Kommentierte Spiele

Große Partien ... (XV): Bronstein - Najdorf 1954

Vabanque - 04. Mär '14
Zu den originellsten Spielern, die je gelebt haben, gehörte der ukrainisch-jüdische GM David Bronstein. Im Jahre 1951 ging er in einem WM-Match gegen Botvinnik sogar in Führung, verlor jedoch die letzte Partie, so dass Botvinnik ausgleichen konnte und den Titel behielt. Danach schaffte es Bronstein leider nie mehr, sich für einen Titelkampf zu qualifizieren, doch er blieb lange Zeit an der Weltspitze und bereicherte die Schachwelt durch seine Partien. Viele davon sind so kompliziert, dass ich sie im Rahmen dieser Reihe gar nicht kommentieren könnte. Doch es gibt auch Partien von ihm, die eine klare Linie besitzen. Bronsteins besondere Spezialität waren Bauernwalzen. Gerne opferte er schon in der Eröffnung eine Figur gegen Bauern, um dann später mit seiner Bauernmehrheit
vorzumarschieren. Die vorliegende Partie gegen Miguel Najdorf, der zu dieser Zeit ebenfalls zur Weltspitze gehörte, ist ein eindrucksvolles Beispiel für die kreative Spielweise Bronsteins.

David Bronstein Miguel Najdorf Buenos Aires (Argentina) | Buenos Aires (Argentina) | 1954 | B95 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 xd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 Eine aggressive Variante, in der Weiß schnell auf die lange Rochade zusteuert, um dann im Zentrum aktiv zu werden. e6 7. Df3 Üblich ist hier f4, aber Bronstein hat seine eigenen Pläne, wie wir gleich sehen werden. Sbd7 8. O-O-O Dc7 9. Dg3 Nach mehreren Quellen soll Bronstein für diesen Zug fast eine Stunde Bedenkzeit verbraucht haben; seine eigenen Anmerkungen zu dieser Partie legen jedoch eher die Vermutung nahe, dass er über das folgende Opfer im 10. Zug sehr lange nachgedacht hat (was in meinen Augen auch mehr Sinn machen würde). Allerdings kenne ich Bronsteins Anmerkungen auch nur insoweit, als sie in 'The Delights of Chess' von Assiac zitiert sind. Assiac versichert in besagtem Werk zwar, die Partie 'with some of the winner's own notes' abzudrucken, macht sich aber keine Mühe anzugeben, wo die Originalkommentare Bronsteins zu finden sind. Man kann daher nur mutmaßen, wie viel von Bronsteins Originalkommentaren durch Übersetzung (vermutlich aus dem Russischen ins Englische) und Kürzung bzw. Bearbeitung verloren gegangen ist. b5 Es ist kaum anzunehmen, dass Najdorf mit dem folgenden Zug gerechnet hat. 10. Lxb5! Weiß erhält 3 Bauern für die Figur, was normalerweise im Mittelspiel eine eher zweifelhafte Transaktion darstellt. Aber Bronstein hat sich während seiner langen Denkpause sicherlich davon überzeugt, dass in dieser konkreten Stellung die Bauern mindestens so stark sind wie die Figur. xb5 11. Sxb5 Db8 Bronstein schreibt, dass er in der Vorausberechnung, bevor er auf b5 opferte, am längsten über Da5 nachgedacht hatte, und sich nicht im Klaren darüber gewesen war, ob darauf nun das weitere Qualitätsopfer 12. Txd6 oder das risikolosere 12. Sxd6+ stärker ist. Er entschied dann irgendwann (nach langem Nachdenken), die Entscheidung auf später zu verschieben, falls Najdorf wirklich Da5 spielen sollte (was er dann ja gar nicht tat). 12. Sxd6+ Lxd6 13. Dxd6 Dxd6 14. Txd6 Schauen wir uns die Stellung an: Weiß hat drei verbundene Freibauern für den Springer, sie stehen allerdings alle noch in der Grundstellung. Trotzdem schätzt Bronstein die Position so ein, dass Schwarz auch bei bester Verteidigung höchstens ein Remis zu erwarten hätte. h6 Bronstein schreibt, dass Schwarz sehr lang über diesen Zug nachgedacht hatte, und dass ihm selber jetzt weder Le3 (wegen Sg4) noch Lf4 (wegen g5) gefallen hatten. Er wollte sich den Läufer unter allen Umständen erhalten, wegen der Kontrolle über die schwarzen Felder. Nicht einmal gegen einen Turm (!!), geschweige denn gegen einen Springer, würde er den Läufer abtauschen, meinte Bronstein. 15. Ld2! Durch die vorige Anmerkung erklärt sich dieser seltsam aussehende Zug, der die d-Linie vorübergehend verstellt. Lb7 Sieht durch den Angriff auf den Bauern e4 aktiv aus. 16. f3 Betoniert e4 und gibt dem Ld2 wieder die Möglichkeit, bei Gelegenheit unbehelligt nach e3 zu ziehen. O-O Bronstein meint, dass dies der einzige, aber entscheidende Fehler von Schwarz gewesen sei, der aus einer verfehlten Stellungsbeurteilung entspringe. Najdorf glaubte offenbar, mit seinen Türmen auf den halboffenen Linien des Damenflügels Druck ausüben zu können. Stattdessen hätte Schwarz hier lang rochieren (oder evtl. auch Ke7 spielen) sollen, um besser für späteren Vormarsch der weißen Bauern gewappnet zu sein und seinerseits ein Gegenspiel mittels g7-g5-g4 einleiten zu können. 17. b3 Mit diesem Zug und dem folgenden bereitet Bronstein den langsamen, aber letztlich unaufhaltsamen Vormarsch der verbundenen Freibauern vor. Tfc8 18. Kb2 Schwarz kann jetzt seine Türme auf der c-Linie nicht verdoppeln: auf Tc7 würde Sb5, auf Tc5 Le3 folgen. Das weiße Manöver b3 und Kb2 hat sowohl den Sc3 wie auch den Le3 beweglich gemacht. Sc5 Man sieht, wie Schwarz sich abmüht, seine Figuren auf aktive Felder zu bringen. Aber der Springer wird hier nichts ausrichten können. Es wird allmählich klar, dass Schwarz seine Mehrfigur in dieser Stellung nichts nützt, während die weißen Bauern ein langfristiger Trumpf sind. 19. Le3 e5 Vielleicht ist ja e6 ein besseres Feld für den Springer? Aber der Zug schafft eine Schwäche auf d5, wie Bronstein in wenigen Zügen beweisen wird. 20. Thd1 Weiß beherrscht die nach dem Wegzug des Ld2 wieder frei gewordene d-Linie. Se6 21. Tb6 Greift zunächst den Lb7 an, um entweder einen Deckungszug oder einen Wegzug auf ein ungünstigeres Feld zu erzwingen. Lc6 Auch auf andere Antworten käme Sd5. 22. Sd5! Nun droht Weiß sowohl die Gabel auf e7 als auch, durch Sxf6+ nebst Lxh6 einen Bauern zu gewinnen. Der folgende Abtausch ist also erzwungen. Lxd5 Nehmen mit dem Springer war wegen der Bauerngabel unmöglich. 23. xd5 Nun aber sind es nicht weniger 4 verbundene Freibauern geworden! Sc5 24. Tb5 Der 'aktive' Springer wird sofort belästigt. Sfd7 25. c4 Eine schöne Bauernkette! e4 Um Weiß irgendwie zu beschäftigen, der sonst z.B. einfach mit a2-a4-a5 fortsetzen könnte. 26. Lxc5 Nun wird der starke Läufer also endlich doch aufgegeben, um die Lage zu forcieren. Je mehr Figuren abgetauscht werden, desto stärker werden - trotz schwarzer Mehrfigur - die verbundenen Bauern. Vor allem ein Springer ist meistens völlig hilflos gegen den Vormarsch der Bauern. Sxc5 27. xe4 Sxe4 28. d6?! Eine Falle, in die Schwarz prompt hineintappt. Der Zug verliert nämlich einen Bauern, wie man gleich sehen wird, aber dadurch gerät der schwarze Springer erst recht in eine Abseitsstellung. Bronstein lässt den Zug unkommentiert, und Chernev gibt ihm ein Ausrufungszeichen, was aber nach Engine-Analysen sehr fragwürdig scheint. Schwarz hätte sich nämlich anscheinend jetzt mit 28... Tc6! 29. d7 Td8 noch eben so halten können. Hätte Weiß dagegen 28. Td4! gespielt, so wäre die schwarze Verteidigung vermutlich bald kollabiert. Wenn dann Sd6, so 29. Tb6, und Schwarz muss die Blockadestellung des Springers wieder aufgeben (Td8 30. c5). Txa2+? In seiner Verzweiflung erliegt Schwarz der Verlockung, wenigstens einen der gefährlichen Bauern erobern zu können. 29. Kxa2 Sc3+ 30. Ka3 Sxd1 31. c5 Sc3 Der Springer humpelt in seine eigenen Reihen zurück. 32. Ta5 Sd5 Das hat er scheinbar doch recht flott geschafft. 33. c6! Jetzt kann Schwarz nicht auf c6 nehmen wegen 34. Ta8+ (viel stärker als Txd5) nebst d7, und der Freibauer kostet Schwarz den Turm! Sf6 Jetzt droht Schwarz tatsächlich auf c6 wegzunehmen. 34. Ta6 d7 genügt auch, aber der Textzug ist grausamer. Kf8 35. b4 Unerbittlich rückt ein weiterer Feind nach! Ke8 Nur allzu gern würde Schwarz den Springer nach 36. d7+?? wieder hergeben. Die Partie wäre dann remis! 36. b5 Was für ein Stellungsbild! Jetzt wo c6 gedeckt ist, beabsichtigt Weiß im nächsten Zug Ta7. Sd7 Verzweiflung; auf Td8 könnte Weiß ganz nonchalant den Bauern d6 hergeben und dafür die beiden anderen Bauern auf die 7. Reihe befördern: 36... Td8 37. b6! Txd6 38. b7 Td8 39. c7 37. Ta7! Natürlich schlägt Weiß nicht den Springer, wonach der Gewinn sehr schwierig (wenn nicht gar unmöglich) wäre. Jetzt droht cxd7+ tatsächlich, und der Springer kann wegen d7+ mit Turmgewinn nicht wegziehen. Td8 geht auch nicht wegen 38. cxd7+ Txd7 39. Ta8+ (eine kleine Feinheit, damit Schwarz den d-Bauern nicht erbeutet) Td8 (erzwungen) 40. Txd8+ nebst Kb4 und Kc5 und spielend gewonnenem Bauernendspiel. Tb8 38. Txd7! Jetzt ist es der b-Bauer, der nicht mehr gebraucht wird. Txb5 39. Ta7 Droht Matt. Die Bauern kosten jetzt auf alle Fälle den Turm. Allerspätestens jetzt sollte Schwarz aufgeben. Doch ist es im Turnierschach so, dass man auch in völlig hoffnungsloser Stellung, besonders in Zeitnot, immerhin noch bis zur Zeitkontrolle oder kurz darüber hinaus spielt, um sich danach seine ruinierte Stellung noch einmal in Ruhe zu betrachten und dann erst aufzugeben. Vorher hat man schlicht und einfach keine Zeit dafür! Tb8 40. d7+ Ke7 Kd8 41. c7+ 41. d8=Q+ Kxd8 42. c7+ Der ultimative Triumph der Bauernwalze!
PGN anzeigen[Event "Buenos Aires (Argentina)"]
[Site "Buenos Aires (Argentina)"]
[Date "1954.??.??"]
[EventDate "?"]
[Round "?"]
[Result "1-0"]
[White "David Bronstein"]
[Black "Miguel Najdorf"]
[ECO "B95"]
[WhiteElo "?"]
[BlackElo "?"]
[PlyCount "83"]

1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. Bg5 {Eine aggressive Variante, in der Weiß schnell auf die lange

Rochade zusteuert, um dann im Zentrum aktiv zu werden.} e6 7. Qf3 {Üblich ist hier f4, aber Bronstein hat seine eigenen

Pläne, wie wir gleich sehen werden.} Nbd7 8.
O-O-O Qc7 9. Qg3 {Nach mehreren Quellen soll Bronstein für diesen Zug fast eine Stunde Bedenkzeit verbraucht haben; seine

eigenen Anmerkungen zu dieser Partie legen jedoch eher die Vermutung nahe, dass er über das folgende Opfer im 10. Zug sehr

lange nachgedacht hat (was in meinen Augen auch mehr Sinn machen würde). Allerdings kenne ich Bronsteins Anmerkungen auch

nur insoweit, als sie in 'The Delights of Chess' von Assiac zitiert sind. Assiac versichert in besagtem Werk zwar, die Partie

'with some of the winner's own notes' abzudrucken, macht sich aber keine Mühe anzugeben, wo die Originalkommentare

Bronsteins zu finden sind. Man kann daher nur mutmaßen, wie viel von Bronsteins Originalkommentaren durch Übersetzung

(vermutlich aus dem Russischen ins Englische) und Kürzung bzw. Bearbeitung verloren gegangen ist.} b5 {Es ist kaum

anzunehmen, dass Najdorf mit dem folgenden Zug gerechnet hat.} 10. Bxb5! {Weiß erhält 3 Bauern für die Figur, was

normalerweise im Mittelspiel eine eher zweifelhafte Transaktion darstellt. Aber Bronstein hat sich während seiner langen

Denkpause sicherlich davon überzeugt, dass in dieser konkreten Stellung die Bauern mindestens so stark sind wie die

Figur.} axb5 11. Ndxb5 Qb8 {Bronstein schreibt, dass er in der Vorausberechnung, bevor er auf b5 opferte, am längsten über

Da5 nachgedacht hatte, und sich nicht im Klaren darüber gewesen war, ob darauf nun das weitere Qualitätsopfer 12. Txd6

oder das risikolosere 12. Sxd6+ stärker ist. Er entschied dann irgendwann (nach langem Nachdenken), die Entscheidung auf

später zu verschieben, falls Najdorf wirklich Da5 spielen sollte (was er dann ja gar nicht tat).} 12. Nxd6+ Bxd6 13. Qxd6

Qxd6
14. Rxd6 {Schauen wir uns die Stellung an: Weiß hat drei verbundene Freibauern für den Springer, sie stehen allerdings

alle noch in der Grundstellung. Trotzdem schätzt Bronstein die Position so ein, dass Schwarz auch bei bester Verteidigung

höchstens ein Remis zu erwarten hätte.} h6 {Bronstein schreibt, dass Schwarz sehr lang über diesen Zug nachgedacht hatte,

und dass ihm selber jetzt weder Le3 (wegen Sg4) noch Lf4 (wegen g5) gefallen hatten. Er wollte sich den
Läufer unter allen Umständen erhalten, wegen der Kontrolle über die schwarzen Felder. Nicht einmal gegen einen Turm (!!),

geschweige denn gegen einen Springer, würde er den Läufer abtauschen, meinte Bronstein.} 15. Bd2! {Durch die vorige

Anmerkung erklärt sich dieser seltsam aussehende Zug, der die d-Linie vorübergehend verstellt.} Bb7 {Sieht durch den

Angriff auf den Bauern e4 aktiv aus.} 16. f3 {Betoniert e4 und gibt dem Ld2 wieder die Möglichkeit, bei Gelegenheit

unbehelligt nach e3 zu ziehen.} O-O {Bronstein meint, dass dies der einzige, aber entscheidende Fehler von Schwarz gewesen

sei, der aus einer verfehlten Stellungsbeurteilung entspringe. Najdorf glaubte offenbar, mit seinen Türmen auf den

halboffenen Linien des Damenflügels Druck ausüben zu können. Stattdessen hätte Schwarz hier lang rochieren (oder evtl.

auch Ke7 spielen) sollen, um besser für späteren Vormarsch der weißen Bauern gewappnet zu sein und seinerseits ein

Gegenspiel mittels g7-g5-g4 einleiten zu können.}17. b3 {Mit diesem Zug und dem folgenden bereitet Bronstein den langsamen,

aber letztlich unaufhaltsamen Vormarsch der verbundenen Freibauern vor.} Rfc8 18. Kb2 {Schwarz kann jetzt seine Türme auf

der c-Linie nicht verdoppeln: auf Tc7 würde Sb5, auf Tc5 Le3 folgen. Das weiße Manöver b3 und Kb2 hat sowohl den Sc3 wie

auch den Le3 beweglich gemacht.} Nc5 {Man sieht, wie Schwarz sich abmüht, seine Figuren auf aktive Felder zu bringen. Aber

der Springer wird hier nichts ausrichten können. Es wird allmählich klar, dass Schwarz seine Mehrfigur in dieser Stellung

nichts nützt, während die weißen Bauern ein langfristiger Trumpf sind.} 19. Be3 e5 {Vielleicht ist ja e6 ein besseres Feld

für den Springer? Aber der Zug schafft eine Schwäche auf d5, wie Bronstein in wenigen Zügen beweisen wird.} 20. Rhd1 {Weiß

beherrscht die nach dem Wegzug des Ld2 wieder frei gewordene d-Linie.}
Ne6 21. Rb6 {Greift zunächst den Lb7 an, um entweder einen Deckungszug oder einen Wegzug auf ein ungünstigeres Feld zu

erzwingen.} Bc6 {Auch auf andere Antworten käme Sd5.} 22. Nd5! {Nun droht Weiß sowohl die Gabel auf e7 als auch, durch

Sxf6+ nebst Lxh6 einen Bauern zu gewinnen. Der folgende Abtausch ist also erzwungen.} Bxd5 {Nehmen mit dem Springer war

wegen der Bauerngabel unmöglich.} 23. exd5 {Nun aber sind es nicht weniger 4 verbundene Freibauern geworden!} Nc5 24. Rb5

{Der 'aktive' Springer wird sofort belästigt.} Nfd7 25. c4 {Eine schöne Bauernkette!} e4 {Um Weiß irgendwie zu

beschäftigen, der sonst z.B. einfach mit a2-a4-a5 fortsetzen könnte.} 26. Bxc5 {Nun wird der starke Läufer also endlich doch aufgegeben,

um die Lage zu forcieren. Je mehr Figuren abgetauscht werden, desto stärker werden - trotz schwarzer Mehrfigur - die

verbundenen Bauern. Vor allem ein Springer ist meistens völlig hilflos gegen den Vormarsch der Bauern.} Nxc5
27. fxe4 Nxe4 28. d6?!{Eine Falle, in die Schwarz prompt hineintappt. Der Zug verliert nämlich einen Bauern, wie man

gleich sehen wird, aber dadurch gerät der schwarze Springer erst recht in eine Abseitsstellung. Bronstein lässt den Zug

unkommentiert, und Chernev gibt ihm ein Ausrufungszeichen, was aber nach Engine-Analysen sehr fragwürdig scheint. Schwarz

hätte sich nämlich anscheinend jetzt mit 28... Tc6! 29. d7 Td8 noch eben so halten können. Hätte Weiß dagegen 28. Td4! gespielt,

so wäre die schwarze Verteidigung vermutlich bald kollabiert. Wenn dann Sd6, so 29. Tb6, und Schwarz muss die

Blockadestellung des Springers wieder aufgeben (Td8 30. c5).} Rxa2+? {In seiner Verzweiflung erliegt Schwarz der

Verlockung, wenigstens einen der gefährlichen Bauern erobern zu können.} 29. Kxa2 Nc3+ 30. Ka3 Nxd1 31. c5 Nc3 {Der Springer humpelt in seine eigenen Reihen zurück.} 32. Ra5 Nd5 {Das

hat er scheinbar doch recht flott geschafft.}
33. c6! {Jetzt kann Schwarz nicht auf c6 nehmen wegen 34. Ta8+ (viel stärker als Txd5) nebst d7, und der Freibauer kostet

Schwarz den Turm!} Nf6 {Jetzt droht Schwarz tatsächlich auf c6 wegzunehmen.} 34. Ra6 {d7 genügt auch, aber der Textzug ist

grausamer.} Kf8 35. b4 {Unerbittlich rückt ein weiterer Feind nach!} Ke8 {Nur allzu gern würde Schwarz den Springer nach

36. d7+?? wieder hergeben. Die Partie wäre dann remis!} 36. b5 {Was für ein Stellungsbild! Jetzt wo c6 gedeckt ist,

beabsichtigt Weiß im nächsten Zug Ta7.} Nd7 {Verzweiflung; auf Td8 könnte Weiß ganz nonchalant den Bauern d6 hergeben und

dafür die beiden anderen Bauern auf die 7. Reihe befördern: 36... Td8 37. b6! Txd6 38. b7 Td8 39. c7} 37. Ra7! {Natürlich

schlägt Weiß nicht den Springer, wonach der Gewinn sehr schwierig (wenn nicht gar unmöglich) wäre. Jetzt droht cxd7+

tatsächlich, und der Springer kann wegen d7+ mit Turmgewinn nicht wegziehen. Td8 geht auch nicht wegen 38. cxd7+ Txd7 39.

Ta8+ (eine kleine Feinheit, damit Schwarz den d-Bauern nicht erbeutet) Td8 (erzwungen) 40. Txd8+ nebst Kb4 und Kc5 und

spielend gewonnenem Bauernendspiel.}Rb8 38. Rxd7! {Jetzt ist es der b-Bauer, der nicht mehr gebraucht wird.} Rxb5 39. Ra7

{Droht Matt. Die Bauern kosten jetzt auf alle Fälle den Turm. Allerspätestens jetzt sollte Schwarz aufgeben. Doch ist es

im Turnierschach so, dass man auch in völlig hoffnungsloser Stellung, besonders in Zeitnot, immerhin noch bis zur

Zeitkontrolle oder kurz darüber hinaus spielt, um sich danach seine ruinierte Stellung noch einmal in Ruhe zu betrachten

und dann erst aufzugeben. Vorher hat man schlicht und einfach keine Zeit dafür!}
Rb8 40. d7+ Ke7 {Kd8 41. c7+} 41. d8=Q+ Kxd8 42. c7+ {Der ultimative Triumph der Bauernwalze!} 1-0
humans - 04. Mär '14
Wie immer gut gemacht!

Wow, was für eine schöne Partie, ich sollte mir wohl mehr von Bronsteins Partien anschauen.
Beim blitzen spiele ich solche Figuren gegen Bauerntäusche auch manchmal, aber das das wirklich Hand und Fuß hat.

So ein kleiner Fehler damit wir quit sind ;) 18. im kommentar steht Le3, sollte wohl Ld2 sein.

Frage:

Im 18.Zug wird angegeben, dass Tc7 an Sb5 scheitert und Tc5 an Le3. Aber an was scheitert die Zugfolge
18. ... Tc7
19. Sb5 Tc5 und jetzt funktioniert Le3 nicht weil sonst der Springer auf b5 fallen würde
??
Vabanque - 04. Mär '14
Ah so, da hätte ich nicht so nachlässig sein sollen und die Zugnummer notieren. Ich meinte sofortiges 18... Tc5 (statt Tc7). Natürlich müsste Weiß nach 19. Sb5 Tc5 erst noch 20. a4 einschalten. Dann aber steht der Tc5 im Regen und es kommt Le3.
Vabanque - 04. Mär '14
Dein anderer Einwand aber stimmt einwandfrei. Ich meinte natürlich 'macht den Ld2 beweglich'. Ich hatte schon e3 im Kopf, denn da will er letztlich ja hin.