden) beschreibt der Brite diesmal sogar mit strategischem Hintergrundwissen, aber eben nur mit gesprochenen Worten. Dieses Mal ist die Zielgruppe eher der Fortgeschrittene Spieler.
Vabanque dimensioniert den strategischen Hintergrund ebenso. Seine Zielgruppe ist der formal-logisch Denkende und auch der fortgeschrittenen Spieler.
Der Brite weist darauf hin, dass die Stellung des 10. Zuges die eigentlich Kritische ist! Das unterlässt aber Vabanque, der "nur" von einer Drohung auf den a-Bauern schreibt.
Ich höre hier erst einmal auf und stelle persönlich fest, dass die Informationsdichte des Briten größer ist als ich zu Anfang mitbekommen habe. Ich glaube, dass beide „Kritiker“ voneinander lernen könnten, da wir Menschen eben 2 Hirnhälften haben und beide gefordert werden müssen, vor allem im Zusammenspiel! Vabanques Leistung liegt eben auf einer anderen Seite der menschlichen Wahrnehmung, was ebenso für den Briten gilt, der von Vabanque lernen könnte, Worte eher schriftlich darzustellen, um seinen gesprochenen Informationen mehr Gewicht zu verleihen.
Danke sehr an Vabanque für seine Mühe!
Hasenrat - 30. Nov '17
Nee, mach ma weiter! Ist spannend! :-)
Vabanque - 30. Nov '17
@chessglory: Bis jetzt sehr gut :)
Aber die Fortsetzung würde mich da sogar noch mehr interessieren, denn bis zum 10. Zug habe ich ja noch nicht viel kommentiert bis auf ganz allgemeine Bemerkungen, wie man sie natürlich ähnlich im Video auch gehört hat.
Als erste wirklich kritische Stellung der Partie erachte ich übrigens die nach dem 15. Zug von Weiß.
Aber die Fortsetzung würde mich da sogar noch mehr interessieren, denn bis zum 10. Zug habe ich ja noch nicht viel kommentiert bis auf ganz allgemeine Bemerkungen, wie man sie natürlich ähnlich im Video auch gehört hat.
Als erste wirklich kritische Stellung der Partie erachte ich übrigens die nach dem 15. Zug von Weiß.
Hasenrat - 30. Nov '17
Partiekommentarsynopse (vergleichende Darstellung der Darstellungen) - diese Disziplin fehlt eirkluch noch. :-D
Hasenrat - 30. Nov '17
"wirklich" hatte ich ins Gerät gehämmert - nicht "eirkluch" (hört sich isländisch/gälisch an)
Vabanque - 30. Nov '17
Ja, wie aus einem dieser schönen keltischen Volkslieder :)
Vabanque - 30. Nov '17
>>(Zitat chessglory) Vabanque konzentriert sich streng auf die Partie, der Brite nimmt umliegende Daten (Schach-Historie, sowjet-chess-machine, Harmonie vs. Wizard) dazu, was auch ablenkend wirken kann.<<
Solche Infos nehme ich schon auch dazu, die wandern bei mir aber in der Regel in den Vorspann bzw. die Einleitung zu der Partie.
Solche Infos nehme ich schon auch dazu, die wandern bei mir aber in der Regel in den Vorspann bzw. die Einleitung zu der Partie.
patzer0815 - 30. Nov '17
Ich habe auf Anhieb "wirklich" gelesen und mich dann über Deinen Kommentar gewundert :-P
Vabanque - 30. Nov '17
Tja, die Wunder des menschlichen Gehirns eben, das beim Lesen eigenständig die fehlenden Infos ergänzt bzw. falsche Infos korrigiert ;)
chessglory - 07. Dez '17
Fortsetzung später, da im Moment zu viel los - von wegen besinnliche Zeit uns so ...
Vabanque - 08. Dez '17
Schade, hoffentlich kommt trotzdem noch was ... mein Dank (und der einiger anderer) wäre dir jedenfalls gewiss!
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