Schach

Ungleichgewichte

Konstantin_3 - 06. Jan '24 Bearbeitet
Wie schon eingangs geschrieben, freue ich mich Silmans Schach Idee näher zu erläutern. Das hier ist aus dem Buch "Schach mit neuem Schwung."

Move piece

Chessboard as table

abcdefgh
8Rook BlackQueen BlackRook BlackKing Black
7Pawn BlackPawn BlackKnight BlackPawn Black
6Pawn WhitePawn WhitePawn BlackPawn Black
5Pawn WhitePawn Black
4Bishop WhitePawn White
3Queen WhitePawn White
2Pawn White
1Rook WhiteRook WhiteKing White

Pieces lists

Pieces White

  • King g1
  • Queen d3
  • Rook a1
  • Rook f1
  • Bishop d4
  • Pawn h2
  • Pawn g3
  • Pawn f4
  • Pawn d5
  • Pawn a6
  • Pawn c6

Pieces Black

  • King g8
  • Queen c8
  • Rook a8
  • Rook f8
  • Knight f7
  • Pawn f5
  • Pawn d6
  • Pawn g6
  • Pawn a7
  • Pawn c7
  • Pawn h7
Weiss am Zug


Ich habe das erste Buch gelesen und abgearbeitet "Die Überwindung des Amateurhaften Denkens" und freue mich nun auf das Buch. Ich werde immer wieder schöne Stellen heraussuchen bei denen ich denke, dass die jedem Beginner sehr viel nutzen können, nicht nur aber gerade in den eigenen Ideen Findungen, Einen weiter bringen.

In diesem Fall geht es um die Leichtfiguren, hier ist die eine der anderen Figur überlegen. Die Frage die sich stellt ist: Welche Figur und Warum?


Lösung:
Zum einen kontrolliert der weiße Läufer auf d4 die Diagonalen welche bis zur gegnerischen Stellung hineinreichen.

Weiters besitz Weiß im Zentrum einen Raumvorteil so wie auch am Damenflügel.
Insbesondere hier liefert der schwarze Bauer auf a7 ein Angriffsziel.

Die Zweite Frage ist: Wie nutze ich mein Analyse über das Ungleichgewicht und verpacke das in einem Angriff?

Lösung:
Das Ziel auf a7 kann man mit folgenden Zügen realisieren ( Ta1 - b1 - b7)

Und im Zentrum haben wir die Möglichkeit einer Umgruppierung!
(Lc6 gefolgt (nebst) Dd4) Und wir haben ein Spieß gebaut mit Dame und Läufer der das Feld g7 und h8 im Visier hat und mit Matt droht.

Es gibt noch weitere Ungleichgewichte welche ich dann Schritt für Schritt hier posten werde und das eine kleine Reihe wird.

Gerne kann man sich darüber auch austauschen ich freue mich.
Zum Beispiel: Wie nützlich der schwarze Springer auf f7 steht.

Grüße
Oli1970 - 06. Jan '24
Ich bin auch ein Fan von Silmans Büchern, besitze auch beide von Dir genannten Titel. Tolle Idee, hier eine Reihe daraus zu posten.
Eine kleine Korrektur: Die angesprochene Umgruppierung müsste auf Lc3 (statt Lc6) lauten.

Zum Springer gibt es nicht viel zu sagen, der ist mausetot. Ein halbherziger Versuch wäre Sh6, jedoch schnell gestoppt und nach Lc3/Dd4 wäre er eher noch auf e5 zum Lochverstopfen zu opfern.
Statt Tab1 könnte man auch Tfb1 in Erwägung ziehen: Möchte man die f-Linie wegen g6-g5 durch den Turm stützen oder die Dame von der Deckung des Ba6 abziehen.
Mir gefällt die Umgruppierung am Besten. Ist aggressiv und droht mit sofortigem Ende. Das ist kaum aussichtsreich zu verteidigen.
Konstantin_3 - 06. Jan '24
<<Statt Tab1 könnte man auch Tfb1 in Erwägung ziehen: Möchte man die f-Linie wegen g6-g5 durch den Turm stützen oder die Dame von der Deckung des Ba6 abziehen.>>

Das muss man auch erstmal sehen, das ist ja wunderbar :-)

Ja ich dachte mir dass hier einige das Buch besitzen.
Um so besser.

Ein Tipp:
Ich kopiere einen eher weiter unteren Beitrag und setze es in Word ein und verkleinere das Fenster und scrolle dann hoch zum Schachbrett. Oder teile das Windows Fenster in zwei Hälfte. Wenn ich ein Kommentar oder eine Lösung nachspielen möchte.
Tschechov - 06. Jan '24
Silman ist übrigens, wenn mich mein Gedächtnis jetzt nicht täuscht, letztes Jahr gestorben. Seine Bücher sollen ja wirklich gut sein. Sehr instruktiv, nach allem was man so hört. Vielleicht gucke ich gleich mal bei Booklooker.
Konstantin_3 - 06. Jan '24
Nein, der ist Tot - das bedrückt mich jetzt ungemein.
Ich hab das echt nicht mitbekommen.

Danke dir Tschechov <3
Oli1970 - 06. Jan '24
Ich habe seinen Tod leider auch nicht mitbekommen. Aus seinen Büchern habe ich recht viel mitgenommen, sie lesen sich recht unterhaltsam. Auch sein Endspiel-Buch ist zu empfehlen.
Hier ist ein Artikel zu seinem Tod: de.chessbase.com/post/jeremy-silman-1954-2023

Tipp: Schach mit neuem Schwung den Vorzug geben! Die Überwindung des amateurhaften Denkens ist dort quasi eingebaut, der erstgenannte Titel geht weiter.
Beule - 06. Jan '24 Bearbeitet
RIP Jeremy Silman

... er hat wohl unter anderem auch das Schachproblem für den 1. Harry Potter-Film (Harry Potter und der Stein der Weisen) komponiert. Verlinkung spare ich mir, da vieles auf andere Schachseiten verweist, daher bitte bei Interesse selber googlen.

(sorry, wurde bereits in dem Link von Oli1970 als Randnotiz erwähnt)
Tschechov - 06. Jan '24
Interessant, das mit Harry Potter. Bei der Schachpartie erinnere ich mich nur daran, daß es eine skandinavische Partie ist. Daß da schachlich etwas nicht stimmig ist, - wohl weil man, wie ich dem von Oli1970 verlinkten Artikel meine entnehmen zu dürfen, Silmans Ratschläge am Ende ignoriert hat bzw. umbog - ist mir damals nicht aufgefallen. Wäre auch verwunderlich gewesen, wenn mir etwas aufgefallen wäre, damals spielte ich noch kein Schach.
Oli1970 - 06. Jan '24
Macht doch nichts, Andi. Sowas macht neugierig, vielleicht animiert es den einen oder anderen, sich mit Silman zu beschäftigen.
Tschechov - 06. Jan '24 Bearbeitet
Besonders interessant finde ich Silmans Idee, nicht Partien von Groß- oder gar Weltmeistern zu behandeln, sondern Partien seiner Schüler. Mir persönlich zumindest sind Partien der ersteren Kategorie zu hoch, daraus kann ich nichts lernen. Ich habe mir mal Bobby Fischers "Meine sechzig denkwürdigsten Partien" ( heißt doch so, das Buch, oder?) ausgeliehen. Da bin ich gleich auf eine Partie gestoßen, in der Fischer eine Figur hat stehen lassen, die ich in jedem Fall geschlagen hätte. Eine Erklärung für das ausgebliebene Schlagen gab es nicht, Fischer war wohl der Meinung, das verstehe sich von selbst.
Vabanque - 06. Jan '24
>>Ich habe mir mal Bobby Fischers "Meine sechzig denkwürdigsten Partien" ( heißt doch so, das Buch, oder?) ausgeliehen.<<

'My 60 memorable Games', dt. Fassung wohl 'meine 60 denkwürdigen Partien'

>> Da bin ich gleich auf eine Partie gestoßen, in der Fischer eine Figur hat stehen lassen, die ich in jedem Fall geschlagen hätte. Eine Erklärung für das ausgebliebene Schlagen gab es nicht, Fischer war wohl der Meinung, das verstehe sich von selbst.<<

Ach, welche Partie ist denn das, wenn ich fragen darf?
Tschechov - 06. Jan '24
Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, war es eine Partie gegen Unzicker, Spanisch glaube ich.
Vabanque - 06. Jan '24
>>Interessant, das mit Harry Potter. Bei der Schachpartie erinnere ich mich nur daran, daß es eine skandinavische Partie ist. Daß da schachlich etwas nicht stimmig ist, - wohl weil man, wie ich dem von Oli1970 verlinkten Artikel meine entnehmen zu dürfen, Silmans Ratschläge am Ende ignoriert hat bzw. umbog<<

So etwas ist immer doof. Wozu lässt man sich denn eigentlich von einem Experten beraten, wenn man es am Ende dann doch anders macht? Das erinnert mich irgendwie an die fehlenden zwei Bauern in dem James Bond-Streifen 'From Russia with Love' ... wer wohl dafür verantwortlich war?
Irgendwie scheint in fast allen Filmen, wo Schach vorkommt, irgendwas nicht zu stimmen. Oft auch in Romanen, wo Schach vorkommt, vielleicht auch durch Übersetzungsfehler schachlicher Begriffe.
Vabanque - 06. Jan '24 Bearbeitet
>>Tschechov(O, F) - vor 1 Min.
Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, war es eine Partie gegen Unzicker, Spanisch glaube ich.<<

Danke, ich gucke gleich mal.

Ergänzung: Ich habe die mutmaßliche Partie gefunden. Fischer kommentiert dort die ersten 22 Züge nicht, da sie identisch zu einer anderen Partie (gegen Shocron, wer das auch immer sei) sind. Vielleicht finden sich dort ja die vermissten Erklärungen, zumindest falls es sich auf das Schlagen des Bauern g5 bezieht.
Konstantin_3 - 06. Jan '24 Bearbeitet
Man darf ja auch nicht vergessen, das hier ist sein 3 Band.

In der Stellung hier, geht es hauptsächlich um die Entwicklung sprich den Entwicklungsvorsprung von Weiß.

Move piece

Chessboard as table

abcdefgh
8Rook BlackBishop BlackQueen BlackKing BlackRook Black
7Pawn BlackPawn BlackKnight BlackBishop BlackPawn BlackPawn BlackPawn Black
6Pawn BlackPawn BlackKnight Black
5Knight White
4Bishop White
3Knight White
2Pawn WhitePawn WhitePawn WhiteQueen WhitePawn WhitePawn WhitePawn White
1Rook WhiteBishop WhiteRook WhiteKing White

Pieces lists

Pieces White

  • King g1
  • Queen e2
  • Rook a1
  • Rook f1
  • Bishop c1
  • Bishop c4
  • Knight c3
  • Knight e5
  • Pawn a2
  • Pawn b2
  • Pawn c2
  • Pawn f2
  • Pawn g2
  • Pawn h2

Pieces Black

  • King e8
  • Queen d8
  • Rook a8
  • Rook h8
  • Bishop e7
  • Bishop c8
  • Knight f6
  • Knight d7
  • Pawn c6
  • Pawn e6
  • Pawn a7
  • Pawn b7
  • Pawn f7
  • Pawn g7
  • Pawn h7
Weiss am Zug


Ich habe die Stellung mal eingegeben für die es interessiert : Scandinavian Defence Mieses - Kotroc - Variante

Es geht ja jetzt nicht um die Eröffnung sondern um das Ungleichgewicht in der Stellung.

Und hier muss man sich fragen: Wo das Ungleichgewicht zu sehen ist?


Lösung:
Offensichtlich hat Weiß eine Bauern Figur geopfert um ein Entwicklungsvorsprung zu bekommen.

Auch ist nicht unklar zu erkennen, dass Weiß rochiert hat und Schwarz nicht.

Im Prinzip deckt Schwarz jede Figur und dennoch ist die Stellung verloren.

Was machen die Leichtfiguren, Bauern und Schwerfiguren?

Lösung:
Der schwarze Läufer auf c8 hält ein Nickerchen und wird von seiner eigenen Figur blockiert
Der schwarze Läufer auf e7 hat platz gemacht um die Rochade vorzubereiten und das Angriffsfeld f7 mit dem Turm zu decken.

Weiß dagegen besitzt zwei aktive Läufer welche die Diagonalen kontrollieren auf c4 und c1 und Lc4 kann jeder Zeit auch auf das Feld d3 die Diagonale kontrollieren.
Auch die Dame beherrscht die Diagonale d1-h5 ist flexibel und greift zusammen mit dem Läufer auf c4 den schwarzen e6 Bauern an.

Zusammenfassung:
Das Feld f7 sieht für Schwarz problematisch aus diesen wollte Schwarz ja mit der Rochade decken.
Weiß ist aber nun am Zug und hindert Schwarz an der Rochade!
Hier ist das Ungleichgewicht zu finden.
(Die Figuren müssen miteinander spielen.)

Mit:
1. Sxf7 - Kxf7
2. Dxe6+ (Hier erobert sich Weiß das vorher angesprochene schwache Feld) - Kg6
3. Ld3+ (Besetzt nun die Diagonale) - Kh5
4.Dh3+#
Tschechov - 06. Jan '24
Meine verstorbene Schwester hat mal beim Film gearbeitet. Sie lebte in England und assistierte für einen Mehrteiler namens "Isle at war" oder so ähnlich, der auf den Kanalinseln während des Zweiten Weltkrieges spielte, die damals von den Deutschen besetzt waren. Meiner Schwester gelang es leider nicht, den Verantwortlichen für den Film richtiges Deutsch beizubringen, so daß die Deutschen in der Serie, wenn sie Deutsch sprechen, ziemlich radebrechen, als ob sie selbst der Sprache nicht ganz mächtig wären. Dabei hätte es wirklich nicht so schwer sein sollen "Deutsche Luftwaffe" statt "Deutsch Luftwaffe" zu sagen.
Konstantin_3 - 07. Jan '24
Ihr dürft gerne weiter reden ;) wenn man den Bericht verfasst ließt man neben her nicht den Chat Verlauf :-)
Vabanque - 07. Jan '24
>>so daß die Deutschen in der Serie, wenn sie Deutsch sprechen, ziemlich radebrechen, als ob sie selbst der Sprache nicht ganz mächtig wären<<

So etwas wirkt immer äußerst unprofessionell.
Vabanque - 07. Jan '24
@Konstantin: Ich lese schon auch deine schachlichen Beiträge in diesem Thread, z.B. das letztere Diagramm mit der Lösung Sxf7 hätte auch eine hübsche Aufgabe ergeben können.
Konstantin_3 - 07. Jan '24
@Vabanque: Haha :-) Vabanque Humor vom feinsten, nein nein nein.

Ich würde gedanklich kurz zu Silman zurück kommen, ich habe wirklich viele Twitch Kanäle durchforstet und mir ist doch auch aufgefallen in den Jahren, dass eher stärkere Schachspieler, das Triviale an Silman und scheinbar seine Überheblichkeit und Selbstliebe und Lobeshymnen in seinen Büchern - was mir nicht aufgefallen ist, nicht so gefallen.
Ich kann das nicht beurteilen aber am Ende des Tages zählt doch ob es einem Spaß macht und man sich in irgendeine Weise, positiv entwickelt. Insbesondere habe ich oft gehört, wenn seine Lehren so gut sind weshalb er auch nicht selber besser und erfolgreicher gespielt hat.

Also damit möchte ich ausdrücken, dass in der Schachwelt auch zu dieser Person, sich die Geister streiten. Und man sich selber ein Bild machen muss.
Vabanque - 07. Jan '24
Ich kenne die Bücher von Silman nicht, sie wurden allerdings in diesem Forum schon relativ häufig erwähnt und gelobt.
Ich weiß nur, dass der Schach-Historiker Edward Winter (dessen Chess Notes hier auch des Öfteren, vor allem von SF Oli1970, zitiert werden), Silmans Bücher immer als ziemlich fürchterlich beschreibt.
Vabanque - 07. Jan '24
>>Tschechov(F) - vor 1 Std. Bearbeitet
Besonders interessant finde ich Silmans Idee, nicht Partien von Groß- oder gar Weltmeistern zu behandeln, sondern Partien seiner Schüler. Mir persönlich zumindest sind Partien der ersteren Kategorie zu hoch, daraus kann ich nichts lernen.<<

Das ist ein alter Streitpunkt. Silman ist sicher nicht der erste, der Amateurpartien zur Grundlage von Lehrbüchern macht. Nur waren diese sporadischen Versuche (u.a. in 'Schach für Amateure' von Fred Reinfeld), noch nie von sonderlichem Erfolg begleitet, weil diese Partien beim Nachspielen einfach keinen ästhetischen Genuss bereiten und keine rechte Befriedigung gewähren.
Dass man dagegen auch GM-Partien so kommentieren kann, dass Anfänger zumindest glauben, der Materie folgen zu können (und auch etwas daraus lernen), haben z.B. Autoren wie Chernev ('Logical Chess, Move by Move') oder Neil McDonald ('Chess, the Art of Logical Thinking') vielfach bewiesen.
Konstantin_3 - 07. Jan '24
Das habe ich aus dem Internet entnommen
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 d5 2. xd5 Dxd5 3. d4 Dd8 4. Sc3 Sf6 5. d5 Sxd5 6. Lc4 Sf6 7. De2 e6 8. Sf3 Le7 9. O-O Sbd7 10. Se5 c6 11. Sxf7 Dc7
Kxf7 12. Dxe6+ Kg6 13. Ld3+ Kh5 14. Dh3#
12. Sxh8 in dem Fall haben wir eine Figur gewonnen und können in Ruhe weiterspielen
PGN anzeigen

[Black "Das habe ich aus dem Internet entnommen"]


1. e4 d5 2. exd5 Qxd5 3. d4 Qd8 4. Nc3 Nf6 5. d5 Nxd5 6. Bc4 Nf6 7. Qe2 e6 8. Nf3 Be7 9. O-O Nbd7 10. Ne5 c6 11. Nxf7 Qc7 (11... Kxf7 12. Qxe6+ Kg6 13. Bd3+ Kh5 14. Qh3#) 12. Nxh8 { in dem Fall haben wir eine Figur gewonnen und können in Ruhe weiterspielen }


Das ist hier eine Ergänzung falls man sich das nicht vorstellen kann.
Oli1970 - 07. Jan '24
@Vabanque: >> Ich weiß nur, dass der Schach-Historiker Edward Winter (dessen Chess Notes hier auch des Öfteren, vor allem von SF Oli1970, zitiert werden), Silmans Bücher immer als ziemlich fürchterlich beschreibt. <<

Dazu finde ich keine Bestätigung, hast Du Links dazu? Winter hat einen Nachruf mit ein paar Chess Notes mit Beiträgen Silmans (Silman war ebenfalls an Schachhistorie zu nteressiert) zusammengestellt. Unten erhält Winter sogar eine Widmung. chesshistory.com/winter/extra/silman.html

In dieser (Leser-) Buchliste werden ebenfalls Silmans Bücher geführt. Bei Winter kann ich mir nicht vorstellen, dass er die führen würde, wenn er sie für „fürchterlich“ hielte. chesshistory.com/winter/extra/best1.html

Allerdings ist Silmans Selbstdarstellung in seinen Amateur-Büchern für mein Empfinden teils wirklich übertrieben und überheblich. Durch seinen Schreibstil lesen sie sich dafür unterhaltsam und locker, man bleibt leicht am Ball. Irgendwie ist es halt die amerikanische Art der Übertreibung auf Kosten der fehlerhaft spielenden Amateure. Das hat mir nicht immer gefallen (insbesondere in „Schach, aber richtig! - Die Überwindung des amateurhaften Denkens“), aber dafür ist die Arbeit mit seinen Büchern nicht nur Arbeit. „Schach mit neuem Schwung“ ist inhaltlich besser / umfangreicher / tiefergehender, vielleicht auch weniger einseitig und inhaltlich definitiv länger gewinnbringend nutzbar für unsereins. Die Konzepte aus erstgenanntem Buch sind in diesem enthalten und weiter ausgefeilt.
Vabanque - 07. Jan '24 Bearbeitet
>>Dazu finde ich keine Bestätigung, hast Du Links dazu?<<

Jetzt wird es tatsächlich schwierig, weil ich mir Links nie abspeichere. Ich finde meist selber interessante Sachen nicht mehr. Es hat sich wohl um ein Silman-Buch gehandelt, in dem z.T. Lebensdaten von historischen Spielern falsch angegeben und auch Fakten unrichtig dargestellt waren. Leider erinnere ich mich weder, welches Buch das war, noch in welchem der 'Chess Notes' ich das gelesen habe.

>>In dieser (Leser-) Buchliste werden ebenfalls Silmans Bücher geführt. Bei Winter kann ich mir nicht vorstellen, dass er die führen würde, wenn er sie für „fürchterlich“ hielte.<<

Wie du selbst schreibst, hat ja nicht Winter diese Bücher ausgewählt, sondern die Leser. Insofern sagt das jetzt nichts😉
Vabanque - 07. Jan '24 Bearbeitet
>>Konstantin_3 - vor 10 Std.
(...)
Ich würde gedanklich kurz zu Silman zurück kommen, ich habe wirklich viele Twitch Kanäle durchforstet und mir ist doch auch aufgefallen in den Jahren, dass eher stärkere Schachspieler, das Triviale an Silman und scheinbar seine Überheblichkeit und Selbstliebe und Lobeshymnen in seinen Büchern - was mir nicht aufgefallen ist, nicht so gefallen.
(...) Insbesondere habe ich oft gehört, wenn seine Lehren so gut sind weshalb er auch nicht selber besser und erfolgreicher gespielt hat.<<

Das letztere Argument wird ja oft gegen Buchautoren verwendet, aber in meinen Augen handelt es sich um ein sehr lahmes Argument. Der Trainer von Boris Becker musste ja auch nicht besser und erfolgreicher Tennis spielen als Boris (um mal ein drastisches außerschachliches Beispiel zu nennen). Will sagen: Es gibt gute Spieler und gute Lehrer, und erstaunlich wenige Personen sind beides. Vielleicht konnte Silman ja einfach gut vermitteln, und seine Bücher wenden sich sowieso nicht an Meisterspieler. Außerdem hat er ja zeitweise tatsächlich sehr erfolgreich gespielt und den IM-Titel sowie eine ELO von über 2400 erreicht, was schon eine Hausnummer ist. Das reicht bei weitem, um Durchschnittsspielern Tipps zu geben. Von einem guten Schachlehrer muss man nicht verlangen, dass er auf Super-GM-Niveau spielt. Umgekehrt haben letztere ja meist keine Lehrbücher geschrieben. Wo sind denn die Bücher von Carlsen, Caruana, Nakamura, Ding, Giri, So etc.? Es gibt sie nicht, und wer weiß, wie lehrreich und verständlich diese Bücher wären, wenn es sie gäbe. Dann lieber ein Buch von jemandem, der 'nur' IM oder FM ist, und dafür eines, das so geschrieben ist, dass es Amateuren etwas bringt.
Konstantin_3 - 12. Jan '24 Bearbeitet
Hier haben wir eine eher komplizierte Stellung. Silman versucht in meinen Augen die Stellung zu entschlüsseln und er gibt Tipps was man beachten sollte. Oft redet oder hört man gerne im Schach von der "Sprache des Schachs".

In dem Fall aber übersetzt er das in Form von Ungleichgewichte, das können sein:

- Bessere Leichtfigur
- Raum
- Bauernstruktur
- Material
- Kontrolle einer wichtigen Linie
- Kontrolle eines schwachen Feldes
- Entwicklungsvorsprung
- Initiative ( Auf den eigenen Vorteil/Interessen bedacht )
- Königssicherheit
- statisches kontra dynamisches Spiel

"In diesem Ungleichgewicht geht es hauptsächlich um schwache Bauern und Freibauern"

Move piece

Chessboard as table

abcdefgh
8Rook BlackRook BlackKing Black
7Queen BlackPawn BlackBishop BlackPawn Black
6Pawn BlackPawn WhitePawn Black
5
4Pawn BlackBishop WhitePawn White
3Queen WhitePawn White
2Pawn WhiteKing White
1Rook WhiteRook White

Pieces lists

Pieces White

  • King g2
  • Queen f3
  • Rook b1
  • Rook c1
  • Bishop f4
  • Pawn f2
  • Pawn g3
  • Pawn h4
  • Pawn b6

Pieces Black

  • King g8
  • Queen d7
  • Rook d8
  • Rook e8
  • Bishop g7
  • Pawn d4
  • Pawn a6
  • Pawn g6
  • Pawn f7
  • Pawn h7
Weiss am Zug


Aber wir wollen ja das Brett lesen und eine Idee entwickeln dazu bedarf es aber einige Überlegungen.

In der Struktur geht es um diese 5 Ungleichgewichte:

- Bessere Leichtfiguren
- Kontrolle einer wichtigen Linie
- Initiative
- Königssicherheit
- Bauernstruktur

Wir sehen zwar dass Schwarz einen Mehrbauern hat und sogar zwei Freibauern aber diese Stellung ist für Schwarz total verloren.

Bessere Leichtfiguren: Der weiße Läufer auf f4 deckt die Diagonale welche das Umwandlungsfeld für den weißen Freibauern darstellt, gleichzeitig besitzt der Läufer die gleiche Farbe wie das des schwarzen Läufers und kann diesen bei bedarf angreifen.
Dagegen ist der schwarze Läufer von seiner Figur blockiert und ist im Fadenkreuz des weißen Läufers.

Kontrolle einer wichtigen Linie: Die d - Linie gehört ganz allein den schwarzen Figuren. Die Dame und der Turm decken den Bauern. Die e - Linie wird auch von dem Turm kontrolliert.
Dagegen deckt der weiße Turm den Freibauern auf der b - Linie und der weitere Turm besetzt die c- Linie. Und die Weiße Dame deckt die wichtige Diagonale für den vorrückenden Freibauer.

Initiative: Für Weiß wie auch für Schwarz wäre es super wenn Figuren welche Ihre Freibauern bedrohen entfernt würden um ihr Ziel zu erreichen, einen Bauern auf die 8 Reihe zu bringen.
In dem Fall liegt die Initiative bei dem weißen Bauern! Weiß ist am Zug und Schwarz muss auf ein mögliches vorrücken auf "Bauer b7" reagieren.

Königssicherheit: Der weiße König ist prophylaktisch von der 1 Reihe weg und befindet sich in Sicherheit auf g2 umgeben von seinen Bauern welcher nun für potenzielle Angriffe z.B. auf te8te1+ sicher steht.
Dagegen ist der schwarze König auf der 8 Reihe potenziell bedroht!
Auch darf man sich Fragen ob der weiße König vom Timing schnell genug den Freibauern auf der d-Linie notfalls aufhalten kann.

Bauernstruktur: Am Königsflügel stehen die Bauern gegenüber, da brennt nichts an.
Weiß hat einen vorgerückten Bauern und muss die Initiative ergreifen um nicht von den zwei Freibauern von Schwarz bedrängt zu werden und noch die Partie zu verlieren.

Nun haben wir die Stellung bewertet und sehen deutlich, dass Weiß besser steht und hier sein Trumpf des Freibauern, das Ungleichgewicht dominiert. Die schwarzen Figuren an seinen Angriff binden muss um die Isolierten Freibauern absolut wertlos zu machen.

Entwicklung eines Planes:
Weiß muss die Initiative nun ergreifen und den vorgerückten Freibauern einsetzten um die schwarze Stellung von seinem Plan abzulenken und insbesondere die verteidigenden Figuren an seinen Angriff zu binden um den Freibauern auf der d -Linie zu schwächen. Mit der Drohung, dass der Bauer auf b8 zur Dame werden möchte.
Also ist der nächste logische Zug auch b7.

Das ist der Ansatz und nun muss man Zug für Zug sich Vorteile erspielen, in dem man weitere Ungleichgewichte schafft, schwache Felder besetzt, gedeckte Felder einnimmt, Qualität und Figuren abtauscht um sein Ziel weiter zu verfolgen.

1. b7 (Droht mit 2. b8 einen ganzen Turm (Qualität) zu gewinnen)
1...Tb8
2. Lxb8 - Txb8
3. Dc6 - Dd8
4. Dc8 - Le5
5. Dxd8 - Txd8
6. Tc8 1-0

Eine alternative Zugfolge:

1. b7 (Droht mit 2. b8 einen ganzen Turm (Qualität) zu gewinnen)
1...Tb8
2. Lxb8 - Txb8
3. Dc6 - Dxc6 +
4. Txc6 - Le5
5. Tc8+ - Kg7
6. f4 - Ld6
7. Txb8 - Lxb8
8. Ta1 - d3
9.Kf3
Phantom - 12. Jan '24
Man kann Schach auch langweilig reden. Oder schreiben..
Oli1970 - 12. Jan '24
Man kann auch einfach gar nichts machen.
Man kann auch alles kaputt reden.
Man kann auch kritisieren ohne es besser zu machen.
Man kann auch opponieren ohne Initiative zu zeigen.
Man kann auch anerkennen, dass jemand etwas uneigennützig für ambitionierte Hobbyspieler anbietet.
Man kann auch konstruktiv teilhaben.
Entdecke die Möglichkeiten.
Vabanque - 12. Jan '24
@Oli1970: 👍👏
toby84 - 12. Jan '24
"Entdecke die Möglichkeiten." 😄
Coffins - 12. Jan '24
Ich stelle mich hiermit an Phantoms Seite. Sein Beitrag ist völlig angemessen und berechtigt. Und konstruktive Kritik ist da definitiv herauszulesen, und zwar kurz und prägnant.

Oder glauben wir wirklich, kilometerlanges Geschwafel ist interessant und kurzweilig? Warum machen wir das dann nicht auch?

Entdecke die Möglichkeiten? Ja wo denn nur? 😶

VG - Coffins 😇
Tschechov - 12. Jan '24
Also ich finde das hier Dargestellte sehr interessant, als Geschwafel möchte ich das nicht bezeichnen.
toby84 - 12. Jan '24
das ist alles ok. man kann solche beiträge schwafelig finden und man kann sie interessant finden. so wie es aussieht, gibt es genug chessmailer, die diesen thread nicht schwafelig finden, also hat er auf jeden fall seine berechtigung.

und oli meint mit "entdecke die möglichkeiten" vermutlich, dass sich bei phantom das gleichgewicht zwischen "beiträge anderer (negativ) bewerten" und "selbst konstruktive beiträge verfassen" eher stark richtung ersteres neigt, und das kann griesgrämig rüberkommen. demnach wäre olis kommentar ein hinweis darauf, dass man diesem urteil, das man allzu schnell voreilig fällt, durch mehr produktives engagement in der chessmail-gemeinschaft oder mehr beiträge mit positiver grundhaltung entgegenwirken kann.
Coffins - 12. Jan '24
@toby: Kann gut sein, dass Oli das meint. Tut hier aber nichts zur Sache! Denn Phantoms Beitrag hier in diesem Thread ist und bleibt konstruktiv und angemessen.

@Tschechov: Ich nenne es Geschwafel. Du kannst diesem geschriebenen Dauerkilometer natürlich einen Namen deiner Wahl geben.

VG - Coffins 😇
toby84 - 12. Jan '24
"Denn Phantoms Beitrag hier in diesem Thread ist und bleibt konstruktiv und angemessen."

sicher, dass du weißt, was man unter einem konstruktiven beitrag versteht? 😉 ich würde darunter formulierungen verstehen wie "absatz zwei erscheint mir sehr langatmig" oder "im einzelnen sind die absätze durchaus interessant, aber in der masse wirken sie überladen" oder "der stellungsanalye wird nach meinem empfinden zu viel gewicht beigemessen" u.s.w.. "man kann schach auch langweilig reden" bietet keinerlei anhaltspunkte für verbesserungen. das ist in meinen augen ein paradebeispiel für einen destruktiven kommentar.
Oli1970 - 12. Jan '24
Danke, Toby!

Z. B. „karrierebibel.de“ führt dazu aus:

Konstruktive Kritik will nicht nur auf Fehler hinweisen, sondern ist zugleich um eine Lösung bemüht. Konstruktive Kritik zu geben, bedeutet, im Kern respektvoll, förderlich und nützlich zu bleiben. Diese Form zeigt Alternativen auf und bemüht sich um sachdienliche Hinweise und eigene Vorschläge zur Verbesserung.

Destruktive Kritik ist das Gegenteil davon: Sie will attackieren, schaden, runtermachen und ist in ihrem Wesen weder sachdienlich, noch wohlwollend oder weiterführend. Sondern vielmehr ein Schlag ins Gesicht des Kritisierten. Destruktive Kritik soll – wie der Name sagt – zerstören und den Adressaten treffen sowie seine Gefühle verletzen.


Ich rege an Synonyme für „konstruktiv“ zu recherchieren. Damit fällt es leicht zu differenzieren, um was es sich bei besagtem Kommentar handelt.
MarkD - 12. Jan '24
Vielen Dank, Konstantin, für Deinen Beitrag - ich fand ihn sehr angenehm.
Konstantin_3 - 12. Jan '24 Bearbeitet
Hier geht es um den Raum und Gebietsgewinn

Move piece

Chessboard as table

abcdefgh
8Rook BlackQueen BlackBishop BlackRook BlackKing Black
7Pawn BlackPawn BlackPawn BlackKnight BlackBishop BlackKnight BlackPawn Black
6Pawn BlackPawn BlackPawn Black
5Pawn WhitePawn WhitePawn BlackPawn White
4Pawn WhitePawn WhitePawn WhitePawn WhitePawn White
3Knight WhiteBishop WhiteBishop WhiteKnight White
2King WhiteQueen WhiteRook White
1Rook White

Pieces lists

Pieces White

  • King b2
  • Queen d2
  • Rook c1
  • Rook g2
  • Bishop d3
  • Bishop e3
  • Knight b3
  • Knight f3
  • Pawn b4
  • Pawn c4
  • Pawn e4
  • Pawn g4
  • Pawn h4
  • Pawn a5
  • Pawn d5
  • Pawn f5

Pieces Black

  • King g8
  • Queen d8
  • Rook a8
  • Rook f8
  • Bishop e7
  • Bishop e8
  • Knight d7
  • Knight f7
  • Pawn e5
  • Pawn d6
  • Pawn f6
  • Pawn h6
  • Pawn a7
  • Pawn b7
  • Pawn c7
  • Pawn g7
Weiss am Zug


Man merkt, dass Weiß einen spürbaren Raumvorteil besitzt. Die schwarzen Figuren sind dagegen wie in einem Käfig eingesperrt :-)

"Definitiv hat Silman hier eine ganz andere Sprache benutzt, wie in seinen Büchern davor - Schach von A bis Z. Für mich ist die Veränderung seiner Person, sehr spannend zu lesen. Er wurde mal gefragt wie er mit seiner Kritik umgehe und zeigte sich enttäuscht darüber. Er hätte sich mehr Verständnis gewünscht. In diesem 3 Band hat er zumindest versucht sich zu verbessern."

Und auch diese geschlossene Stellung handelt darüber :-)

Ungleichgewicht:
Hier geht es darum, in die Gegnerische Stellung einzudringen. Und den Raumvorteil der weißen Stellung zu nutzen.

Idee:
Was sollte Weiß ziehen um ein Durchbruch am Damenflügel oder aber auch am Königsflügel zu erzielen?

Lösung:
Durchbruch am Damenflügel mit c4-c5
Durchbruch am Königsflügel mit g4-g5

Könnte man noch was schönes spielen ?
Konstantin_3 - 12. Jan '24
@Phantom 😅 ja, es sei mir verziehen 🙏

Schönen Abend in die Runde 🌹
(Bleibt anständig 👊)
schach2018 - 12. Jan '24 Bearbeitet
@Konstantin_3

Ich weiß nicht, wie viele Kapitel du über das Thema "Ungleichgewichte" schreiben wirst.

Nur stelle ich fest, dass sich in diesem Thread "Ungleichgewichte" deine Kapitel mit unterschiedlichsten Beiträgen verschiedenster User vermischen (aktuell 39 Beiträge).

Dadurch verliert der Thread langsam seine Übersicht.
Vabanque - 12. Jan '24
Ja, vielleicht wäre es im Sinne der besseren Übersichtlichkeit durchaus sinnvoll, von Zeit zu Zeit Threads 'Ungleichgewichte II' bzw. III usw. zu starten.
Vabanque - 12. Jan '24
Zur letzten Stellung: Ich denke, der Durchbruch am K-Flügel mit g4-g5 ist chancenreicher, da sich dort der schwarze, aber nicht der weiße König befindet. Den Durchbruch am D-Flügel mit c4-c5 kann man sich ja als schwebende Drohung bzw. Spiel auf zwei Schwächen noch offenhalten. Häufig reicht das Spiel auf eine Schwäche nicht aus, und man muss dann im gegebenen Moment auf den anderen Flügel schwenken und eine dortige, weitere Schwäche ausnutzen. Je weiter diese Schwächen auseinander liegen, desto schwerer tut sich der beengt stehende Gegner (hier Schwarz), seine Streitkräfte zur Verteidigung auf den anderen Flügel zu bewegen.
schach2018 - 12. Jan '24
Vabanque
"Ja, vielleicht wäre es im Sinne der besseren Übersichtlichkeit durchaus sinnvoll, von Zeit zu Zeit Threads 'Ungleichgewichte II' bzw. III usw. zu starten."

Ja, genau. Auf diese Weise schließt man ein Kapitel ab und man gibt damit allen interessierten Usern die Möglichkeit, innerhalb des jeweiligen Kapitels sich auszutauschen.
Vabanque - 12. Jan '24
Hier hat Weiß beide Durchbrüche so gut vorbereitet, dass er jeweils ohne Bauernopfer den entsprechenden Bauern nach g5 bzw. c5 stellen kann. Dies ersieht man ganz einfach aus der Faustregel, dass man einen Stein dann auf ein bestimmtes Feld stellen kann, wenn man auf diesem Feld einmal mehr 'drauf' ist als der Gegner. Hier zielt Weiß 5mal auf g5 (Bauer h4, Sf3, Tg2, Le3, Dd2), während Schwarz nur 4mal drauf zielt (Bauern f6 und h6, Le7 und Dd8). Daher kann weiß unbehelligt seinen g-Bauern nach g5 ziehen. Dabei sollten aber möglichst die wertvollsten Figuren hinten stehen (z.B. könnte der g-Bauer nicht nach g5 gestellt werden, wenn Le3 und die Dd2 in umgekehrter Reihenfolge stehen), und man sollte auch die sich ergebenden Abtäusche noch einmal prüfen, ob nicht einer an einem speziellen Umstand scheitert.
Oli1970 - 12. Jan '24 Bearbeitet
>> Ich denke, der Durchbruch am K-Flügel mit g4-g5 ist chancenreicher <<
Das schätze ich auch so ein. Zum einen öffnet er die schwarze Königsstellung, zum anderen öffnet man ohne triftigen Grund nicht die eigene Haustür. Die Figuren zeigen in Richtung des schwarzen Königs - natürlich auch in Richtung des Damenflügels, schon klar -, aber auch Tch1 oder Tcg1 sind hübsche Optionen. Demnach wäre g4-g5 wohl der erste Kandidat.

Ah, okay, Du hast nochmal nachgelegt. :-)
Vabanque - 12. Jan '24
>>aber auch Tch1 oder Tcg1 sind hübsche Optionen.<<

Stimmt, Schwarz kann g4-g5 sowieso nicht verhindern, warum also nicht vorher noch eine weitere Figur in Stellung gegen den schwarzen König bringen? Umso effektiver könnte danach g5 ausfallen.
Oli1970 - 12. Jan '24
Wie so oft die Qual der Wahl. Wohin zieht man die Schwerfigur besser? Oder doch erst der Bauernzug und abwarten, ob man lieber g oder h verstärkt? Ich weiß tatsächlich nicht, woran ich eine Entscheidung festmachen würde. Bg5 funktioniert offenbar schon jetzt, vielleicht also besser kein Tempo verschwenden? Oder doch zunächst den Aufbau verstärken, aber wo?
Vabanque - 13. Jan '24
g5 funktioniert, aber wenn Schwarz darauf mit h5 vorbeizieht, um die Öffnung der h-Linie zu vermeiden, sollte man nicht übereilig mit gxf6 die g-Linie öffnen, da Schwarz mit Lxf6 erstmal g7 deckt. Besser dann wohl erst mit Tcg1 den anderen Turm heranholen.
Konstantin_3 - 13. Jan '24 Bearbeitet
Ja ich sehe das auch so, dass der g5 überlastet ist. Absolut Richtig.

Silman führt in diesem Buch an, dass er auch mit Engine analysiert hat.
Und als logische Zugfolge führt er auch wie schon richtig erkannt, Tcg1 und Tch1 an.


Ich hab mich natürlich auch mal hingesetzt und Motive angeschaut.
(Das Zusammenspiel der Figuren kann man, denke ich, hier ganz gut erkennen von einer Idee bis zur Umsetzung.)

1.Dd2–f2 c7–c6 2.h4–h5 Sf7–g5 3.Sf3–h4 a7–a6 4.Le3xg5 h6xg5 5.Sh4–g6 c6xd5 6.e4xd5 Ta8–b8 7.Tg2–h2 b7–b5 8.h5–h6 Le8xg6 9.f5xg6 g7xh6 10.Th2xh6 b5xc4 11.Tc1–h1 c4–c3+ 12.Kb2–c2 f6–f5 13.Th6–h8+ Kg8–g7 14.Th1–h7+ Kg7xg6 15.Ld3xf5+ Kg6–f6 16.Lf5–e4#

1–0

Ein Ungleichgewicht möchte ich noch posten - muss ich allerdings noch selber lesen :-)
Und dann muss ich mal schauen was das Buch noch so hergibt aber sicherlich nicht die nächsten Tage ;)
(Sicherlich dann mit einem anderen Topic - separat)

Grüße
Oli1970 - 13. Jan '24
Ich finde diesen Thread absolut interessant und sogar wertvoll. Wie oft habe ich mich gefragt, wie man eigentlich einen Plan, eine Strategie entwickelt. Taktik ist vergleichsweise leicht. Herauszufinden, wo und wie man die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Angriff schafft, wo die eigenen Figuren günstig und vorausschauend platziert werden müssen, ist eine ganz andere Herausforderung. Oder eben auch zu erkennen, was droht. Silmans Ungleichgewichte helfen herauszufinden, welche Seite die Nase vorn hat und wohin man demzufolge den Blick richten sollte.

Ein gutes Arbeits-Buch zum Strategietraining, allerdings einige Level drüber, ist „Strategische Schachaufgaben“ von Emmanuel Bricard. Hier gibt es z. B. eine Leseprobe etc: schachversand.de/strategische-schachaufgaben.html
Man bekommt ein Stellungsbild, den Hinweis, welche Seite am Zug ist und Vorteil erlangt und muss daraus einen Plan entwickeln. Im Lösungsteil werden alle relevanten Varianten und Optionen beleuchtet. Gutes Buch, aber eben Arbeit.
Vabanque - 13. Jan '24
>>Herauszufinden, wo und wie man die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Angriff schafft, wo die eigenen Figuren günstig und vorausschauend platziert werden müssen, ist eine ganz andere Herausforderung<<

Genau. Bei den Türmen finde ich es immer besonders schwierig, auf welche Linien man sie stellen soll, wenn entweder noch gar keine Linie offen ist oder aber wenn schon mehrere offen sind. Ähnlich bei Läufern, auf welchen Diagonalen sie später mal die größere Wirksamkeit entfalten werden.

Bei der letzten kommentierten Partie (Castaldi-Tartakower)
/forum/thread.html?key=Kqt9ESZB6PL7&sv=7
sieht es ja zunächst so aus, als wenn Weiß seine Figuren nur rein schematisch und willkürlich auf irgendwelche Felder entwickelt, damit sie halt aus der Grundstellung raus sind.
Aber plötzlich erweist es sich, dass sie alle ideal stehen - wie durch ein Wunder entfalten sie plötzlich maximale Wirksamkeit und sind auf genau der richtigen Linie bzw. Diagonale platziert. Ist dies nun Zufall oder vorausschauendes Spiel in der Eröffnung?
Konstantin_3 - 13. Jan '24 Bearbeitet
Nun ich habe hier eine schöne Überleitung zu meinem letzten Ungleichgewicht was ich gerne zeigen möchte.

Hier handelt die Thematik um das: "Statische kontra dynamische Spiel."
- Der Kampf zwischen kurzfristige und langfristige Ungleichgewichte

In jeder Phase einer Partie gibt es statisches und dynamisches Spiel.
Eine Dynamik im Spiel hält nicht lange und leitet einen Angriff ein oder aber sichert langfristig einen statischen Vorteil.
Statische Vorteile sind somit langfristig anzusehen.

Ein statischer Vorteil kann eine Eröffnung sein und macht sich in den ersten zehn Zügen bemerkbar, laut Silman.
Die wiederum die Strategie im Mittelspiel verfolgen und das Endspiel prägen.

8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. d4 c5 2. e3 xd4 3. xd4 Sc6 4. Sf3 d5 5. c4 Sf6 6. xd5 Sxd5 7. Sc3 e6 8. Ld3 Le7 9. O-O O-O
PGN anzeigen

1. d4 c5 2. e3 cxd4 3. exd4 Nc6 4. Nf3 d5 5. c4 Nf6 6. cxd5 Nxd5 7. Nc3 e6 8. Bd3 Be7 9. O-O O-O 1... d5


Wenn man sich nun die Stellung ansieht, bemerkt man, dass Weiß einen Isolierten Bauern auf d4 hat.
Aus Sicht des schwarzen Spielers, interpretiert er diesen für sein Spiel und Ideenfindung als statische Schwäche!
Dagegen Weiß als dynamische Stärke...! Er sichert Weiß, Raum im Zentrum, kontrolliert die Felder c5 und e5 und erlaubt durch die den Raumvorteil, Angriffe auf die Königsstruktur.

Zu den Plänen:

Weiß bildet seinen Angriff um den Freibauern herum und nutzt die kontrollierten Felder als mögliche Stützpunkte wie auch die entstandenen offenen Linien und Diagonalen Felder des Läufers.

Schwarz dagegen möchte diesen Freibauer los haben und konzentriert sein Spiel diesen zu beseitigen.

Hierzu habe ich zwei tolle Videos gefunden die diese Ideen verdeutlichen
Gewinnen mit dem isolierten Bauern
* youtube.com/watch?v=9usK6_L_Hc4&t=1s
Gewinnen gegen den isolierten Bauern
* youtube.com/watch?v=-d6At1Jd4zI

@Vabanque in deiner Partie geht es genau um diese Aspekte in der Eröffnung.

Grüße
Konstantin_3 - 14. Jan '24
@Oli1970 du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Übrigens vielen Dank für deine Literatur Empfehlung <3

Gruß
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