Kommentierte Spiele
Zum Lasker-Jahr (II): Réti - Lasker 1924
Vabanque - 07. Feb '18
Als ich versprach, auch noch die Schwarzpartie von Lasker gegen Réti aus dem New Yorker Turnier zu kommentieren, wusste ich noch nicht, was mir da bevorstand. Ich hätte es aber ahnen müssen, denn auch beim Durchspielen einiger anderer Lasker-Partien (zur Auswahl für diese Serie) hatte ich stets das Gefühl: Ich verstehe Laskers Züge einfach nicht. Lasker ist kein Spieler, dessen Gedanken ich nachvollziehen könnte.
Also wird diese Reihe auch wohl nicht sehr lang werden; aber eien dritte Partie kommt sicher noch, weil ich sie schon vor dieser ausgewählt hatte, und sie ist auch wieder leichter verständlich (es handelt sich um einen Sieg gegen Steinitz aus dem 2. WM-Kampf 1896).
Nun geht es aber um vorliegende Partie gegen Réti. Letzterer spielt sein System, Lasker verhält sich pragmatisch. Es scheint wie Zauberei, dass Réti mit Weiß schnell in Schwierigkeiten gerät, dass sein System ins Leere zu laufen scheint, und zwar ganz ohne dass Lasker überhaupt etwas macht. Trotzdem gibt Lasker seinem Gegner später (ungewollt) noch eine Chance. Aber als stünde Réti unter irgendeinem Zauberbann, nutzt er diese Chance nicht (etwas, was bei Laskers Gegnern oft zu beobachten ist, und zwar zu oft, als dass es sich bei diesem Phänomen um reinen Zufall handeln könnte). Danach scheint seine Stellung zwar dennoch noch keineswegs verloren, doch es entstehen Komplikationen, wo plötzlich Lasker in allen Varianten das bessere Ende für sich hat, ohne dass das alles vorher so zu berechnen gewesen wäre. Auf einmal landet die Partie in einem Endspiel, wo beide Spieler einen Freibauern haben, doch der Laskersche Freibauer entscheidet das Spiel.
Bei dieser Partie hat mir auch das Analysieren einiger Situationen und Varianten mit Engine nicht viel geholfen, denn im Gegensatz zu 'Leuten' wie Fischer und Capablanca, die - obwohl sie ja keine Engine hatten - überraschend häufig den präzisesten Zug finden (den die Engine dann ebenfalls vorschlägt), gibt sich Lasker fast immer mit dem zweit- oder drittbesten Zug zufrieden, weil ihm dieser besser in seinen Plan passt, bzw. weil der Zug zu einer Stellung führt, die ihm besser liegt (dem Gegner aber nicht). Es ist schon merkwürdig: wenn ich ständig zweit- und drittbeste Züge spiele, pflege ich meine Partien in der Regel zu verlieren. Wenn aber Lasker dies tut, gewinnt er :)
Nun habe ich euch sicher viel Angst vor der Partie gemacht; aber wenn man nicht den Anspruch erhebt, Laskers Spiel verstehen zu wollen, kann das Durchspielen dieser Partie sehr viel Spaß machen, da wirklich originelle und lebhafte Situationen aufs Brett kommen. Langweilig ist sie bestimmt nicht, und ich hoffe, dass meine Kommentare durchaus ein wenig dazu beitragen, manche Zusammenhänge zu erhellen.































PGN anzeigen
Also wird diese Reihe auch wohl nicht sehr lang werden; aber eien dritte Partie kommt sicher noch, weil ich sie schon vor dieser ausgewählt hatte, und sie ist auch wieder leichter verständlich (es handelt sich um einen Sieg gegen Steinitz aus dem 2. WM-Kampf 1896).
Nun geht es aber um vorliegende Partie gegen Réti. Letzterer spielt sein System, Lasker verhält sich pragmatisch. Es scheint wie Zauberei, dass Réti mit Weiß schnell in Schwierigkeiten gerät, dass sein System ins Leere zu laufen scheint, und zwar ganz ohne dass Lasker überhaupt etwas macht. Trotzdem gibt Lasker seinem Gegner später (ungewollt) noch eine Chance. Aber als stünde Réti unter irgendeinem Zauberbann, nutzt er diese Chance nicht (etwas, was bei Laskers Gegnern oft zu beobachten ist, und zwar zu oft, als dass es sich bei diesem Phänomen um reinen Zufall handeln könnte). Danach scheint seine Stellung zwar dennoch noch keineswegs verloren, doch es entstehen Komplikationen, wo plötzlich Lasker in allen Varianten das bessere Ende für sich hat, ohne dass das alles vorher so zu berechnen gewesen wäre. Auf einmal landet die Partie in einem Endspiel, wo beide Spieler einen Freibauern haben, doch der Laskersche Freibauer entscheidet das Spiel.
Bei dieser Partie hat mir auch das Analysieren einiger Situationen und Varianten mit Engine nicht viel geholfen, denn im Gegensatz zu 'Leuten' wie Fischer und Capablanca, die - obwohl sie ja keine Engine hatten - überraschend häufig den präzisesten Zug finden (den die Engine dann ebenfalls vorschlägt), gibt sich Lasker fast immer mit dem zweit- oder drittbesten Zug zufrieden, weil ihm dieser besser in seinen Plan passt, bzw. weil der Zug zu einer Stellung führt, die ihm besser liegt (dem Gegner aber nicht). Es ist schon merkwürdig: wenn ich ständig zweit- und drittbeste Züge spiele, pflege ich meine Partien in der Regel zu verlieren. Wenn aber Lasker dies tut, gewinnt er :)
Nun habe ich euch sicher viel Angst vor der Partie gemacht; aber wenn man nicht den Anspruch erhebt, Laskers Spiel verstehen zu wollen, kann das Durchspielen dieser Partie sehr viel Spaß machen, da wirklich originelle und lebhafte Situationen aufs Brett kommen. Langweilig ist sie bestimmt nicht, und ich hoffe, dass meine Kommentare durchaus ein wenig dazu beitragen, manche Zusammenhänge zu erhellen.
Richard Reti Emanuel Lasker New York | New York, NY USA | 16 | 1924.04.08 | A12 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. Sf3 d5 2. c4 c6 3. b3 Lf5 Réti spielt sein System, Lasker dagegen verlässt sich auf klassische, geradlinige Figurenentwicklung. 4. g3 Sf6 5. Lg2 Sbd7 6. Lb2 e6 7. O-O Ld6 8. d3 O-O 9. Sbd2 e5 Lasker hat keine Einwände gegen eine vollständige Besetzung des Zentrums mit Bauern. Réti dagegen sieht dieses Bauernzentrum als Zielscheibe für fortwährende Angriffe an (so die hypermoderne Theorie). In dieser Partie kann man die Konfrontation der beiden Schulen (der klassischen und der hypermodernen) sozusagen am lebenden Objekt beobachten. 10. xd5 xd5 11. Tc1 De7 12. Tc2 Réti möchte seine Dame nach a1 spielen, wo sie den schwarzen e-Bauern belagern hilft - eine typisch hypermoderne Idee (mit der Réti allerdings bemerkenswerte Erfolge erzielte, nur halt nicht gegen jemanden wie Lasker, der pragmatisch dachte und sich von keiner noch so raffiniert ausgeklügelten Theorie beeindrucken ließ). a5!? Lasker sieht in dem weißen b3 eine Angriffsmarke und droht, mit dem weiteren a5-a4 die Initiative am Damenflügel in die Hand zu nehmen. 13. a4?! Verhindert zwar die schwarze Aktion, schafft aber unheilvolle Schwächen auf b3 und b4. h6 14. Da1 Das erwähnte typische Réti-Manöver. Tfe8 Obwohl der e-Bauern noch nicht hing, deckt ihn Lasker vorsorglich noch einmal (das ist eigentlich Überdeckung im Sinne der Hypermodernen!), auch um dem immer noch geplanten Vorstoß e5-e4 mehr Kraft zu geben. 15. Tfc1 Lh7 Dies musste zur Vorbereitung von e4 noch geschehen, da sonst Weiß immer Sd4 antworten kann. 16. Sf1 Sc5!
Jetzt spielt er doch nicht e4?! wegen 17. xe4 xe4?! (etwas besser das Schlagen mit dem Läufer, aber Schwarz behielte einen Isolani) 18. Sd4 e3?! (der damit verbundene Qualitätsgewinnt war der Sinn des - verfehlten - Manövers) 19. Sxe3 Lxc2 20. Txc2 und Schwarz hat die Qualität für einen Bauern erobert, aber Weiß steht mit seinem diagonalenbeherrschenden Lg2 und den beiden starken Springern (Drohung Sf5) besser. - Lasker hat das alles mit Sicherheit korrekt eingeschätzt, deswegen spielt er den sehr starken Textzug.
17. Txc5!? Nach der lahmen Deckung des b-Bauern mit 17. S3d2 könnte Schwarz z.B. mit Sa6 an die Ausnutzung des Lochs b4 gehen. Er stünde in jedem Fall deutlich besser. Daher versucht Réti ein interessantes und - wie man noch sehen wird - ziemlich chancenreiches Qualitätsopfer, mit dem er den wichtigen schwarzen e-Bauern erobert und - gemäß seinem Plan - wieder Herr im Zentrum wird.
Lxc5 18. Sxe5 Tac8 19. Se3 Von dem einstmals so stolzen schwarzen Bauernzentrum ist jetzt nur noch der nunmehr isolierte d-Bauer übrig geblieben, den Réti mit diesem Zug auch noch aufs Korn nimmt. De6 Lasker möchte das Läuferpaar gerne behalten und tauscht daher nicht den Se3 mit seinem Lc5. 20. h3 Kein Anfänger- oder Verlegenheits-Randbauernzug, sondern um einem weißen Springer das Feld g4 zu ermöglichen. Nur setzt Réti später leider nicht konsequent fort. Ld6?! Dieser auf den ersten Blick plausible Zug hätte Lasker zwar vielleicht nicht die Partie, aber immerhin den Sieg kosten können, wenn Réti jetzt die richtige Fortsetzung gespielt hätte. 21. Txc8 Txc8 22. Sf3?! Verpasst eine goldene Chance. Nach dem eigentlich doch naheliegenden 22. S5g4! (jetzt fällt tatsächlich der schwarze d-Bauer, außerdem ist urplötzlich der schwarze Königsflügel in Gefahr) Sxg4 23. xg4 Lf8 (g7 hängt ja auch) 24. Lxd5 Dd7 25. Lf3! (um den Springer nach d5 zu spielen) wäre es an Schwarz, das Remis zu halten.
Le7 23. Sd4 Offensichtlich der Plan von 22. Sf3. Dd7 24. Kh2?! Mit diesem Zug, der den pikanten Wechsel der weißen Dame ins andere Eck plant, um den schwarzen d-Bauern zu belagern, überspannt Réti den hypermodernen Bogen. Das einfache 24. Sb5 , gefolgt von Ld4 und Sc3 hätte den d-Bauern ebenfalls angegriffen, bei harmonischerem Zusammenspiel der weißen Figuren.
h5! Lasker findet den für Weiß unangenehmsten Zug. Interessant ist, dass Réti in Moskau 1925 gegen Aljechin einem ähnlichen Angriffsmotiv erlegen ist. 25. Dh1?! Mit dieser nach Kh2 konsequenten Fortsetzung begibt sich Weiß wohl endgültig auf die schiefe Bahn. 25. Sb5 nebst Ld4 war immer noch das Gegebene. Aber ihr wisst ja: 'Konsequenz ist alles!' sagte Onkel Franz und schmiss auch noch den letzten Teller an die Wand.
h4! Lasker zeigt sich vom Angriff auf seinen wichtigen d-Bauern komplett unbeeindruckt. Entweder er hat sehr weit gerechnet - oder er hat gespürt, dass sein Zug richtig ist. 26. Sxd5 Réti lässt es sich zeigen, und es existieren ja auch keine wirklich sinnvollen Alternativen. xg3+ 27. xg3 Sxd5 28. Lxd5 Lf6! Die Pointe; aber worin besteht sie eigentlich? Nun, der Ld5 kann jetzt nicht weg, ohne den Sd4 preiszugeben, der selbst ebenfalls gefesselt ist, aber Schwarz droht Tc5. Spielt Weiß e3 (um den Sd4 zu stützen) oder e4 (um den Ld5 zu decken), so öffnet sich nach dem Tausch des Sd4 die vorletzte Reihe für Tc2+. 29. Lxb7 Dies ist bereits der Beginn einer Reihe von Verzweiflungszügen, da Réti keinen normalen Zug mehr findet, um der Lage Herr zu werden. Tc5 Der Turm muss auf der c-Linie bleiben. Wie rettet Weiß nun seinen Sd4? e3 geht ja genauso wenig wie im vorigen Zug. 30. La6 Not macht erfinderisch; Lxd4?? wäre nun fatal wegen Da8+. Lg6 Aber Lasker erneuert einfach die Drohung Lxd4, indem er seinem König im Fall von Da8+ ein Fluchtfeld verschafft. 31. Db7 Réti lebt nach wie vor von der Hand in den Mund, d.h. er pariert jeweis einzügig die schwarzen Drohungen. Dd8 32. b4 Aber auch nun geht zum Leidwesen Rétis 32. e3 nicht wegen Lxd4 33. Lxd4 Tc2+ 34. Kg1 (verliert nun zwar nicht mehr die Dame, läuft aber in einen unparierbaren Angriff wegen der Abseitsstellung der weißen Figuren!) Dd6 35. Da8+ Kh7 36. Df3 der einzige Zug, der den Mattangriff abwehrt, büßt den La6 ein Dxa6
Tc7 33. Db6 Auf jeden anderen Damenzug hängt d4. Td7 Nun ist d4 dreifach angegriffen, so dass der Damentausch erzwungen ist. 34. Dxd8+ Txd8 35. e3 xb4 Kaum war das heiß ersehnte e3 endlich möglich, so zieht schon eine neue Gefahr am Horizont herauf: Schwarz hat nun einen Freibauern (gut, der weiße a4 ist jetzt auch frei, da muss Schwarz noch aufpassen). 36. Kg2 Lxd4 Der Tausch kommt ein wenig überraschend, aber Lasker kann die Fesselung des Sd4 nun nicht mehr ausnutzen. 37. xd4 Auf 37. Lxd4 hatte ich zunächst Txd4?
Lf5 38. Lb7 Weiß droht seinem eigenen Freibauern den Weg zu bahnen. Le6 39. Kf3 Lb3 40. Lc6 Td6 41. Lb5 Tf6+ besser nämlich Lf5! , um den Läufer zur Unterstützung des schwarzen Freibauern wieder nach e6 oder d7 zu führen, und Schwarz gewinnt ähnlich wie in der Partie
38. xd4 b3 39. Lc4 b2 40. La2 Lxd3 41. a5 b1=Q 42. Lxb1 Lxb1 berechnet mit Eroberung der letzten weißen Figur, und war dann höchst überrascht, als ich die Variante nur noch mal kurz mit Engine prüfen wollte: die Stellung ist nämlich remis! Diese Abwicklung hätte Lasker also nicht wählen dürfen. Aber wie schon gesagt, mit z.B. 37... Lf5 gewinnt Schwarz. War hier nicht Te6 , was den weißen König vom Ort des Geschehens abschneidet, einfacher und logischer?
42. Ke3 Te6+ 43. Kf4 Te2 44. Lc1 Tc2 45. Le3 Ld5 und der schwarze Freibauer ist nur noch durch a5 nebst La4 und Aufopferung des Läufers zu stoppen, während der schwarze Ld5 den weißen Freibauern leicht aufhält. Deshalb gab hier Réti wieder mal gegen Lasker auf. Trotz der Ungenauigkeit im 20. Zug bezeichnete Lasker diese höchst interessante Partie als seine beste aus dem New Yorker Turnier.
Hasenrat - 07. Feb '18
Das weiße Stellungsbild nach 15. Tfc1 mit D auf a1, L auf b2 und die Turmverdoppelung auf der c-Linie nennt man auch sehr bildhaft die "Réti-Batterie". In Verbindung mit dem fianchettierten Königsläufer wirklich eine gewaltige Dauerfeuerdrohkulisse gegen das Zentrum.
Ich liebe es! (Leider hat mich das allzu oft verleitet, diese Konstellation auf jeden Fall anzustreben - unabhängig vom schwarzen Aufbau. Was fatal ist, wenn Schwarz sich nicht "slawisch", sondern zunächst per e6 verteidigt u. mit c5 am Damenflügel gegenhält - oft sogar mit symmetrischem Fianchetto und dann die weiße Rochadestellung arg in Verlegenheit bringen kann.
Ich liebe es! (Leider hat mich das allzu oft verleitet, diese Konstellation auf jeden Fall anzustreben - unabhängig vom schwarzen Aufbau. Was fatal ist, wenn Schwarz sich nicht "slawisch", sondern zunächst per e6 verteidigt u. mit c5 am Damenflügel gegenhält - oft sogar mit symmetrischem Fianchetto und dann die weiße Rochadestellung arg in Verlegenheit bringen kann.
Hasenrat - 07. Feb '18
Im Übrigen habe ich mit der Schwächung des b-Bauern durch Vorziehen des a-Bauern auch immer (!) schlechte Erfahrungen gemacht im Réti (s. Zug 13).
Soll 13. ... h6 wirklich ein Rückzugsfeld für den L schaffen nach Sd4 (reicht nicht Lg6?) - oder vielmehr nach e4 einen Ausfall Sg5 mit Angriff auf e4 verhindern?
Für den Zug 20. ... schlug Aljechin wohl b6 (-+)vor.
Vielen Dank für diesen Kommentar, der ein großer Gewinn für mich ist.
Soll 13. ... h6 wirklich ein Rückzugsfeld für den L schaffen nach Sd4 (reicht nicht Lg6?) - oder vielmehr nach e4 einen Ausfall Sg5 mit Angriff auf e4 verhindern?
Für den Zug 20. ... schlug Aljechin wohl b6 (-+)vor.
Vielen Dank für diesen Kommentar, der ein großer Gewinn für mich ist.
Kellerdrache - 08. Feb '18
Eine faszinierende Partie. Obwohl ich diverse Kommentare dazu kenne hab ich sie doch zum ersten mal verstanden. Vor allem die Stärke eines simplen Zuges wie 28...Lf6 ist beeindruckend. Bis dahin war Reti wahrscheinlich noch so halbwegs zufrieden um dadurch überzeugend bewiesen zu bekommen wie schlecht ersteht.
Reti hatte ja den Ruf oft zu kompliziert zu denken. Er findet so ein wirkungsvolles Qualitätsopfer wie Txc5, doch das einfache Sg4 kommt ihm nicht in den Sinn. Auch das von dir kritisierte Kh2/Dh1 Manöver ist so ein komplizierter Plan, der niemandem sonst einfallen würde, weil es halt auch so viel einfacher geht.
Vor dem Hintergrund der von mir gerade kommentierten Hübner-Partie erscheint mir Lasker geradezu als Anti-Hübner. Während der eine nach der wissenschaftlichen Wahrheit im Schach sucht (die die Computer sicher irgendwann mal finden werden) interessiert sich Lasker dafür nicht im geringsten. Er betrachtet Schach als eine Form des Kampfes und sucht immer den Zug der seinem Gegner am unangenehmsten ist. Das kann mal der objektiv stärkste, aber auch mal, abhängig von den Schwächen der Person gegen die er spielt, der zweit- oder drittstärkste Zug sein.
Reti hatte ja den Ruf oft zu kompliziert zu denken. Er findet so ein wirkungsvolles Qualitätsopfer wie Txc5, doch das einfache Sg4 kommt ihm nicht in den Sinn. Auch das von dir kritisierte Kh2/Dh1 Manöver ist so ein komplizierter Plan, der niemandem sonst einfallen würde, weil es halt auch so viel einfacher geht.
Vor dem Hintergrund der von mir gerade kommentierten Hübner-Partie erscheint mir Lasker geradezu als Anti-Hübner. Während der eine nach der wissenschaftlichen Wahrheit im Schach sucht (die die Computer sicher irgendwann mal finden werden) interessiert sich Lasker dafür nicht im geringsten. Er betrachtet Schach als eine Form des Kampfes und sucht immer den Zug der seinem Gegner am unangenehmsten ist. Das kann mal der objektiv stärkste, aber auch mal, abhängig von den Schwächen der Person gegen die er spielt, der zweit- oder drittstärkste Zug sein.
Vabanque - 10. Feb '18
>>Soll 13. ... h6 wirklich ein Rückzugsfeld für den L schaffen nach Sd4 (reicht nicht Lg6?) - oder vielmehr nach e4 einen Ausfall Sg5 mit Angriff auf e4 verhindern?<<
Nun, wie im Kommentar geschildert, scheitert 13... e4 ja nicht an Sg5 (danach wäre der Bauer e4 ja auch noch ausreichend gedeckt?), sondern an Sd4.
Und auf Lg6 hätte Weiß immer noch die potenzielle Möglichkeit, den Läufer mit Sh4 abzutauschen.
>>
Für den Zug 20. ... schlug Aljechin wohl b6 (-+)vor.<<
Diesbezüglich müsste Kellerdrache nachsehen, der nämlich im Besitz des Turnierbuchs ist :)
Nun, wie im Kommentar geschildert, scheitert 13... e4 ja nicht an Sg5 (danach wäre der Bauer e4 ja auch noch ausreichend gedeckt?), sondern an Sd4.
Und auf Lg6 hätte Weiß immer noch die potenzielle Möglichkeit, den Läufer mit Sh4 abzutauschen.
>>
Für den Zug 20. ... schlug Aljechin wohl b6 (-+)vor.<<
Diesbezüglich müsste Kellerdrache nachsehen, der nämlich im Besitz des Turnierbuchs ist :)
Hasenrat - 10. Feb '18
Ja, das sehe ich wohl. Dachte es prophylaktisch prospektiv.
Wenn der Springer aber auf d4 zieht, ist ein Abtauschangriff über h4 auch wieder in weiterer Ferne, oder?
Wenn der Springer aber auf d4 zieht, ist ein Abtauschangriff über h4 auch wieder in weiterer Ferne, oder?
Vabanque - 11. Feb '18
Gar nicht mal unbedingt, denn nach 13... e4?! 14. Sd4 Lg6 15. dxe4 Sxe4 (nach dxe4 sieht Sc4 gut aus, da der Quallegewinn mittels e3 zum Nachteil von Schw. ausschlägt, ähnlich der zum 16. Zug von Schw. angegebenen Variante) 16. Sdf3 schielt plötzlich der andere Springer nach h4 :-))
Man sieht, welche Fülle von Möglichkeiten in der Stellung steckt, und zu welch kompliziertem Spiel das Réti-System führt.
Man sieht, welche Fülle von Möglichkeiten in der Stellung steckt, und zu welch kompliziertem Spiel das Réti-System führt.
Hasenrat - 11. Feb '18
Ah, ich glaube ich verstehe. Gut, überzeugt.
Vabanque - 11. Feb '18
Jetzt glaub aber bloß nicht, dass ich das bei der Kommentierung der Partie auch alles schon gesehen hatte ...
Hasenrat - 11. Feb '18
Unbewusst. ;-)
Vabanque - 11. Feb '18
Nee, ich hab bloß das schöne Springerfeld d4 gesehen, das Weiß (nach dem verfrühten schwarzen e4) mit Tempo besetzen kann, und war's zufrieden :)
crimsonfripp - 13. Feb '18
Auch wenn ich mich hier mit Kommentaren zurückhalte, möchte ich mal ein Dankeschön in die Runde schmeissen, dass hier a. immer wieder Partien eingestellt werden und auch so kompetent analysiert werden und dass b. auch die Kommentare dazu immer sehr lesenswert sind.
So hatte ich z. B. große Freude an der Reti-Beschreibung von Kellerdrache - sehr treffend.
Und genau diese Partie ist ja für den Reti-Freund immer ein leichtes Ärgernis; schöner wurde es nie beschrieben:
"Es scheint wie Zauberei, dass Réti mit Weiß schnell in Schwierigkeiten gerät, dass sein System ins Leere zu laufen scheint, und zwar ganz ohne dass Lasker überhaupt etwas macht."
Also: Danke!
So hatte ich z. B. große Freude an der Reti-Beschreibung von Kellerdrache - sehr treffend.
Und genau diese Partie ist ja für den Reti-Freund immer ein leichtes Ärgernis; schöner wurde es nie beschrieben:
"Es scheint wie Zauberei, dass Réti mit Weiß schnell in Schwierigkeiten gerät, dass sein System ins Leere zu laufen scheint, und zwar ganz ohne dass Lasker überhaupt etwas macht."
Also: Danke!