Kommentierte Spiele
Deutsche Schachgeschichte (X): Hübner
Kellerdrache - 03. Feb '18
Ohne verdienten Großmeistern wie Unzicker, Uhlmann, Schmid oder Hecht zu nahe zu treten kann man sagen, dass erst mit Robert Hübner wieder ein deutscher Spieler die Szene betrat der ernsthaft in der Weltelite mitspielen konnte.
In den 70er und 80er Jahren gehörte er konstant zur absoluten Weltspitze. Letzendlich war es auch nie die Qualität seines Schachs die noch größere Erfolge bei den Weltmeisterschaften verhinderte, sondern fehlende Nervenstärke und Abgebrühtheit. Gegen Petrosjan brach er einen Kandidatenwettkampf ab, weil er sich durch Straßenlärm gegenüber seinem schwerhörigen Gegner benachteiligt sah. Auch sein Kampf gegen Kortschnoi wurde von ihm abgebrochen, nachdem er spektakulär in einem Endspiel eine einfache Springergabel übersah.
All seine Erfolge erzielte er ohne jemals 100% Profi zu werden. Neben seinem akademischem Beruf und seiner Schachkarriere arbeite er als Übersetzer (aus der finnischen Sprache) und beschäftigte sich mit dem chinesischen Schach.
Die von ihm verfassten Schachbücher sind Werke von wissenschaftlicher Gründlichkeit und nur einem wirklich fleißigen Leser zu empfehlen.































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In den 70er und 80er Jahren gehörte er konstant zur absoluten Weltspitze. Letzendlich war es auch nie die Qualität seines Schachs die noch größere Erfolge bei den Weltmeisterschaften verhinderte, sondern fehlende Nervenstärke und Abgebrühtheit. Gegen Petrosjan brach er einen Kandidatenwettkampf ab, weil er sich durch Straßenlärm gegenüber seinem schwerhörigen Gegner benachteiligt sah. Auch sein Kampf gegen Kortschnoi wurde von ihm abgebrochen, nachdem er spektakulär in einem Endspiel eine einfache Springergabel übersah.
All seine Erfolge erzielte er ohne jemals 100% Profi zu werden. Neben seinem akademischem Beruf und seiner Schachkarriere arbeite er als Übersetzer (aus der finnischen Sprache) und beschäftigte sich mit dem chinesischen Schach.
Die von ihm verfassten Schachbücher sind Werke von wissenschaftlicher Gründlichkeit und nur einem wirklich fleißigen Leser zu empfehlen.
Vlastimil Jansa Robert Huebner Athens Zonal | Athens GRE | 1969.10.?? | C00 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e6 2. d3 d5 3. Sd2 Sf6 4. g3 Will man keinen Franzosen auf dem Brett haben kann man so in eine Art von königsindischen Angriff übergehen xe4 90% aller Spieler die gegen den königsindischen Angriff spielen verlassen sich auf eine mehr oder minder massive Bauernwand mit 3 oder mehr Bauern auf der 5. Reihe. Hübner zeigt eine Alternative auf und vermeidet eine allzu geschlossene Stellung. 5. xe4 Lc5 6. Lg2 Sc6 7. Sgf3 e5 Bis hierhin alles recht normale Entwicklungszüge. Mit e5 öffnet Hübner seinem weißfeldrigen Läufer eine schöne Diagonale 8. De2 In seinem eigenen Kommentar gibt Robert Hübner diesen Zug schon als Fehler an, da er weniger flexibel ist als 8.O-O, wonach je nach Fortsetzung des Gegners auch ein Aufbau mit c3 und Dc2 möglich bleibt O-O 9. O-O a5 Ich habe diesen Zug nicht richtig verstanden und Jansa ging es wohl genauso, da seine Antwort nichts gegen die dahinter liegende Hauptidee unternimmt. Meine Vermutung zum Sinn des Zuges war, dass er nach a4 sollte um dem Sd2 das Feld b3 zu nehmen und dem Lc5 einen Rückzug auf der Diagonale g1-a7 zu ermöglichen ohne einem späteren Bauernvormarsch im Weg zu stehen. Diesem Plan baut Jansa vor. 10. a4 b6 Nach diesem Zug sieht man jetzt die eigentliche Idee von a5. Der Lc8 wird auf die Diagonale f1-a6 entwickelt wo er dem Weißen sehr lästig wird. Mit 11.c4 könnte man das Problem zwar lösen überliese dem Sc6 aber zwei hübsche Einstiegsrouten über b4 und d4 11. c3 Nimmt dem Springer die besagten Felder und verlässt sich darauf, dass der Sd2 Unheil lange genug verhindert um sich bequem umgruppieren zu können. La6 12. Sc4 Bedenkt man all die Probleme die Weiß noch durch die freiwillig eingegangene Fesselung zu erleiden hat, wären die Einstiegslöcher auf b4 und d4 vielleicht noch der kleinere Nachteil gewesen. Dd7 Man fühlt sich ein wenig unwohl die Dame auf der d-Linie zu lassen wo sie vom weißen Turm angegriffen werden kann, aber auf der hellen Diagonale kann die Königin später mal auf den Königsflügel übersiedeln. 13. Sh4 f5 wäre sicher ein gutes Feld für das weiße Pferdchen. Außerdem kann nach einem möglichen Abtausch der dunkelfeldrigen Läufer auch f4 spielbar werden Dg4 Hier wird die Dame nicht lange bleiben können weswegen De6 sinnvoller aussieht. 14. Lf3 De6 15. b3 nicht nur war der Sc4 nach De6 ein zweites mal angegriffen, irgendwann einmal möchte man die eigene Dame ja auch mal von ihren Deckungsaufgaben entlasten können b5 ein hübsches Manover. Nach dem Abtausch auf b5 kann Schwarz mit 17...a4 die Deckung des Springers unterminieren. 16. xb5 Lxb5 17. Td1 Jansa entscheidet sich für etwas Initiative und die Auflösung der lästigen Fesselung die Qualität zu opfern a4 18. Td5 greift den Lc5 an und unterbricht die Diagonale der schwarzen Dame. Hübners taktische Schwäche hier ist, dass seine beiden Läufer ungedeckt sind Sxd5 19. xd5 Df6 20. b4 etwas überraschend, aber die Alternative ist nicht viel besser
20. xc6 die Meisten von uns hätten wohl diesen weitaus näherliegenden Zug gespielt. xb3 21. Txa8 Txa8 der Sc4 ist weiterhin bewegungsunfähig und der schwarze Turm hat volle Kontrolle uber die a-Linie. Außerdem ist die Überlastung der weißen Dame ein ernstes Problem. Sie ist die alleinige Deckung des Sc4 und z.B. nach Vertreibung des Lf3 auch des Feldes f2. Nach 22...g5 und Wegzug des Springers käme noch die Deckung des Lf3 dazu. Zu guter Letzt hat man den b3 vor der Haustür.
e4 ein klasse Zug. Zwei Drohungen sind zu parrieren. 1. das offensichtliche exf3 und 2. Dxc3 mit Angriff auf Ta1 und Sc4. 21. Dxe4 Weiß hat hier vier Moglichkeiten fortzusetzen. Jansas Wahl ist vermutlich das Beste Tae8 Fast möchte man vergessen, dass zwei von Hübners Figuren hängen, doch seine Drohung ist einfach die stärkere 22. Dg4 Te1+ 23. Kg2 Se5 24. Dh5 Weiß ist gezwungen seinen Springer aufzugeben Lxc4 wie verteidigt man sich nun gegen das drohende Matt mit Lf1 gefolgt von Lh3 ? 25. Lg5 der einzige Zug. Nach 25...Lf1+ 26.Kg1 Lh3 könnte man jetzt einfach den Turm e1 schlagen Txa1 26. Lxf6 Lf1+ 27. Kh1 mit dem Turm auf a1 statt e1 wie vorher lässt sich das matt nach Lh3 durch Ld1 verhindern Sxf3 eliminiert die Kontrolle uber d1 28. c4 xf6
Vabanque - 04. Feb '18
Obwohl auch diese frühe Hübner-Partie sehr kompliziert ist, kann man sie doch noch gut verstehen, und vor allem die mit 20... e4! eingeleitete Schlusskombination, die mit einem Schlag alle schwarzen Figuren aktiviert, ist wirklich hübsch. Besonders gefällt mir am Ende die Ohnmacht der weißen Dame :)
Die Kommentare lassen keine Wünsche offen und sind für mich eher zu ausführlich als zu knapp.
Danke, dass du diese tolle Partie reingestellt hast, denn mit der Fortsetzung meiner Lasker-Serie habe ich momentan noch schwer zu kämpfen (nur die erste Lasker-Partie war gut zu kommentieren).
Die Kommentare lassen keine Wünsche offen und sind für mich eher zu ausführlich als zu knapp.
Danke, dass du diese tolle Partie reingestellt hast, denn mit der Fortsetzung meiner Lasker-Serie habe ich momentan noch schwer zu kämpfen (nur die erste Lasker-Partie war gut zu kommentieren).
Sash70 - 07. Feb '18
Auch für mich eine sehr interessante Partie. Wenngleich sie nicht einfach zu Verstehen ist - für mich jedenfalls ;)
So ganz bin ich nicht von 12. Sc4 überzeugt. Ich verstehe Deine Kommentare und kann sie gut nachvollziehen. Du zeigst es ja in dem Kommentar danach auch gleich auf. Ich fände, rein optisch, 12. c4 verständlicher. Klar, Bauern doppelt ziehen ist blöd, aber davon mal abgesehen: Die Dame wirkt ja so doch sehr Bewegungsunfähig. Ein Eindringen des schwarzen Springers von c6 wäre mir irgendwie lieber als eine Dame, die nur Ihre Schäfchen zum Schutz vor sich stellt.
So ganz bin ich nicht von 12. Sc4 überzeugt. Ich verstehe Deine Kommentare und kann sie gut nachvollziehen. Du zeigst es ja in dem Kommentar danach auch gleich auf. Ich fände, rein optisch, 12. c4 verständlicher. Klar, Bauern doppelt ziehen ist blöd, aber davon mal abgesehen: Die Dame wirkt ja so doch sehr Bewegungsunfähig. Ein Eindringen des schwarzen Springers von c6 wäre mir irgendwie lieber als eine Dame, die nur Ihre Schäfchen zum Schutz vor sich stellt.
Kellerdrache - 07. Feb '18
@sash70: ja, das sehe ich genau so, aber natürlich ist es immer einfacher es im nachhinein besser zu wissen. Ich denke, der Herr Jansa würde Sc4 heute auch nicht mehr spielen. Vermutlich war aber schon a4 ein Fehler, weil so extrem schwer zu sehen war der Plan mit La6 ja nun auch wieder nicht. Spielt man a3 statt a4 geht c4 eben doch etwas einfacher (dann hätte man nur noch ein Loch auf d4).