Kommentierte Spiele
Kramnik - Aronian, Mexiko 2007
Oli1970 - 01. Feb '19
Die folgende Partie zwischen Kramnik und Aronian aus der Weltmeisterschaft 2007 ist insofern sehenswert, als dass Kramnik seinen Gegner mit einer Neuerung überrascht. Interessanterweise hat Aronian diese Eröffnung zuvor gegen Nakamura als Führer der weißen Figuren gespielt. Seinerzeit wurde nach dem 16. Zug Remis vereinbart.
Kramnik spielte nun die gleiche Eröffnung, Aronian antwortete mit den bekannten Zügen. Dann aber zeigte sich, dass Kramnik eine Kleinigkeit vorbereitet hatte und präsentierte seinen 17. Zug, der Aronian wohl kalt erwischte. Vielleicht das einzige Manko dieser Partie, dass der Zug nicht am Brett gefunden wurde. Kurz darauf opfert Kramnik seine Qualität und beherrscht ab da das Spiel.































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Kramnik spielte nun die gleiche Eröffnung, Aronian antwortete mit den bekannten Zügen. Dann aber zeigte sich, dass Kramnik eine Kleinigkeit vorbereitet hatte und präsentierte seinen 17. Zug, der Aronian wohl kalt erwischte. Vielleicht das einzige Manko dieser Partie, dass der Zug nicht am Brett gefunden wurde. Kurz darauf opfert Kramnik seine Qualität und beherrscht ab da das Spiel.
Vladimir Kramnik Levon Aronian World Championship Tournament | Mexico City MEX | 14 | 2007.09.29 | E15 | 1:0
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1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 b6 4. g3 La6 5. b3 Lb4+ 6. Ld2 Le7 7. Lg2 c6 8. Lc3 d5 9. Se5 Sfd7 10. Sxd7 Sxd7 11. Sd2 O-O 12. O-O Tc8 13. e4 Damenindische Verteidigung in einer weitreichend ausanalysierten Variante. xe4 14. Sxe4 b5 15. Te1 xc4 Kramnik kann nicht gut zurücknehmen, da er nach bxc4 Lxc4 einen Bauern ohne Gegenwert verliert. 16. Lf1 greift seinerseits den Bauern an, zielt jedoch auch auf den La6. Sb6 Im Spiel Aronian - Nakamura, 2005, wurde in dieser Position ein Remis vereinbart. Doch Kramnik hat was vorbereitet. 17. Tb1! Sd5 droht eine Springergabel auf c3. 18. La1 Der einzige Platz für den Läufer, ohne andere Figuren zu verstellen oder abgetauscht zu werden. Der vorherige Zug bereitete den Platz dafür und verhindert gleichzeitig schwarzes Db6. Lb4 Kramnik ist noch immer einen Bauern hinten und es droht Lxe1. 19. Sc5 Kramnik entschließt sich, seinen Turm herzugeben. Lxe1 Der Turm ist Gift. 20. Dxe1 Tatsächlich verbessert der Turmraub die weiße Stellung. Der La6 ist gefangen, so dass Kramnik im Endeffekt mit zwei Läufern gegen einen Turm spielt. xb3 21. Sxa6 xa2 22. Tb2 Sc7 eine Schein-Aktivität, die lediglich Zeit kostet. Stattdessen hätte Aronian wohl besser daran getan, seine Dame zu aktivieren oder mit h7-h5-h4 den g-Bauern zu befragen. 23. Txa2 Sxa6 24. Txa6 Dd7 Wenn es schon schlecht läuft ... der Ba7 benötigt keine Verteidigung. 25. Dc3 f6 26. Dc5 Tf7 27. Lc3 Db7 Wieder eine Ungenauigkeit. Dd5 mit dem Angebot, die Damen zu tauschen, hätte die Stellung nicht verschlechtert. 28. Dc4 Dd7 Die Ungenauigkeiten werden zuviel. Kramnik zieht die Schlinge zu. Man beachte die Materialverteilung - zwei Läufer gegen Turm und zwei Bauern. 29. Lg2 Kh8 30. Lxc6 Db7 Aronian spekuliert auf Db1 und offeriert damit auch einen Damentausch. 31. Kg2 h6 Dem König ein Luftloch verschaffen zu wollen, beschleunigt die Niederlage. Bessere Züge sind aber schwer zu finden. Der elektronische Zauberer schlägt Tff8 vor. 32. d5 Db8 vemeidet den Turmverlust, es ist jedoch nichts mehr zu retten. 33. xe6 Te7 34. Lb4 Tec7 35. e7 Aronian gab auf.
Vabanque - 03. Feb '19
Danke für diese interessante Partie, die mir bisher unbekannt war.
La6 in Damenindisch empfinde ich persönlich für Weiß als unangenehm. Es scheint ja auch zunächst so, als wäre Schwarz nach 14... b5 wegen des Gegenübers von Tf1 und La6 am Drücker. Aber mit dem mit 15. Te1 und 16. Lf1 eingeleiteten Manöver weist Kramnik nach, dass dem nicht so ist.
Interessant die Remisvereinbarung nach 16... Sb6 in Aronian-Nakamura; welche Fortsetzung hatten die Kontrahenten denn da im Auge? Zunächst denkt man ja an 17. Sd2 (mit scheinbarem Rückgewinn des Bauern), aber dann kommt Schwarz mit c5 stark ins Spiel.
Kramniks 17. Tb1 überzeugt nach Aronians Fortsetzung; andere Möglichkeiten für Schwarz wären zu prüfen. Freilich sieht es schon sehr aktiv aus, wie Aronian spielt!
Nach 17... Sd5 ist es aber erst nach weiterem f5 so, dass wirklich eine Gabel auf c3 droht, momentan ist c3 ja noch vom Se4 gedeckt.
Nach 18... Lb4 scheint Schwarz nun wirklich sehr stark zu stehen. Aber das Qualitätsopfer (das allerdings tatsächlich erzwungen ist) kehrt die Verhältnisse total um. Auf einmal wird der zuerst so aktive La6 zur Schwäche.
In der Variante zum 20. Zug von Schwarz, also 20... Sc7 21. bxc4 könnte Schwarz doch statt Tb8 (was Material zurückverliert) auch Ta8 probieren, um auf 22. Da5 Lc8 zu haben. Wäre das nicht gegangen? Freilich sieht das enorm passiv aus.
Aronian entschließt sich also, den La6 lieber gleich herzugeben.
Warum spielt Kramnik nicht 21. Lxa6 statt Sxa6? Auf den ersten Blick sieht dies besser aus.
Die Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz sieht für Aronian zunächst gar nicht mal so schlecht aus: er hat Turm plus 2 Bauern für die beiden Kramnikschen Läufer, wobei der La1 noch nicht besonders aktiv steht.
Aber Kramnik hat die Lage korrekt beurteilt: die beiden Bauern a7 und c6 sind schwach und vom Ta6 auch bereits 'markiert'.
Im Folgenden gelingt es Kramnik dank staunenswerter Technik, seine Figurenstellung schnell immer weiter zu verbessern. Schon 25. Dc3 zeigt, dass der La1 keine tote Figur ist; es droht d5 mit Mattdrohung auf g7 und gleichzeitig Drohung gegen c6.
Erstaunlich, wie schnell die weiße Übermacht erdrücken wird; bald fällt c6, und als dann auch noch der d-Bauer vormarschiert, ist alles aus.
Insgesamt eine doch eher stille Partie von Kramnik, aber mit hohem Lehrwert über die Wirksamkeit von Figuren.
La6 in Damenindisch empfinde ich persönlich für Weiß als unangenehm. Es scheint ja auch zunächst so, als wäre Schwarz nach 14... b5 wegen des Gegenübers von Tf1 und La6 am Drücker. Aber mit dem mit 15. Te1 und 16. Lf1 eingeleiteten Manöver weist Kramnik nach, dass dem nicht so ist.
Interessant die Remisvereinbarung nach 16... Sb6 in Aronian-Nakamura; welche Fortsetzung hatten die Kontrahenten denn da im Auge? Zunächst denkt man ja an 17. Sd2 (mit scheinbarem Rückgewinn des Bauern), aber dann kommt Schwarz mit c5 stark ins Spiel.
Kramniks 17. Tb1 überzeugt nach Aronians Fortsetzung; andere Möglichkeiten für Schwarz wären zu prüfen. Freilich sieht es schon sehr aktiv aus, wie Aronian spielt!
Nach 17... Sd5 ist es aber erst nach weiterem f5 so, dass wirklich eine Gabel auf c3 droht, momentan ist c3 ja noch vom Se4 gedeckt.
Nach 18... Lb4 scheint Schwarz nun wirklich sehr stark zu stehen. Aber das Qualitätsopfer (das allerdings tatsächlich erzwungen ist) kehrt die Verhältnisse total um. Auf einmal wird der zuerst so aktive La6 zur Schwäche.
In der Variante zum 20. Zug von Schwarz, also 20... Sc7 21. bxc4 könnte Schwarz doch statt Tb8 (was Material zurückverliert) auch Ta8 probieren, um auf 22. Da5 Lc8 zu haben. Wäre das nicht gegangen? Freilich sieht das enorm passiv aus.
Aronian entschließt sich also, den La6 lieber gleich herzugeben.
Warum spielt Kramnik nicht 21. Lxa6 statt Sxa6? Auf den ersten Blick sieht dies besser aus.
Die Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz sieht für Aronian zunächst gar nicht mal so schlecht aus: er hat Turm plus 2 Bauern für die beiden Kramnikschen Läufer, wobei der La1 noch nicht besonders aktiv steht.
Aber Kramnik hat die Lage korrekt beurteilt: die beiden Bauern a7 und c6 sind schwach und vom Ta6 auch bereits 'markiert'.
Im Folgenden gelingt es Kramnik dank staunenswerter Technik, seine Figurenstellung schnell immer weiter zu verbessern. Schon 25. Dc3 zeigt, dass der La1 keine tote Figur ist; es droht d5 mit Mattdrohung auf g7 und gleichzeitig Drohung gegen c6.
Erstaunlich, wie schnell die weiße Übermacht erdrücken wird; bald fällt c6, und als dann auch noch der d-Bauer vormarschiert, ist alles aus.
Insgesamt eine doch eher stille Partie von Kramnik, aber mit hohem Lehrwert über die Wirksamkeit von Figuren.
Oli1970 - 03. Feb '19
Danke für den sehr ausführlichen Kommentar, Vabanque! Du hast natürlich recht, die Partie ist über weite Strecken still. Ich fand sie dennoch beeindruckend. Kramnik schafft es, seine Stellung in ruhigem Stil zu verbessern. Mehr beeindruckt hat mich allerdings zum einen, dass er mit 17. Tb1 offenbar eine Verbesserung gefunden hat, die Aronian seinerseits weder gegen Nakamura noch später bedacht hatte, auch wenn Kramnik diese zu Hause und nicht am Brett gefunden hat. Zum anderen dann das positionelle Opfer seines Turmes und zum Dritten die Überlegenheit seiner Figuren trotz deutlichem Materialnachteil.
Ich schätze, der Durchschnittsspieler hätte lieber auf einen Bauern verzichtet und stattdessen den Turm behalten. Er hat die Situation richtig bewertet und auf seine Fähigkeiten vertraut, ab dem Punkt fand ich die Partie gar nicht mehr so still sondern richtig spannend. Aber sowas ist wie so oft eine Frage des Geschmacks und der Vorlieben. Und auch ein Grund, warum ich mit der Kommentierung erst beim 15. Zug, beim spannenden Teil, eingestiegen bin.
>>Nach 17... Sd5 ist es aber erst nach weiterem f5 so, dass wirklich eine Gabel auf c3 droht, momentan ist c3 ja noch vom Se4 gedeckt.<<
Stimmt, es handelt sich zunächst lediglich um die Vorankündigung. Ich denke, auch ohne weitere Worte war klar, dass der Se4 damit vorläufig gebunden ist und Schwarz daran arbeiten wird.
>>In der Variante zum 20. Zug von Schwarz, also 20... Sc7 21. bxc4 könnte Schwarz doch statt Tb8 (was Material zurückverliert) auch Ta8 probieren, um auf 22. Da5 Lc8 zu haben.<<
Das wäre tatsächlich gegangen und ist auch der erste Vorschlag des Elektronengehirns. Am Ende liegen beide Varianten "rechnerisch" nahezu gleichauf; so erschien mir Tb8 als Erläuterung des Nachteils einfacher / klarer.
>>Warum spielt Kramnik nicht 21. Lxa6 statt Sxa6? Auf den ersten Blick sieht dies besser aus.<<
Nur auf den ersten Blick, tatsächlich wirft es den Vorteil weg, weil der weißfeldrige Läufer das Zeitliche segnen wird.
21. Lxa6 bxa2 Tb2 Tb8 Txa2 Sb4 Ta4 Sxa6
Danke nochmals für Deine ausführlichen Anmerkungen. Ich freue mich, dass es noch zu etwas Austausch über die Partie kommt. Sie mag ja "still" sein, aber langweilig finde ich sie nicht. :-)
Ich schätze, der Durchschnittsspieler hätte lieber auf einen Bauern verzichtet und stattdessen den Turm behalten. Er hat die Situation richtig bewertet und auf seine Fähigkeiten vertraut, ab dem Punkt fand ich die Partie gar nicht mehr so still sondern richtig spannend. Aber sowas ist wie so oft eine Frage des Geschmacks und der Vorlieben. Und auch ein Grund, warum ich mit der Kommentierung erst beim 15. Zug, beim spannenden Teil, eingestiegen bin.
>>Nach 17... Sd5 ist es aber erst nach weiterem f5 so, dass wirklich eine Gabel auf c3 droht, momentan ist c3 ja noch vom Se4 gedeckt.<<
Stimmt, es handelt sich zunächst lediglich um die Vorankündigung. Ich denke, auch ohne weitere Worte war klar, dass der Se4 damit vorläufig gebunden ist und Schwarz daran arbeiten wird.
>>In der Variante zum 20. Zug von Schwarz, also 20... Sc7 21. bxc4 könnte Schwarz doch statt Tb8 (was Material zurückverliert) auch Ta8 probieren, um auf 22. Da5 Lc8 zu haben.<<
Das wäre tatsächlich gegangen und ist auch der erste Vorschlag des Elektronengehirns. Am Ende liegen beide Varianten "rechnerisch" nahezu gleichauf; so erschien mir Tb8 als Erläuterung des Nachteils einfacher / klarer.
>>Warum spielt Kramnik nicht 21. Lxa6 statt Sxa6? Auf den ersten Blick sieht dies besser aus.<<
Nur auf den ersten Blick, tatsächlich wirft es den Vorteil weg, weil der weißfeldrige Läufer das Zeitliche segnen wird.
21. Lxa6 bxa2 Tb2 Tb8 Txa2 Sb4 Ta4 Sxa6
Danke nochmals für Deine ausführlichen Anmerkungen. Ich freue mich, dass es noch zu etwas Austausch über die Partie kommt. Sie mag ja "still" sein, aber langweilig finde ich sie nicht. :-)
Oli1970 - 03. Feb '19
>>Interessant die Remisvereinbarung nach 16... Sb6 in Aronian-Nakamura; welche Fortsetzung hatten die Kontrahenten denn da im Auge? <<
Die Frage ist, ob sie überhaupt was im Auge hatten. Ich habe gerade nachgesehen: Das Remis wurde in der Schlussrunde des Karabakh International 2005 gespielt. Für Nakamura war‘s egal, und falls das Spiel des 2. schon durch war, für Aronian als Gewinner des Turniers auch. Hier ist es als Spiel Nr. 40 gelistet: chessgames.com/perl/chess.pl?tid=48893
Trotzdem wurde Aronian hier kalt erwischt, offenbar hat er sich nicht vorher überlegt, wie sein Damenindisch weiter gegangen wäre.
Die Frage ist, ob sie überhaupt was im Auge hatten. Ich habe gerade nachgesehen: Das Remis wurde in der Schlussrunde des Karabakh International 2005 gespielt. Für Nakamura war‘s egal, und falls das Spiel des 2. schon durch war, für Aronian als Gewinner des Turniers auch. Hier ist es als Spiel Nr. 40 gelistet: chessgames.com/perl/chess.pl?tid=48893
Trotzdem wurde Aronian hier kalt erwischt, offenbar hat er sich nicht vorher überlegt, wie sein Damenindisch weiter gegangen wäre.
Vabanque - 03. Feb '19
>>Nur auf den ersten Blick, tatsächlich wirft es den Vorteil weg, weil der weißfeldrige Läufer das Zeitliche segnen wird.
21. Lxa6 bxa2 Tb2 Tb8 Txa2 Sb4 Ta4 Sxa6<<
Danke, so weit hatte ich wieder mal nicht gerechnet bzw. nicht erkannt, dass der schwarze Springer nach b4 kommen kann. Damit ist's aus mit dem weißen Läuferpaar.
Mit der Remisvereinbarung wirst du wahrscheinlich Recht haben ... trotzdem wäre es interessant zu wissen, welchen Zug Aronian da als nächstes nach Sb6 als Weißer wohl gespielt hätte :-)
21. Lxa6 bxa2 Tb2 Tb8 Txa2 Sb4 Ta4 Sxa6<<
Danke, so weit hatte ich wieder mal nicht gerechnet bzw. nicht erkannt, dass der schwarze Springer nach b4 kommen kann. Damit ist's aus mit dem weißen Läuferpaar.
Mit der Remisvereinbarung wirst du wahrscheinlich Recht haben ... trotzdem wäre es interessant zu wissen, welchen Zug Aronian da als nächstes nach Sb6 als Weißer wohl gespielt hätte :-)
Oli1970 - 03. Feb '19
Die übliche Fortsetzung aus der Stellung war wohl 17. Sc5 Sd5. Da ich jedoch über keine direkten Schachdatenbanken verfüge, ist das ohne Gewähr. Da müssten wir wohl jemanden mit einer Schachbibliothek fragen, der da was über Dameninder drin hat. ;-)
Die Neuerung 17. Tb1 wurde übrigens einen Monat später zwischen Rustam Kasimdzhanov und Anatoly Karpov (Corsica Masters (2007), Bastia) gespielt, Karpov versuchte 17... Tb8 und verlor gleichfalls ein paar Züge später.
Die Neuerung 17. Tb1 wurde übrigens einen Monat später zwischen Rustam Kasimdzhanov und Anatoly Karpov (Corsica Masters (2007), Bastia) gespielt, Karpov versuchte 17... Tb8 und verlor gleichfalls ein paar Züge später.
Vabanque - 03. Feb '19
Dann verfügst du ja doch über Datenbanken :-)
Danke jedenfalls für die Info.
17. Sc5 hätte ich übrigens auch vorgeschlagen (ja, hinterher kann ich das leicht behaupten, gelle?), um c5 zu verhindern.
Danke jedenfalls für die Info.
17. Sc5 hätte ich übrigens auch vorgeschlagen (ja, hinterher kann ich das leicht behaupten, gelle?), um c5 zu verhindern.
Vabanque - 04. Feb '19
Das Interessante hierbei ist für mich auch, dass es selbst in scheinbar ausanalysierten Varianten und Stellungen immer noch Neuerungen gibt, wenn auch erst im 17. Zug, was aber für eine so viel gespielte Variante sogar früh ist.
So lange es solche Neuerungen noch gibt, ist das Weltspitzenschach noch nicht tot, und man muss auch nicht zu den (oft unästhetischen) Anfangsstellungen von Chess960 übergehen.
So lange es solche Neuerungen noch gibt, ist das Weltspitzenschach noch nicht tot, und man muss auch nicht zu den (oft unästhetischen) Anfangsstellungen von Chess960 übergehen.
Kellerdrache - 04. Feb '19
Danke für die interessante Partie, die bisher unter meinem Radar geflogen war. Eigentlich erstaunlich, dass vor Kramnik noch niemand 17.Tb1 probiert hatte. Der La6 ist immerhin, da ungedeckt, eine taktische Schwäche die das Abtauschen oder Vorziehen des c4 verhindert.
Interessant wie schnell eine Stellung die optisch eher besser für Schwarz zu sein schien umschlägt. Aronian macht nach 19.Sc5 einen ziemlich desorientierten Eindruck.
Eine Anmerkung zur Eröffnung: Wir schreiben hier ja keine eröffnungstheoretischen Beiträge. Trotzdem kann es hier und da hilfreich sein zumindest die Hauptthemen einer Variante anzudeuten, damit der Leser sich in die Stellung hereinfindet. Ich hatte jedenfalls so meine Schwierigkeiten die Ausgangslage vor Kramniks Neuerung zu verstehen
Interessant wie schnell eine Stellung die optisch eher besser für Schwarz zu sein schien umschlägt. Aronian macht nach 19.Sc5 einen ziemlich desorientierten Eindruck.
Eine Anmerkung zur Eröffnung: Wir schreiben hier ja keine eröffnungstheoretischen Beiträge. Trotzdem kann es hier und da hilfreich sein zumindest die Hauptthemen einer Variante anzudeuten, damit der Leser sich in die Stellung hereinfindet. Ich hatte jedenfalls so meine Schwierigkeiten die Ausgangslage vor Kramniks Neuerung zu verstehen
Vabanque - 04. Feb '19
Das ist eine Generalfrage, ob man Eröffnungstheorie in die Partiekommentare einarbeiten soll.
Früher hat mich dies beim Studieren von Partiekommentaren in Büchern und Zeitschriften immer abgeschreckt, dass mir meist schon in den ersten 10 Zügen ein Theorie- und Variantenwust aufgezwungen wurde, der mich vom Nachspielen dann oft so abgeschreckt hat, dass ich abgebrochen habe und zu den interessantesten Phasen der Partie oft gar nicht mehr vorgedrungen bin.
Natürlich können eröffnungstheoretische Varianten in Partiekommentaren sehr interessant und wertvoll sein - aber hauptsächlich für diejenigen, die diese Variante selber spielen! Für die anderen ist es Ballast, es sei denn, die gebotenen Varianten wären aus sich heraus schon interessant genug. Das sind sie aber meist nur in sehr taktisch betonten Eröffnungen.
Natürlich hat der Kommentator Oli1970 in obigem Post das umgekehrte Extrem beschritten - die ersten 15 Züge rollen kommentarlos ab. Bei einer so bekannten und viel gespielten Eröffnung wie der Damenindischen Verteidigung hat mich das nun tatsächlich nicht gestört. Die nach dem 15. Zug entstandene Stellung hatte ich wahrscheinlich selber noch nicht konkret auf dem Brett, sehr wohl aber diese Strukturen. Deswegen war mir das Partiegeschehen bis dorthin nicht unvertraut.
Aber ich kann nur für mich sprechen, und es wäre interessant, die Meinungen all derjenigen, die obige Partie mit den Anmerkungen nachgespielt haben, noch zu hören :-)
Früher hat mich dies beim Studieren von Partiekommentaren in Büchern und Zeitschriften immer abgeschreckt, dass mir meist schon in den ersten 10 Zügen ein Theorie- und Variantenwust aufgezwungen wurde, der mich vom Nachspielen dann oft so abgeschreckt hat, dass ich abgebrochen habe und zu den interessantesten Phasen der Partie oft gar nicht mehr vorgedrungen bin.
Natürlich können eröffnungstheoretische Varianten in Partiekommentaren sehr interessant und wertvoll sein - aber hauptsächlich für diejenigen, die diese Variante selber spielen! Für die anderen ist es Ballast, es sei denn, die gebotenen Varianten wären aus sich heraus schon interessant genug. Das sind sie aber meist nur in sehr taktisch betonten Eröffnungen.
Natürlich hat der Kommentator Oli1970 in obigem Post das umgekehrte Extrem beschritten - die ersten 15 Züge rollen kommentarlos ab. Bei einer so bekannten und viel gespielten Eröffnung wie der Damenindischen Verteidigung hat mich das nun tatsächlich nicht gestört. Die nach dem 15. Zug entstandene Stellung hatte ich wahrscheinlich selber noch nicht konkret auf dem Brett, sehr wohl aber diese Strukturen. Deswegen war mir das Partiegeschehen bis dorthin nicht unvertraut.
Aber ich kann nur für mich sprechen, und es wäre interessant, die Meinungen all derjenigen, die obige Partie mit den Anmerkungen nachgespielt haben, noch zu hören :-)
Kellerdrache - 04. Feb '19
Also Theorie, am besten noch mit diversen Varianten - um Gottes Willen blos nicht. Mein Gedanke zielte eher so dahin Motive und Pläne anzudeuten. So ähnlich wie meine Frau es macht wenn ich ins Wohnzimmer komme und den Film nicht verstehe. Dann bekomme ich kurz erklärt wer mit wem und warum der Grauhaarige jetzt im Gefängnis ist und das junge Mädchen nicht einfach zur Polizei gehen kann.
Vabanque - 04. Feb '19
Ich schmeiß mich weg bei dem Vergleich :-))))
Oli1970 - 04. Feb '19
@Kellerdrache - auch Dir ein Dank für Deine Anmerkungen. Ich finde es auch erstaunlich, dass es möglich ist, auch in der ganz jungen Schachgeschichte noch solche Neuerungen zu finden und seine Gegner damit zu überraschen. Ich hätte definitiv meine Probleme, die ersten 16. Züge überhaupt auf die Kette zu kriegen - vielleicht ist das der Grund, dass kaum jemand soweit kommt, sich noch einen 17. anzuschauen. Zumal es dort ja Fortsetzungen gab und gibt, die Erfolge versprechen. Dass Kramnik (oder seine Berater, wer auch immer) hier einen neuen Hebel ansetzen konnte - Respekt! Es ist jedenfalls einfacher, auf eine bekannte Linie und seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Die fehlende Eröffnungserläuterung will ich gerne nachreichen. Ich habe ein paar Quellen gewälzt und hoffentlich einiges zusammentragen können. Auf Varianten verzichte ich, aber hier musst Du durch. Für eine Zusammenfassung kannst Du ja Deine Frau fragen. :-)































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So, jetzt musst Du noch aufklären, ob Deine Frau gefragt oder ungefragt den Film erläutert! :-)
Die fehlende Eröffnungserläuterung will ich gerne nachreichen. Ich habe ein paar Quellen gewälzt und hoffentlich einiges zusammentragen können. Auf Varianten verzichte ich, aber hier musst Du durch. Für eine Zusammenfassung kannst Du ja Deine Frau fragen. :-)
Weiß Schwarz 14 | 2007.09.29 | E15 | *
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1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 b6 Die grundlegende Idee hinter den "Indern" ist, das Zentrum mit Figuren statt klassisch mit Bauern zu kontrollieren. Schwarz wird versuchen, die hellen Felder, insbesondere e4 und d5 zu kontrollieren. Der weiße Zug Sf3 vermeidet Nimzo-indisch, was nach 3. Sc3 Lb4 entstünde. 4. g3 Die Hauptvariante der Damenindischen Verteidigung. Weiß sichert sich die Diagonale h1-a8. Weiß erhebt natürlich ebenfalls Anspruch aufs Zentrum. Bis in die 1970er Jahre erwiderte Schwarz Lb7, was später durch La6 abgelöst wurde. La6 5. b3 Weiß hat verschiedene Antwort-Optionen (z. B. Sd2 oder Dc2/b3/a4), um den Bc4 zu schützen. Diese haben jedoch den Nachteil, d4 zu schwächen und widerum Schwarz zu c7-c5 zu provozieren. Daher ist b3 die Standard-Antwort. Lb4+ 6. Ld2 Le7 Es wundert zunächst, dass Schwarz Schach bietet, dann jedoch den gerade gezogenen Läufer zurückzieht. Grund ist allein, den weißen Läufer auf c3 zu ziehen und so die c-Line zu sperren. Schwarz wird weiterhin den c-Bauern angreifen, es ist jedoch nicht in seinem Interesse, dem weißen Turm Ausgang zu verschaffen. 7. Lg2 c6 bereitet d7-d5 vor. Sofern Weiß dann cxd5 spielt, kann Schwarz mit dem c-Bauern zurücknehmen. 8. Lc3 Weiß will d2 für seinen Springer räumen, sein Läufer ist auf c3 effektiver und Läufer und Dame unterstützen den Bd4. d5 9. Se5 Sfd7 10. Sxd7 Sxd7 11. Sd2 O-O 12. O-O Tc8 13. e4 Die Variante (und generell das Damengambit) ist weitreichend ausanalysiert. xe4 14. Sxe4 b5 15. Te1 xc4 16. Lf1 greift seinerseits den Bauern an, zielt jedoch auch auf den La6. Sb6
So, jetzt musst Du noch aufklären, ob Deine Frau gefragt oder ungefragt den Film erläutert! :-)
Kellerdrache - 05. Feb '19
Danke, das Du dir die Extra-Mühe gemacht hast. Anscheinend nur für mich, da sonst keiner was dazu gesagt hat ;-)).
Was die Erläuterungen meiner Frau angeht kommen die meist erzwungener Maßen, da ich den Film sonst mit lauter dummen Fragen unterbreche ("Wieso ist den Herr A im Gefängnis?" "Ist das seine Schwester ? Warum liegt der mit seiner Schwester im Bett (Game of thrones) ?" "Woher kennt die Sekretärin denn den Mafiatypen?" ) Also ähnlich wie mein Kommentar hier ;-))
Was die Erläuterungen meiner Frau angeht kommen die meist erzwungener Maßen, da ich den Film sonst mit lauter dummen Fragen unterbreche ("Wieso ist den Herr A im Gefängnis?" "Ist das seine Schwester ? Warum liegt der mit seiner Schwester im Bett (Game of thrones) ?" "Woher kennt die Sekretärin denn den Mafiatypen?" ) Also ähnlich wie mein Kommentar hier ;-))
Vabanque - 05. Feb '19
Aber nur weil du den Film nicht von Anfang gesehen hast :-)
Vabanque - 05. Feb '19
@Oli1970: Danke für die nachgereichte Eröffnungskommentierung.
Soll es im Kommentar zum 6. Zug von Schwarz (Le7) denn wirklich 'c3' und 'die c-Linie sperren' heißen? Der weiße Läufer wurde doch zunächst nach d2 gelockt, weil er dort die d-Linie verstellt. Oder spielst du bereits auf sein späteres Erscheinen auf c3 an?
Übrigens hat La6 meines Wissens Lb7 nicht völlig abgelöst. Lb7 wird immer noch gespielt, führt aber in der Regel zu wenig dynamischen Stellungen, daher ist La6 mittlerweile die Hauptfortsetzung. Aber der Zug stammt bereits von Nimzowitsch! Er verschwand halt später zunächst aus der Praxis und wurde in den 50er Jahren wiederbelebt.
Soll es im Kommentar zum 6. Zug von Schwarz (Le7) denn wirklich 'c3' und 'die c-Linie sperren' heißen? Der weiße Läufer wurde doch zunächst nach d2 gelockt, weil er dort die d-Linie verstellt. Oder spielst du bereits auf sein späteres Erscheinen auf c3 an?
Übrigens hat La6 meines Wissens Lb7 nicht völlig abgelöst. Lb7 wird immer noch gespielt, führt aber in der Regel zu wenig dynamischen Stellungen, daher ist La6 mittlerweile die Hauptfortsetzung. Aber der Zug stammt bereits von Nimzowitsch! Er verschwand halt später zunächst aus der Praxis und wurde in den 50er Jahren wiederbelebt.
Oli1970 - 05. Feb '19
@Kellerdrache: Kein Problem, soll ja so sein, dass wir drüber reden können, wenn was fehlt oder unklar ist. Außerdem hat es mich dazu „gezwungen“, mich mit etwas auseinanderzusetzen, von dem ich keine Ahnung habe. Ich habe dadurch also auch gelernt. Hoffentlich musste Deine Frau jetzt nicht wieder einen Film erklären, weil Du Dich mit der Eröffnung beschäftigt hast. :-)
@Vabanque: Doch, stimmt so. Es geht tatsächlich darum, den Läufer auf c3 zu ziehen. Auf d2 kann er schlecht bleiben, ich habe den Plan des schwarzen Läuferschachs sozusagen „im Vorgriff“ beschrieben.
Deine Ausführungen zu La6 / Lb7 sind natürlich auch richtig. Ich habe es nicht klar genug formuliert.
Übrigens ist noch ein Osterei im Text versteckt, ich wollte wissen, wie aufmerksam meine Leser sind. ;-) Wer es findet, darf hier die unzähligen Varianten des Dameninders vorstellen. :-)
@Vabanque: Doch, stimmt so. Es geht tatsächlich darum, den Läufer auf c3 zu ziehen. Auf d2 kann er schlecht bleiben, ich habe den Plan des schwarzen Läuferschachs sozusagen „im Vorgriff“ beschrieben.
Deine Ausführungen zu La6 / Lb7 sind natürlich auch richtig. Ich habe es nicht klar genug formuliert.
Übrigens ist noch ein Osterei im Text versteckt, ich wollte wissen, wie aufmerksam meine Leser sind. ;-) Wer es findet, darf hier die unzähligen Varianten des Dameninders vorstellen. :-)