Kommentierte Spiele

Aktuelles Spitzenschach (V): Aronian-Kramnik

Kellerdrache - 02. Mai '18
Vladimir Kramnik hat seinen Spielstil über die Jahre mehrfach geändert oder wenigstens entwickelt. Während er als junger Mann gerne taktisch gespickte Angriffe verfolgte, wurde er später als vorsichtiger Verteidiger bekannt.
In den letzten Monaten sieht es so aus als fände er zum Stil seiner Jugend zurück. Die folgende Partie stammt aus dem Kandidatenturnier in Berlin und hat mich wirklich überzeugt, dass er immer noch zur absoluten Spitze gehört.
Meine Kommentare stützen sich im wesentlichen auf die Aussagen Kramniks und Aronians nach der Partie. Ich hoffe die Varianten und Kommentare sind nicht allzu kompliziert geraten.

Aronian, Levon Kramnik, Vladimir Kandidatenturnier | Berlin FRG | 2018 | C65 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 die berüchtigte Berliner Verteidigung. Kramnik nutzte sie im WM-Kampf gegen Garry Kasparov. Dort und in unzähligen Turnieren danach erwarb sie sich den Ruf Stellungen ohne Gewinnchancen fur Weiß oder Schwarz zu erzeugen. Der Spieler der diese unseelige Eröffnung in die Turniersäle zurück gebracht hat stellt mit der vorliegenden Partie ihren guten Ruf wieder her 4. d3 heutzutage die populärste Fortsetzung. Kasparov spielte lieber O-O was aber auch nie zu Vorteil führte Lc5 5. Lxc6 xc6 6. O-O eine viel kritisierte Neuerung. Sc3, Sbd2 oder De2 sind üblicher. Wohl aus gutem Grund wie wir sehen werden. Doch hinterher ist man immer schlauer De7 7. h3 ein ziemlich üblicher Zug in der Berliner Verteidigung, der Schwarz in dieser Partie einen schönen Angriffspunkt liefert Tg8 Ich hab diese Begegnung live (am PC) gesehen und war sehr erstaunt. Der angeblich so vorsichtige Kramnik verabschiedet sich ohne Zwang von der kurzen Rochade und fängt sofort Streit an. Schwarz will den g-Bauern bis g4 vorstoßen und die Linie auf den König öffnen 8. Kh1
8. c3 ist laut Kramnik schon riskant g5 zweimal angegriffen, nur einmal gedeckt sieht dieser Zug vorwitzig aus 9. d4 xd4 10. xd4 Lb6 11. Lxg5 Lxh3 ein schöner Trick. Schlägt Weiß den Läufer wird der Lg5 mit h6 abgeholt, da er nach Öffnung der g-Linie gefesselt ist
Sh5 die meisten hätten wohl versucht g5 mit 8...h6 vorzubereiten. Der Textzug ist aggressiver. Der Dame wird der Zugang zum Königsflügel ermöglicht und der Springer kann je nachdem über f4 oder g3 eingreifen 9. c3 ich hätte mich mit einem Entwicklungszug wie Sc3 eher anfreunden können
9. Sc3 die folgende Variante wurde von Kramnik und Aronian nach der Partie angegeben g5 10. Sxe5 spielbar, da der Sh5 im Schußfeld der weißen Dame steht g4 11. d4 xh3 12. g3 Sf6 13. xc5 Dxe5 14. Lf4 Dxc5 15. Lxc7 nach Meinung der beiden Herren steht hier Weiß besser
g5 10. Sxe5 g4 Der Ex-Weltmeister meinte lapidar so etwas würde man ganz automatisch spielen. Wenn mir auch die Linie auf den weißen König gefällt ist hier doch einiges zu rechnen 11. d4
11. Sxg4 es sieht ja erstmal so aus als könne man den g-Bauern gewinnen, aber Vorsicht Lxg4 12. xg4 Dh4+ das Damenschach sichert einem nicht nur den Rückgewinn des Bauern nebst Linienöffnung, sondern noch mehr 13. Kg1 Sg3 und das verliert bereits die Partie. Das Matt ist nicht mehr zu verhindern
Ld6 12. g3 Linienöffnung soll verhindert werden, selbst wenn es einen Bauern kostet Lxe5 13. xe5 Dxe5 14. Dd4 De7
Dxd4 15. xd4 xh3 16. Kh2 f5 ist auch gut und noch vor kurzem hätte Kramnik diese ungefährlichere Variante ohne langes Bedenken gewählt. Doch zu unserem Vorteil hat er die Freuden des Angriffsspiels wieder entdeckt
15. h4 c5 16. Dc4 erlaubt es Schwarz sich mit Tempo fertig zu entwickeln. Dd3 ist daher vermutlich besser Le6 17. Db5+ c6 18. Da4 hier steht die Dame etwas zu weit vom Ort des Geschehens f5 19. Lg5
19. xf5 Sxg3+ dieser Zug gibt der weißen Rochadestellung den Rest. Der f2 wird abgelenkt sodas er die Diagonale h1-a8 nicht mehr mit f3 schliesen kann 20. xg3 Ld5+ 21. Kg1 De2 nebst matt
Txg5 opfert die Qualität um die weiße Festung aufzuknacken 20. xg5 f4 Der Nachziehende hat es gar nicht so eilig auf g5 zu zugreifen sondern beschießt weiter die Königsstellung 21. Dd1
deckt Weiß mit 21. Kh2 geht es mit Dxg5 weiter und danach z.B. 22. Dc2 O-O-O 23. Td1 Txd1 24. Dxd1 Dh6 und die Niederlage ist nicht mehr abzuwenden
Td8 22. Dc1 xg3 23. Sa3 Td3 der Turm schielt nach g3 und h3 24. Td1 Aronian möchte den Störenfried sofort abtauschen Ld5 Wunderbar. Gespielt wie einst Tal oder Kasparov. Statt den angegriffenen Turm zu tauschen oder zu decken stellt man unter weiteren Opfern neue Drohungen auf 25. f3
25. Txd3 die Korrektheit des Turmopfers musste genau berechnet werden Dxe4+ 26. f3 was jetzt? Sich den Turm mit Dxd3 zurück zu holen ist nicht gut genug da man ja noch eine Qualität weniger hat. Es droht aber auch ganz plump Te3 mit Angriff auf Dame und König xf3 alles auf eine Karte 27. Te3 f2+ 28. Txe4+ Lxe4#
xf3 26. xd5 De2 mit eisernen Nerven lässt Weiß auch hier den Doppelangriff auf Dame und König zu 27. Te1 g2+
g2+ 28. Kh2
auch die anderen Antworten enden mit Matt 28. Kg1 f2+ 29. Kxg2
29. Kh2 g1=Q+ 30. Txg1 fg1=Q+ 31. Kxg1 Tg3+ 32. Kh1 Df3+ 33. Kh2 Dg2#
f1=Q#
g1=Q+ 29. Kxg1 f2+
PGN anzeigen
[Event "Kandidatenturnier"]
[Site "Berlin FRG"]
[Date "2018.??.??"]
[Round "?"]
[White "Aronian, Levon"]
[Black "Kramnik, Vladimir"]
[Result "0-1"]
[ECO "C65"]
[Annotator "Ruiz,Michael"]
[PlyCount "54"]
[EventDate "2018.??.??"]
[SourceDate "2018.04.25"]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 Nf6 {die berüchtigte Berliner Verteidigung. Kramnik
nutzte sie im WM-Kampf gegen Garry Kasparov. Dort und in unzähligen Turnieren
danach erwarb sie sich den Ruf Stellungen ohne Gewinnchancen fur Weiß oder
Schwarz zu erzeugen. Der Spieler der diese unseelige Eröffnung in die
Turniersäle zurück gebracht hat stellt mit der vorliegenden Partie ihren
guten Ruf wieder her} 4. d3 {heutzutage die populärste Fortsetzung. Kasparov
spielte lieber 0-0 was aber auch nie zu Vorteil führte} Bc5 5. Bxc6 dxc6 6. O-O
{eine viel kritisierte Neuerung. Sc3, Sbd2 oder De2 sind üblicher. Wohl aus
gutem Grund wie wir sehen werden. Doch hinterher ist man immer schlauer} Qe7
7. h3 {ein ziemlich üblicher Zug in der Berliner Verteidigung, der Schwarz in
dieser Partie einen schönen Angriffspunkt liefert} Rg8 {Ich hab diese
Begegnung live (am PC) gesehen und war sehr erstaunt. Der angeblich so
vorsichtige Kramnik verabschiedet sich ohne Zwang von der kurzen Rochade und
fängt sofort Streit an. Schwarz will den g-Bauern bis g4 vorstoßen und die
Linie auf den König öffnen} 8. Kh1 (8. c3 {ist laut Kramnik schon riskant} g5 {
zweimal angegriffen, nur einmal gedeckt sieht dieser Zug vorwitzig aus} 9. d4
exd4 10. cxd4 Bb6 11. Bxg5 Bxh3 {ein schöner Trick. Schlägt Weiß den Läufer
wird der Lg5 mit h6 abgeholt, da er nach Öffnung der g-Linie gefesselt ist})
8... Nh5 {die meisten hätten wohl versucht g5 mit 8...h6 vorzubereiten. Der
Textzug ist aggressiver. Der Dame wird der Zugang zum Königsflügel ermöglicht
und der Springer kann je nachdem über f4 oder g3 eingreifen} 9. c3 {
ich hätte mich mit einem Entwicklungszug wie Sc3 eher anfreunden können} (9.
Nc3 {
die folgende Variante wurde von Kramnik und Aronian nach der Partie angegeben}
g5 10. Nxe5 {spielbar, da der Sh5 im Schußfeld der weißen Dame steht} g4 11. d4
gxh3 12. g3 Nf6 13. dxc5 Qxe5 14. Bf4 Qxc5 15. Bxc7 {
nach Meinung der beiden Herren steht hier Weiß besser}) 9... g5 10. Nxe5 g4 {
Der Ex-Weltmeister meinte lapidar so etwas würde man ganz automatisch spielen.
Wenn mir auch die Linie auf den weißen König gefällt ist hier doch einiges zu
rechnen} 11. d4 (11. Nxg4 {
es sieht ja erstmal so aus als könne man den g-Bauern gewinnen, aber Vorsicht}
Bxg4 12. hxg4 Qh4+ {das Damenschach sichert einem nicht nur den Rückgewinn des
Bauern nebst Linienöffnung, sondern noch mehr} 13. Kg1 Ng3 {
und das verliert bereits die Partie. Das Matt ist nicht mehr zu verhindern})
11... Bd6 12. g3 {
Linienöffnung soll verhindert werden, selbst wenn es einen Bauern kostet} Bxe5
13. dxe5 Qxe5 14. Qd4 Qe7 (14... Qxd4 15. cxd4 gxh3 16. Kh2 f5 {ist auch gut
und noch vor kurzem hätte Kramnik diese ungefährlichere Variante ohne langes
Bedenken gewählt. Doch zu unserem Vorteil hat er die Freuden des
Angriffsspiels wieder entdeckt}) 15. h4 c5 16. Qc4 {erlaubt es Schwarz sich
mit Tempo fertig zu entwickeln. Dd3 ist daher vermutlich besser} Be6 17. Qb5+
c6 18. Qa4 {hier steht die Dame etwas zu weit vom Ort des Geschehens} f5 19.
Bg5 (19. exf5 Nxg3+ {dieser Zug gibt der weißen Rochadestellung den Rest. Der
f2 wird abgelenkt sodas er die Diagonale h1-a8 nicht mehr mit f3 schliesen
kann} 20. fxg3 Bd5+ 21. Kg1 Qe2 {nebst matt}) 19... Rxg5 {
opfert die Qualität um die weiße Festung aufzuknacken} 20. hxg5 f4 {Der Nachziehende hat es gar nicht so eilig auf g5 zu zugreifen sondern beschießt weiter
die Königsstellung} 21. Qd1 ({deckt Weiß mit} 21. Kh2 {geht es mit} Qxg5 {
weiter und danach z.B.} 22. Qc2 O-O-O 23. Rd1 Rxd1 24. Qxd1 Qh6 {
und die Niederlage ist nicht mehr abzuwenden}) 21... Rd8 22. Qc1 fxg3 23. Na3
Rd3 {der Turm schielt nach g3 und h3} 24. Rd1 {
Aronian möchte den Störenfried sofort abtauschen} Bd5 {Wunderbar. Gespielt wie
einst Tal oder Kasparov. Statt den angegriffenen Turm zu tauschen oder zu
decken stellt man unter weiteren Opfern neue Drohungen auf} 25. f3 (25. Rxd3 {
die Korrektheit des Turmopfers musste genau berechnet werden} Qxe4+ 26. f3 {
was jetzt? Sich den Turm mit Dxd3 zurück zu holen ist nicht gut genug da man
ja noch eine Qualität weniger hat. Es droht aber auch ganz plump Te3 mit
Angriff auf Dame und König} gxf3 {alles auf eine Karte} 27. Re3 f2+ 28. Rxe4+
Bxe4#) 25... gxf3 26. exd5 Qe2 {mit eisernen Nerven lässt Weiß auch hier den
Doppelangriff auf Dame und König zu} 27. Re1 g2+ (27... g2+ 28. Kh2 ({
auch die anderen Antworten enden mit Matt} 28. Kg1 f2+ 29. Kxg2 (29. Kh2 g1=Q+
30. Rxg1 fxg1=Q+ 31. Kxg1 Rg3+ 32. Kh1 Qf3+ 33. Kh2 Qg2#) 29... f1=Q#) 28...
g1=Q+ 29. Kxg1 f2+) 0-1

Kellerdrache - 02. Mai '18
Ich bedanke mich ausdrücklich bei Schachfreund Vabanque, der mir gestattet hat diese Partie in einer seiner Reihen zu bringen.
Vabanque - 02. Mai '18
Aber ich bitte dich, lieber SF Kellerdrache, das ist doch ganz selbstverständlich!

Ich hoffe halt bloß, dass du dir nicht ebenso umsonst die Mühe gemacht hast, wie ich es bei meiner letzten Kommentierung tat, wo (außer deiner) überhaupt keine Reaktion erfolgte. Da wäre eine negative Resonanz mir manchmal sogar lieber als dieses absolute Ignorieren meines Beitrag, gerade so als wenn er gar nicht da wäre ...

Ich glaube es bei dieser Partie aber nicht, denn sie ist ja immerhin wirklich 'aktuell', und so einige hier haben sie sogar live verfolgt, genau wie du.

Deine Kommentare muss ich mir aber erst noch zu Gemüte führen, um zu ihnen etwas sagen zu können. Das wird dann ziemlich sicher die nächsten Tage noch geschehen, bevor ich mich aus diesem Forum erstmal auf unbestimmte Zeit ausklinke ... dies allerdings weniger aus Frust, denn irgendwie komme ich aus diversen Gründen zur Zeit sowieso nicht viel zum Schach.
Remise - 02. Mai '18
Danke für tolle Kommentierung. Hatte Spiel auch verfolgt und sah Kramnik schon als Turniersieger. Er konnte aber die hier gezeigte Klasse nicht ganz halten. Eigentlich schade.
Kellerdrache - 03. Mai '18
Die meisten Kommentatoren haben den tollen Start und das Abbauen in den späteren Runden auf Kramniks Alter geschoben. Ganz im Ernst, der gute Vladimir ist gerade mal 43 Jahre alt. Ist man da als Schachspieler schon ein alter Sack ?
Laudatio - 03. Mai '18
Hallo Schachfreund Kellerdrache,
wieder ein toll kommentierte Partie. Dieses Spiel hatte ich auch live nebst Kommtaren auf chess24 mitverfolgt, wobei Deine Kommentare und Erläuterungen für den schachlichen "Otto-Normal-Bürger" noch deutlich anschaulicher und dadurch lehrreicher sind als bei chess24 (ist natürlich nur meine subjektive Interpretation). Einer meine Lieblingsschachlehrer Roman Dzinzihashvili hat zu Kramiks Stärken und Schwächen einmal gesagt: "Kramnik hat Stärken in der Eröffnung und im Endspiel, während er im Mittelspiel nur Durchschnitt ist". Da kannte er diese Partie noch nicht. Es ist beeindruckend mit welche Virtuosität Kramik seine Kontrahenten hier im Mittelspiel plattwalzt.

Hallo Schachfreund Vabanque,
die meisten Leute hier genießen Eure Partien im Stillen. Ich gehöre auch dazu, verteilen aber regelmäßig positive Bewertungen zu Euren Schachbeiträgen. Zu Euren Partien schreibe ich meistens nur etwas, wenn
A) bei gewissen Stellungen und Varianten Fragen meinerseits auftauchen (was aber Dank Eurer Erläuterungen selten der Fall ist) und
B) um gelegentlich mal Danke zu sagen (das mache ich aber leider auch nur sehr selten, da sonst bei jedem Eurer Beiträge "Danke" stehen würde und es für andere Leser langweilig wird.

Eure Partien werden von mir aber immer nachgespielt und sollte ich in ferner Zukunft einmal die schachliche Kompetenz besitzen Eure Partien mit eigenen Kommentaren zu bereichern, so würde ich das tun:-)

Gruß
Laudatio
Vabanque - 31. Mai '18
Mehrere Wochen lang hatte obiger schöner Beitrag von SF Kellerdrache nun zwei +, seit gestern hat er nur noch eines.
Da hat also jemand (oder mehrere User) das in diesem Fall entscheidende Minus geklickt.
Nun ist das ja jedermanns gutes Recht, bei einem Beitrag Minus zu klicken, nur würde mich gerade in diesem konkreten Fall auch der konkrete Grund für das Minus interessieren.
Wenn ich Kellerdraches Kommentare nämlich noch einmal ansehe, fällt mir außer Tipp- und Rechtschreibfehlern (die ich in diesem Zusammenhang aber für bedeutungslos halte) nichts ein, das man als negativ bewerten könnte.
Auch wenn ich nicht der Autor obigen Partiekommentars bin, würde mich trotzdem generell interessieren, wann und warum jemand einen solchen Beitrag, der - wie ich aus eigener Erfahrung weiß - Stunden an (konstruktiver!) Arbeit und viel Nachdenken gekostet hat, negativ bewertet.
Natürlich sind die 'Konsumenten' hier sehr unterschiedlich, dem einen werden die Erklärungen zu stark vereinfachend sein, dem anderen hingegen immer noch zu kompliziert, aber das liegt in der Natur der Sache und lässt sich wohl auch nicht ändern, so lange die Zielgruppe der 'Durchschnittsspieler' ist (den es so gar nicht gibt). Man kann die Zielgruppe ändern, wir hatten hier auch schon Partiekommentare, denen nur ein sehr starker Turnierspieler folgen konnte, und wir hatten auch schon Kommentare, die auf Anfänger ausgerichtet waren, nur dass Letzteres bei der Besprechung von Top-Partien nicht wirklich funktioniert, wie ich finde.
Meiner Meinung hat SF Kellerdrache in obigem Fall einen nahezu perfekten Kompromiss geschafft (falls so etwas wie ein perfekter Kompromiss überhaupt möglich ist); er zeigt die Komplexität der Partie durchaus auf, ohne dass dadurch die Verständlichkeit seiner Kommentare leidet.
In meinen eigenen Partiekommentaren bemühe ich mich ja eigentlich um dasselbe Prinzip, aber mal gelingt es besser, mal weniger gut.
Hier scheint es mir SF Kellerdrache besonders gut gelungen zu sein, deswegen noch einmal meine Eingangsfrage:
Wer klickt hier Minus und warum?
Hasenrat - 31. Mai '18
@Vabanque
Na, die "Daumenbrüder" sind's, wer denn sonst? ;-D

Bist du auch angesteckt von der Manie den "Daumenwurzeln" nachzugehen ...?

Also früher hab ich die Einrichtung der Daumen begrüßt, u. ich mache auch nach wie vor, nach meinem Gusto, regelmäßig Gebrauch von ihnen. Mittlerweile sehe ich, wie viele Threads bedauerlicherweise sachfremd enden, warum wer welche Daumen betätigt hat ... und "Unverschämtheit!" ... und "macht mir aber gar nix!" ... undundund ...
Deshalb wäre ich fast dafür, nur die grünen Daumen beizubehalten und statt des Rotens irgendwie einen geeignet eingestellten Meldeknopf zu installieren.
Vabanque - 31. Mai '18
>>Bist du auch angesteckt von der Manie den "Daumenwurzeln" nachzugehen ...?<<

Normalerweise nein. Bei der weit überwiegenden Zahl der Beiträge sind für mich Plus oder Minus durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich nicht immer derselben Meinung bin wie die Mehrzahl.
Wenn ich ab und zu mal ein Minus für einen meiner Beiträge 'kassiere' oder wenn ein Plus 'verschwindet', dann ist mir der Grund dafür in der Regel auch klar.

Hier aber nicht. Hier, in der Rubrik der Kommentierten Spiele, sind für mich 'Minusse' in aller Regel nicht nachvollziehbar (außer es stellt jemand die berüchtigten Computerkommentare rein, dann gebe ich selber Minus).

Oder, wie man heute sagt, hier fehlt die Transparenz!
Vabanque - 31. Mai '18
Das Doppelplus ist übrigens jetzt wieder da. War da jemand 'reuig', oder hat SF Hasenrat schnell noch Plus geklickt, während er's vorher vergessen hatte?

Aber auch hier: keine Transparenz vorhanden!
Hasenrat - 31. Mai '18
Ich schätze, viele Daumen sind auch einfach Rache-Daumen.
Vabanque - 31. Mai '18
Ja klar, im Hauptforum ist das sicher so, aber in den 'Kommentierten Spielen'? Rache wofür?
Hasenrat - 31. Mai '18
Es gibt Leute, die gehen sauer aus'm Stadion u. "rächen" sich an den schönen Stauden im Garten am Wegesrand zur U-Bahn ...
Vabanque - 31. Mai '18
Sehr sinnvolle Methode! :-))
Tschechov - 01. Jun '18
Sag mal, Kellerdrache, ist Dir ein Flüchtigkeitsfehler in der Kommentierung unterlaufen? "Mit eisernen Nerven läßt Weiß auch hier den Doppelangriff auf Dame und König zu." Meintest Du nicht Schwarz?
Vabanque - 01. Jun '18
Ich antworte mal für meinen Kollegen (er wird's mir schon vergeben): Selbstverständlich meint Kellerdrache in dieser Anmerkung Schwarz statt Weiß.

Solche Schreibfehler passieren, sie passieren auch mir (meistens merke ich sie noch vor dem Absenden, aber nicht immer), sie passieren sogar professionellen Kommentatoren in Büchern! Der Grund dafür ist, dass Kommentatoren Menschen sind :)
Vabanque - 01. Jun '18
Solche 'Fehler' in der Kommentierung sind ja auch schnell enttarnt. Mit Fehlern in den Varianten tut man sich da schon schwerer, da grübelt man manchmal ewig über einer Variante - weil sie falsch ist! Der Vorteil der obigen Präsentation besteht gegenüber einem Buch immerhin darin, dass nicht-ausführbare Züge gar nicht angezeigt werden können.

Im Schach gilt halt NICHT das Goethewort: 'Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen'. Nein, im Schach muss alles, auch das was Schwarz auf Weiß da steht, immer noch selber geprüft werden. Wie ja schon Paulus in der Bibel schreibt: 'Prüfet alles, und behaltet das Gute' (dabei hat der sicher nie ein Schachbuch gelesen).

Außerdem finde ich die Fehler gar nicht so schlecht, denn findet einer einen Fehler im Kommentar, so zeigt sich damit, dass er ihn wirklich gelesen hat :)
Tschechov - 01. Jun '18
Hätte mir auch passieren können (wenn ich denn die schachliche Kompetenz hätte, Spitzenspiele zu kommentieren), sollte ja auch nur ein freundlicher Hinweis sein, der überdies beweist, daß ich wirklich gelesen habe.
Vabanque - 01. Jun '18
Genau!